Hohe Stickoxidwerte durch Autoverkehr in Städten gefährden Gesundheit
Hamburg,
3. 4. 2017 – Die dauerhaft erhöhten Stickoxidwerte vieler deutscher
Städte steigern das Asthmarisiko für Kinder erheblich. Bereits eine
langfristige Zunahme um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter steigert die
Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken für Kinder um
durchschnittlich 15 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das Schweizerische
Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in einer heute
veröffentlichten Kurzexpertise im Auftrag von Greenpeace. Mehr als die
Hälfte der Verkehrsmessstationen in deutschen Städten zeigen seit Jahren
Stickoxidwerte, die den Grenzwert von 40 Mikrogramm überschreiten,
oftmals um deutlich mehr als zehn Mikrogramm. Zwei Drittel der
Stickoxide im Verkehr stammen aus Diesel-Pkw. „Die chronischen
Stickoxidprobleme deutscher Städte gefährden die Gesundheit von
Zehntausenden von Stadtbewohnern“, sagt Daniel Moser,
Greenpeace-Verkehrsexperte. „Mittelfristig müssen Städte sauberen
Verkehr anbieten, kurzfristig führt an Dieselverboten kein Weg vorbei.“
Die Expertise online: http://gpurl.de/dfJGf
Laut Europäischer Umweltagentur sterben in Deutschland jährlich mehr als 10.000 Menschen vorzeitig durch Stickoxide (http://bit.ly/2dewIL5).
Die Kurzexpertise betrachtet die kurz- und langfristigen
Gesundheitsschäden mit einem Schwerpunkt auf Kinder. Demnach
beeinträchtigen hohe Stickoxidwerte langfristig deren Lungenwachstum und
stehen im Verdacht, die Entwicklung des Kindes im Mutterleib zu
beeinträchtigen. Auch der kurzfristige Kontakt mit erhöhten Werten
schadet der Gesundheit. „Erhöhte Stickoxidwerte sind ein ernstes
Gesundheitsrisiko“, so Autorin Meltem Kutlar Joss vom Swiss TPH.
„Zahlreiche Studien belegen, dass der Luftschadstoff auch die Gesundheit
von Kindern gefährden kann.“
Blaue Plakette wirksamster Schutz vor Stickoxiden
In
Städten wie München, Hamburg und Düsseldorf klagen Anwohner und
Umweltverbände erfolgreich gegen die anhaltend schlechte Luft. Eine
wirksame Maßnahme für bessere Luft ist die blaue Plakette, mit der
Städte schmutzige Diesel-Pkw aus besonders belasteten Stadtteilen
fernhalten können. Während zahlreiche Städte sowie Bundesländer wie
Baden-Württemberg, Berlin und Hessen die Plakette fordern, blockiert sie
Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Auch Bundesländern wie
Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind gegen die Maßnahme. Der
inzwischen offen ausgetragene politische Streit soll noch vor dem Sommer
durch eine Abstimmung im Bundesrat entschieden werden. Greenpeace
fordert die blaue Plakette als Sofortmaßnahme zum Schutz von
Stadtbewohnern.
Nach
einem Gutachten des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg für die
Stadt Stuttgart verringert die blaue Plakette als Erweiterung der
Umweltzone Stickoxide am wirksamsten (http://bit.ly/2mb19Fn). Sie kann
die NO2-Belastung auf 95 Prozent der heute belasteten Straßen unter den
Grenzwert senken. Der Vorschlag von Verkehrsminister Dobrindt, Busse,
Taxen und Paketdienste auf Elektroantrieb umzustellen, erreicht hingegen
lediglich 14 Prozent.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen