• Konzern trennt sich nur zögerlich von Kohle-Anlagen
• Beteiligung an zynischem Klimaversicherungs-Modell
• Weltweite Beteiligung an Landgrabbing
München, 25.4.2017
Zur morgigen Hauptversammlung der Münchener Rück kritisieren Umwelt-
und Menschenrechtsorganisationen die zögerliche Haltung des Konzerns
bei klimaschädlichen Kohlegeschäften. Während der weltweit größte
Rückversicherer selbst immer wieder vor der Rolle des Klimawandels bei
Unwettern warnt, hinkt er gleichzeitig der Branchenkonkurrenz bei
Richtlinien zum Abbau von Kohle-Investitionen stark hinterher. Lediglich
bei ihren Aktienanlagen meidet die Münchener Rück Unternehmen, die mehr
als 50 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle oder Kohleerzeugnissen machen.
„Das ist deutlich schwächer als die 30-Prozent-Schwelle beim
norwegischen Pensionsfonds oder bei der Allianz. Anleihe- und
Versicherungsgeschäfte werden davon gar nicht berührt. Von einem
Unternehmen, das sich selbst für seinen Klimaschutzansatz rühmt,
erwarten wir deutlich mehr“, sagt Barbara Happe von der Organisation
urgewald.
Angesichts
dessen kritisiert Christian Russau von den Kritischen Aktionären
aktuelle Klimaversicherungskonzepte für Entwicklungs- und
Schwellenländer als „zynisch“. Das auf einer Initiative der G7-Staaten
basierende Konzept soll Millionen Menschen in den Entwicklungs- und
Schwellenländern Versicherungsschutz gegen Wetterkatastrophen infolge
des Klimawandels ermöglichen, die Münchener Rück will sich daran
beteiligen. „Das ist praktizierte Klima-Ungerechtigkeit“, kritisiert
Russau. „Die Betroffenen sollen selbst für einen Großteil des
Versicherungsschutzes aufkommen, obwohl sie den Klimawandel nicht
verursacht haben.“ Da die Münchener Rück selbst noch nicht fossil-frei
bei ihren Anlagen, Anleihen und Versicherungen ist, offenbare sie hier
ihre Doppelmoral. „So hilft die Münchener Rück auch noch kräftig mit bei
den Ursachen für dieses neue Geschäftsmodell.“
Martin
Glöckle von Pro Regenwald kritisiert zudem den Kauf von Agrarflächen
durch die Münchener Rück. Im Jahr 2015 übernahmen die Münchener
insgesamt 2.300 Hektar landwirtschaftliche Fläche von 14
Tochtergesellschaften der KTG Agrar, damals Deutschlands größter
Ackerbaukonzern. Die Felder hätten jedoch laut Gesetz zuerst
ortsansässigen Bauern angeboten werden müssen. „Dieses
Aus-dem-Markt-Drängen von lokalen Kleinbauern ist nicht akzeptabel“, so
Glöckle. Auch darüber hinaus ist die Münchener Rück weltweit an
Landgrabbing beteiligt. Laut Zahlen von April 2015 besitzt der
Rückversicherer weltweit Anteile an Landflächen in Höhe von 100.000
Hektar: 32 % davon in Nordamerika, 44 % in Asien, Ozeanien und
Australien, in Südamerika 16 %, in Afrika 5 % und 3 % in Europa.
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