Hamburg,
1. 09. 2016 – Angespülten Plastikmüll auf den Vogelschutzinseln
Scharhörn und Nigehörn im Nationalpark Wattenmeer sammeln heute
Aktivisten vom Verein Jordsand und Greenpeace. Unter dem Motto
#wellemachen packen rund 40 Freiwillige an und zeigen, dass das Problem
des Plastikmülls auch auf unbewohnten Inseln des Nationalparks
angekommen ist. „Die vielen Plastik-Kanister, PET-Flaschen, Bojen und
Netzreste aus der Fischerei mitten im abgelegenen Vogelschutzgebiet
machen das Ausmaß des weltweiten Problems sichtbar“, sagt Lisa Maria
Otte, Meeresexpertin von Greenpeace. „Grundsätzlich müssen politische
Lösungen her.“ So verbrauchen Deutsche mit Abstand das meiste Plastik in
Europa – ein Viertel der Gesamtmenge. Doch auch die Fischerei trägt
Verantwortung: Netze reißen von Schiffen los, gehen über Bord oder
werden als Müll absichtlich ins Meer geworfen. Greenpeace fordert daher
Fischereiminister Christian Schmidt (CSU) auf, echte Maßnahmen zu
schaffen, die diesen Verlust von Netzen und Fischereigerät in der Nord-
und Ostsee kontrollieren und sanktionieren.
Die
Inseln Scharhörn und Nigehörn liegen in der höchsten Schutzzone (Zone
1) des Nationalparks Hamburgisches Wattenmeer und werden durch den
Verein Jordsand betreut. „Anders als an Urlaubsstränden wie auf Sylt und
in Büsum wird hier nicht der Strand geharkt“, sagt Imme Flegel,
Schutzgebietsbetreuerin des Vereins. Seit 1989 wertet Jordsand Müllfunde
von Scharhörn systematisch aus: Vorwiegend Schiffsabfälle und
Fischereigerät sammeln sich hier an. Kormorane tragen Netzreste in ihre
Nester ein. Vor allem die Jungvögel strangulieren sich dann häufig mit
den Plastikschnüren und verenden. Manche Arten verwechseln kleine
Plastikteile mit Nahrung. „Wir finden häufig tote Eissturmvögel, deren
Mägen mit Plastikteilen verstopft sind. Sie verhungern auf diese Weise
mit vollem Magen“, so Flegel. „Es ist nicht zu fassen, dass trotz
Aufklärung und Verbot immer noch Plastik ins Meer gekippt wird.“
Ozeane verkommen zum Plastikendlager
Bis
zu 25.000 Fischernetze landen jährlich in europäischen Meeren, so eine
Studie der Welternährungsorganisation (FAO). Über Jahrzehnte verenden in
diesen zum Teil kilometerlangen Netzen weiter Fische und andere
Meerestiere. Alleine in europäischen Meeren kommen laut FAO jährlich
rund 1.250 Kilometer an Netzen dazu. Das entspricht fast der Entfernung
von Hamburg nach Rom.
Bis
zu 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jedes Jahr weltweit
alleine von Land aus ins Meer. Plastikmüll sammelt sich selbst an
entlegenen Stellen wie der Arktis oder Tiefseegräben und in
Schutzgebieten. „Auf Scharhörn und Nigehörn liegen auch Joghurtbecher,
Kinderspielzeug und Luftballonschnüre“, so Otte. „Jede und jeder von uns
kann im Alltag prüfen, wo sich Plastik vermeiden lässt, damit die
Müllmenge in den Ozeanen nicht weiter zunimmt.“ Plastik zersetzt sich im
Meer zu immer kleineren Teilen, bis hin zu sogenanntem Mikroplastik –
es verschwindet nicht. Dieses Mikroplastik wird von Meeresbewohnern
aufgenommen und landet unter Umständen auch in unserem Essen.
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