Neuer Greenpeace-Report fasst Forschungsstand zusammen
Hamburg, 28.9.2016 – Greenpeace veröffentlicht heute den aktuellen Forschungsstand zur Belastung von Fisch, Krusten- und Schalentieren mit Plastikpartikeln (Report: www.greenpeace.de/plastik-in-fisch). „Mikroplastik wirkt in der Umwelt wie ein Fremdkörper mit Giftfracht. Es enthält Schadstoffe, zum Beispiel Weichmacher und Flammschutzmittel. Gleichzeitig sammeln sich Schadstoffe aus der Umwelt an den Partikeln. Es droht die Gefahr, dass sich Mikroplastik in der Nahrungskette anreichert“, sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresexpertin. Diese Annahme stützt der Report mit Ergebnissen aus den jüngsten Feld- und Laborstudien zur Aufnahme, Anreicherung und Auswirkungen von Mikroplastik und assoziierten Schadstoffen.
In
der Nahrungskette haben Wissenschaftler Mikroplastik längst
nachgewiesen: in kleinstem Zooplankton, aber auch in kommerziell
genutzten Arten wie Thunfisch, Kabeljau, Makrele sowie Miesmuscheln und
Nordseegarnelen. Dort können die winzigen Plastikpartikel samt
Schadstoffen sowohl physisch als auch chemisch zum Problem werden. Sie
rufen beispielsweise Entzündungsreaktionen im Darmtrakt hervor,
beeinflussen die Nahrungsaufnahme oder das Fortpflanzungsverhalten der
Tiere. „Bisher gibt es keine Erkenntnisse, inwieweit die Plastikpartikel
auch ins Gewebe gelangen. Vorsicht ist jedoch bei Muscheln oder
Garnelen geboten, die etwa vollständig verzehrt werden“, so Schöttner.
Erster Schritt: Industriell gefertigtes Mikroplastik verbieten
„Die
Forschung zu Mikroplastik steckt noch immer in den Kinderschuhen – erst
recht, was die möglichen Folgen für Mensch und Umwelt angeht“, so die
Greenpeace-Expertin. Die unabhängige Umweltschutzorganisation fordert
die Politik auf, das Vorsorgeprinzip anzuwenden, um das Risiko für
Mensch und Umwelt gering zu halten. „Als ersten, einfachen Schritt
sollte Umweltministerin Hendricks dem Beispiel Großbritanniens folgen
und Mikroplastik in Verbrauchsgütern
verbieten, die täglich ins Abwasser gelangen – das betrifft insbesondere
Kosmetik-, Wasch- und Reinigungs-mittel.“ In Peelings, Shampoos
und Scheuermilch dienen die Plastikkügelchen zum Beispiel als Schleif-
oder Bindemittel. Die Industrie entzieht sich einem gesetzlichen
Standard bisher durch individuelle Ausstiegspläne. Greenpeace hatte im
Sommer die 30 größten Kosmetikhersteller weltweit auf Qualität und Stand
ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung befragt. Keine einzige erfüllte
die Greenpeace-Kriterien.
Als
Mikroplastik werden Plastikpartikel mit einem Durchmesser von weniger
als fünf Millimetern bezeichnet. Sie entstehen entweder durch den
Zerfall größeren Mülls oder werden bereits in kleiner Größe industriell
hergestellt. Sie können teils ungehindert die Klärwerke passieren.
Jährlich gelangen bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll allein von Land
in unsere Ozeane. Er wird biologisch nicht abgebaut, sondern zerfällt
in immer kleinere Teilchen. Derzeit gibt keine verlässliche Angabe über
die genaue Menge von Mikroplastik in den Ozeanen. Funde in entlegenen
Gebieten wie Arktis und Antarktis belegen jedoch, dass die Verschmutzung
sehr weitreichend ist.
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