17. September 2016

IPPNW FORDERT VERBLEIB DES RADIOAKTIVEN „FREIGABE-MATERIALS“ AN DEN ATOMKRAFTWERKS-STANDORTEN


Gutachten bestätigt Stilllegungs-Strategie der IPPNW

Die Atomindustrie möchte die deutschen Atomkraftwerke nach ihrer
Stilllegung zurückbauen und den überwiegenden Teil der gering
radioaktiven Abrissmaterialien u.a. per „Freigabe“ in den
konventionellen Stoffkreislauf übergeben. Diese Materialien würden auf
regulären Mülldeponien entsorgt und recycelt werden. Die Bevölkerung
würde mit diesen gering radioaktiven Materialien in Berührung kommen.

Die Ärzteorganisation IPPNW hat angeregt, eine alternative
Stilllegungsstrategie zu prüfen: Ein auf Dauer angelegter Einschluss des
gering radioaktiven "Freigabe-Mülls" im Atomkraftwerk nach der Entnahme
der schwach-, mittel- und hochaktiven Stoffe. „Ein Gutachten belegt nun,
dass dies machbar ist und die Strahlenbelastung der Bevölkerung
reduzieren würde“, so IPPNW-Arzt Dr. Jörg Schmid. „Als ÄrztInnen
wollen wir die Bevölkerung vor dem gering radioaktiven Freigabe-Müll
schützen.“ In Betracht kommt laut Schmid entweder ein Verbleib des
Freigabe-Mülls in den Atomkraftwerks-Gebäuden oder in einem zu
errichtenden Bunker am Standort.

Die IPPNW hat bei der Intac GmbH eine gutachterliche „Stellungnahme zu
einem Verbleib von gering radioaktiven Materialien aus der Stilllegung von
Atomkraftwerken an deren Standorten“ in Auftrag gegeben. Der Physiker
und Atomexperte Wolfgang Neumann empfiehlt in seiner Stellungnahme die
skizzierte IPPNW-Option „Stehenlassen nach Entkernung“. Er begründet
diese Option „mit der nachhaltigen Verringerung des
Radioaktivitätsinventars von ca. 1.017 Bq auf weniger als 109 Bq mit
Vorteilen beim Strahlenschutz und mit der Verringerung des
Störfallrisikos.“ Der entscheidende Vorteil liegt laut Gutachten darin,
dass die Strahlenbelastungen der Bevölkerung aufgrund der nicht erfolgten
Freigabe als geringer einzuschätzen sind als bei den bisher in der
Bundesrepublik etablierten Stilllegungsstrategien.

Alternativ umsetzbar wäre laut Gutachten eine Option „Vollständiger
Rückbau mit Bunker“. Dabei würden alle beim kompletten Abbau des
Atomkraftwerks angefallenen gering radioaktiven Materialien in ein neu am
Standort zu errichtendes robustes Bauwerk eingebracht werden. Auch hier
würde der Bevölkerung durch die nicht erfolgte Freigabe
„Strahlenbelastung erspart“, so Neumann.

„Bei diesen beiden Alternativ-Optionen gäbe es keine unkontrollierte
Verbreitung von Radionukliden durch uneingeschränkte Freigabe in die
Umwelt“, so IPPNW-Experte Henrik Paulitz. „Auch müsste neben den
Atomkraftwerksstandorten nicht an weiteren Standorten wie Deponien,
Verbrennungsanlagen, Metallschmelzen oder Schrotthändlern mit gering
radioaktiven Materialien umgegangen werden.“

Hintergrundinformationen:
•    Gutachterliche Stellungnahme von Intac/Wolfgang Neumann
(Link:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Stilllegung_Atommuell/Intac_Neumann_2016_IPPNW-Stellungnahme_AKW-Rueckbau_Freigabe.pdf
)
•    Hintergrundpapier der IPPNW (Link:
http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Info/Verbleib_des_radioaktiven_Freigabe-Muells_an_den_Atomkraftwerks-Standorten.pdf
)

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