Beitrag Deutschlands zu Klimakonferenz in Paris hat weitreichende Folgen für Kraftwerkspark, so Studie für Agora Energiewende
Berlin, 30. November 2015. Um die deutschen
Klimaschutzziele für 2030 und 2040 zu erreichen, muss die
Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken bis 2030 um 60 Prozent und bis 2040
fast vollständig reduziert werden: von heute 260 Terawattstunden auf
etwa 100 Terawattstunden im Jahr 2030 und auf weniger als 40
Terawattstunden im Jahr 2040. Da der europäische Emissionshandel selbst bei CO2-Preisen von rund 40 Euro pro Tonne CO2
bis 2040 nicht ausreicht, sind zusätzliche Klimaschutzinstrumente auf
nationaler Ebene unumgänglich. Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie
im Auftrag von Agora Energiewende. Ein planvolles, kostenminimierendes
Vorgehen bei der Verminderung der Kohleverstromung erhöht laut Studie
die Großhandelsstrompreise um etwa 0,3 Cent pro Kilowattstunde. Sie ist
damit für die Wirtschaft insgesamt gut verkraftbar.
„Die Klimakonferenz in Paris, bei der es um die
2030er-Ziele der Vertragsstaaten geht, lenkt auch den Blick auf das
deutsche Klimaschutzziel 2030 von minus 55 Prozent Klimagasemissionen.
Um es zu erreichen, kommt dem Stromsektor eine Schlüsselrolle zu, denn
er ist der größte einzelne Emittent von Treibhausgasen. Das gilt
vergleichbar auch für die Klimaschutzziele für 2040 und 2050“, sagt Dr.
Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Daher ist eine im
Konsens entwickelte langfristige Strategie für einen Kohleausstieg und
den damit verbundenen Strukturwandel unumgänglich. Die
Kohle-Klimaschutzreserve der Bundesregierung für 2020 ist insofern nur
der Auftakt für die eigentliche Herausforderung, die vor uns steht.“ Die
mittelfristigen deutschen Klimaschutzziele lauten: Minderung der
Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent bis 2040 um 70 Prozent und
bis 2050 um 80 bis 95 Prozent - jeweils unter das Niveau von 1990.
Bundestag und Bundesregierung haben in ihren Energiewende-Beschlüssen im
Vorfeld der Klimakonferenz in Paris am 12. beziehungsweise. 18.
November diese Ziele Deutschlands nochmals bekräftigt.
Die Studie untersucht auch die Effekte im
europäischen Strommarkt. Demnach verbessert die Verminderung der
deutschen Kohleverstromung nicht nur die deutsche, sondern auch die
europäische Klimaschutzbilanz. Denn dadurch werden jenseits der
deutschen Grenzen wieder derzeit oftmals ungenutzte Gaskraftwerke zum
Zuge kommen; sie werden dann nicht mehr wie derzeit von
klimaschädlicheren Kohlekraftwerken in Deutschland verdrängt. Die Studie
empfiehlt zudem eine engere Verzahnung der nationalen
Klimaschutzinstrumente mit dem europäischen Emissionshandel.
So sollten im Zuge eines nationalen Kohleausstiegs freiwerdende
Emissionszertifikate aus dem Markt genommen werden, damit sie nicht
anderswo in Europa zu einem zusätzlichen Ausstoß von Treibhausgasen
führen.
„Zu einer aktiven Klimaschutzpolitik im Stromsektor
gehört, den heutigen Betreibern der Kohlekraftwerke Planbarkeit
zurückzugeben“, sagt Patrick Graichen. „Wo nötig, muss auch über
Programme nachgedacht werden, die den schrittweisen Kohleausstieg sozial
abfedern.“
Die Gutachter von Enervis Energy Advisors haben in
der Studie drei Entwicklungspfade der deutschen Kohleverstromung
modelliert und deren Treibhausgas-Emissionen in den Jahren bis 2040
berechnet. Hierbei zeigte sich, dass nur in dem ambitioniertesten
Szenario die Klimaschutzziele für 2040 erreicht werden können.
Die Studie „Der Klimaschutzbeitrag des Stromsektors
bis 2040 – Entwicklungspfade für die deutschen Kohlekraftwerke und deren
wirtschaftliche Auswirkungen“ steht auf der Internetseite www.agora-energiewende.de zum Download zur Verfügung.
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