9. Juni 2017

Die Stiftung VIER PFOTEN ist erfreut über das Ende von Pelzfarmen in Tschechien und Deutschland.


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Nerze sind neben Marderhunden und Füchsen in Europa die am häufigsten auf Pelzfarmen gehaltenen Tiere © Vilius Paskevicius
Hamburg, 8. Juni 2017 - Die Stiftung VIER PFOTEN begrüßt, dass das tschechische Parlament am 7. Juni für ein Verbot von Pelztierfarmen bis 2019 gestimmt hat. Auch der deutsche Bundesrat folgte letzte Woche dem Bundestag und stimmte für ein Ende der Pelztierhaltung in Deutschland bis 2022. Diese Übergangsfrist ist zwar deutlich zu lang, kritisiert VIER PFOTEN, aber es wird das Ende der Pelztierzucht in Deutschland bedeuten. Jahrelang hatten die sechs verbleibenden Farmen bereits Zeit, die Käfige nach den neuen Vorgaben umzubauen. Durch lange Gerichtsverfahren hatten sie dies hinausgezögert. 79 Prozent der Deutschen befürworten ein Verbot von Pelzfarmen.

Denise Schmidt, Kampagnenleiterin VIER PFOTEN Deutschland:
„Tschechien will die Pelztierhaltung bis 2019 verbieten. Nach jahrelangem politischen Tauziehen und aufwendigen Gerichtsverfahren kommt die Pelztierhaltung auch in Deutschland an ihr Ende - jedoch erst im Jahr 2022. Diese Übergangsfrist ist viel zu lang und unnötig, wie man am Beispiel Tschechiens sieht.“

In Tschechien leiden derzeit noch etwa 20.000 Nerze und Füchse auf neun Farmen. 83 Prozent der tschechischen Bevölkerung befürworten das Pelzfarmverbot.

Positive Entwicklung in der EU

Pelzfarmverbote und striktere Haltungsvorgaben bewirken, dass immer mehr Pelzfarmen in Europa schließen müssen. Die ersten Länder mit Pelzfarmverboten waren Großbritannien im Jahr 2000 und Österreich im Jahr 2004. Andere Länder mit Pelzfarmverboten sind die Niederlande, Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Mazedonien. Derzeit werden entsprechende Regelungen in Belgien, Norwegen und Luxemburg diskutiert. Striktere Haltungsvorgaben haben die Pelztierhaltung in der Schweiz beendet und werden in der Zukunft für die Nerzfarmen in Spanien das Ende bedeuten. Ein weiterer Erfolg ist das EU-weite Import- und Handelsverbot für Robben, Hunde- und Katzenfelle.
Denise Schmidt: „Die Entwicklung in Europa zeigt ganz deutlich, dass die Pelztierhaltung keine Zukunft hat. Der europäischen Bevölkerung ist Tierschutz wichtig und sie steht geschlossen hinter Pelzfarmverboten. Diese Entwicklung macht Hoffnung.“

Hintergrund zum deutschen Pelzfarmverbot

Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK aus dem Jahr 2016 befürworten 79,8 Prozent der Deutschen ein Verbot von Pelzfarmen durch den Bundestag. Aktuell sind in Deutschland noch sechs Nerzfarmen in Betrieb. Entgegen den staatlichen Vorgaben in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung werden dort seit über fünf Jahren zehntausende Nerze in viel zu kleinen Käfigen gehalten. Die Pelzfarmer weigern sich seit 2016, den Tieren zusätzlich festen Boden, Schwimm- oder Klettermöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die von Bundesrat und Bundestag beschlossene Regelung erlaubt, dass Pelzfarmen weiterhin betrieben werden können, solange sie die Haltungsanforderungen erfüllen. Es werden lediglich die Anforderungen aus der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung für Pelztiere in Form eines Verbotes mit Erlaubnisvorbehalt im Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz überführt. Die Pelztierhaltung wird somit nicht grundsätzlich verboten; Pelztierhalter könnten neue Farmen eröffnen, solange sie die Haltungsbedingungen erfüllen.
Die neuen Haltungsanforderungen für Nerze auf deutschen Pelzfarmen sind jedoch mit einem Quadratmeter Käfigfläche pro Tier weiterhin nicht tiergerecht. In deutschen Zoos sind mindestens acht Quadratmeter vorgeschrieben. Nerze lieben es, zu schwimmen und leben meist in der Nähe von Gewässern. Sie können mit nur einem Atemzug 15 Meter tief tauchen. In freier Wildbahn verteidigen die Wildtiere ihr Revier sehr intensiv und sind absolute Einzelgänger.  

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