Der Großteil Europas will keinen Anbau riskanter Gen-Pflanzen
Hamburg,
5. 11. 2015 – Schlecht fällt die Bilanz aus nach 20 Jahren
kommerziellen Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen. Zu diesem
Ergebnis kommt der neue Report „Zwei Jahrzehnte des Versagens“, den
Greenpeace anlässlich der großen Ablehnung von gentechnisch verändertem
Mais in Europa veröffentlicht. In einem aktuellen Verfahren haben
Deutschland und weitere 11 EU-Staaten sowie 4 Regionen den Anbau von
sechs Gen-Mais-Linien auf ihrem Gebiet verhindert, weitere 5 Staaten
dürften folgen. Der Report zeigt gute Gründe gegen Gen-Pflanzen auf: von
falscher Hoffnung, die Welt zu ernähren, bis zu nicht erreichten
Innovationen. „20 Jahre kommerzieller Anbau zeigen, dass es klug ist,
den Anbau von Gen-Pflanzen zu vermeiden“, sagt Dirk Zimmermann,
Gentechnikexperte von Greenpeace. „Doch einzelne Sorten abzulehnen kann
nur ein erster Schritt sein. Wenn Agrarminister Schmidt Deutschlands
Äcker dauerhaft gentechnikfrei halten will, muss er ein generelles
Anbauverbot verhängen.“ Zum Report: www.greenpeace.de/Gentechnikbilanz
Minister
Christian Schmidt (CSU) will die Verantwortung für Anbauverbote vom
Bund an die Länder abgeben. Beim aktuellen sogenannten Opt-out-Verfahren
gingen die Anfragen der Mitgliedsstaaten über die Europäische
Kommission an die Agrochemie-Konzerne. Monsanto, DuPont und Syngenta
hatten die Anträge für die Zulassung von Gen-Mais-Linien gestellt. Die
Konzerne geben den Bitten der Länder nach, ihre Gebiete aus den Anträgen
herauszunehmen – ein mangelhafter Prozess, der vom Wohlwollen der
Unternehmen abhängt. Die Gebiete aller antragstellenden EU-Länder machen
etwa 65 Prozent der Bevölkerung und Ackerfläche in der EU aus.
Keine Sicherheit für Umwelt und Verbraucher
Dem
neuen Report nach erzielen Gen-Pflanzen keine höheren Erträge und
werden den Herausforderungen der Landwirtschaft wie etwa dem Klimawandel
nicht gerecht. Ihr Anbau gefährdet die gentechnikfreie Landwirtschaft,
steigert den Pestizideinsatz und bedroht so Umwelt und Artenvielfalt.
Über die Sicherheit des Verzehrs gentechnisch veränderter Pflanzen
herrscht nach wie vor Uneinigkeit, auch unter Wissenschaftlern.
Insbesondere die Langzeitfolgen werden kaum untersucht und nicht
überwacht. Unabhängige Risikoforscher haben in der Regel keinen Zugang
zu Saatgutmaterial.
„Die
Agro-Gentechnik hat ihre großen Ziele verfehlt. Ökologische
Anbaumethoden und moderne Pflanzenzüchtung sind die längst verfügbaren
Innovationen für die Landwirtschaft“, so Zimmermann. Konventionelle und
Präzisions-Züchtungsverfahren („Smart Breeding“) brachten zahlreiche
Pflanzen hervor, die die Gentechnik nicht liefern kann, etwa Sorten, die
widerstandsfähig sind gegen Dürren, Salz oder Krankheiten. In den USA
bauten 1996 Landwirte erstmals kommerziell genutzte Gen-Pflanzen an.
Heute wachsen auf etwa 3 Prozent der weltweiten Agrarflächen
Gen-Pflanzen. Der Anbau konzentriert sich auf einige wenige Länder,
Kulturpflanzen und gentechnisch vermittelte Eigenschaften.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen