Brüssel/Köln, 4. Februar 2015. Der EU-Verhandlungsvorschlag zu
regulatorischer Zusammenarbeit in den TTIP-Verhandlungen ist eine
Gefahr für die Demokratie und Regulierungsstandards. Es handelt sich
dabei um einen Versuch, die Interessen von Großkonzernen vor die von
Bürgern, Arbeitnehmern und Umwelt zu stellen, sagen 158
zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 24 EU-Mitgliedstaaten in
ihrer heutigen Stellungnahme.
Die von LobbyControl, Corporate Europe Observatory (CEO) und Friends
of the Earth Europe (FoEE) initiierte Stellungnahme fordert die
EU-Kommission dazu auf, das Kapitel aus den Verhandlungen zu
streichen. Es spiegele eindeutig die Interessen der
Unternehmenslobby wider, weil es die Forderung von Lobbyisten
aufgreife, sie an künftigen Gesetzes- und Regulierungsvorhaben zu
beteiligen.
Die Stellungnahme erfolgt, nachdem vergangene Woche “geleakte”
EU-Verhandlungsdokumente gezeigt haben, dass es über TTIP zur
Schwächung von Verbraucherschutz-, Sozial- und Umweltstandards
kommen könnte, falls diese dem Handel im Wege stehen. Dies geschähe
lange bevor gewählte Parlamente darauf Einfluss nehmen können. Die
EU-Kommission streitet ab, dass es zur Schwächung von Standards über
das Freihandelsabkommen kommt.
Max Bank von LobbyControl: “Es ist inakzeptabel, dass
EU-Handelskommissarin Malmström die kritischen Stimmen aus der
Ziviligesellschaft ignoriert. Ähnlich wie die Schiedsgerichtsbarkeit
droht regulatorische Zusammenarbeit den Einfluss von Großkonzernen
auf die Politik zu stärken und damit die Demokratie auf beiden
Seiten des Atlantiks auszuhöhlen.”
“Das Kapitel zu regulatorischer Zusammenarbeit schränkt
demokratische Entscheidungsspielräume ein. Denn dadurch wird der
Unternehmenseinfluss auf Regulierungsvorhaben gestärkt, so dass
Lobbyisten in Brüssel und Washington künftig noch mehr Einfluss auf
die Politik bekommen,” so Lora Verheecke von Corporate Europe
Observatory (CEO).
Paul de Clerck von Friends of the Earth Europe: “Der Vorschlag der
EU-Kommission zu regulatorischer Zusammenarbeit kann nur zu einer
Schwächung von Schutztandards führen, weil sie künftig handels- und
investitionskompatibel sein müssen. Damit bekommen Konzerne das
Mittel an die Hand, Regulierungen zu verhindern, die ihre Profite
senken könnten. Eine kleine Gruppe von nicht gewählten Beamten
bekommt zudem enorme Macht. Gleichzeitig werden Parlamente
geschwächt.”
Weitere Infos:
zivilgesellschaftliche Stellungnahme zu regulatorischer
Zusammenarbeit: https://www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Stellungnahme-Regulatorische-Zusammenarbeit-Feb-2015.pdf
TTIP-Video zu regulatorischer Zusammenarbeit. Die wichtigsten Punkte
in 2 Minuten: https://www.lobbycontrol.de/2015/01/neues-ttip-video-regulatorische-kooperation-gefaehrdet-demokratie/
Analyse des „geleakten“ EU-Verhandlungsdokuments zu regulatorischer
Zusammenarbeit: https://www.lobbycontrol.de/2015/01/ttip-verhandlungsdokument-zeigt-deutlich-eu-verhandlungsposition-hoehlt-demokratie-aus/
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