(BUP) In der Diskussion um die Energiewende wird viel über die
Stromerzeugung diskutiert, die Wärmeerzeugung ist dabei kaum ein Thema.
Dies ist einer der Gründe, weshalb der energetische Umbau im Quartier zu
den wichtigsten Vorhaben des Ministeriums für Infrastruktur und
Landesplanung in den kommenden Jahren gehört. Bei einem Besuch der
Gartenstadt Potsdam-Drewitz hat Bauministerin Kathrin Schneider die
wichtigsten Eckpunkte erläutert.
„Energieeffizienz und
Klimaschutz sind wesentliche Elemente der Energiewende. Wenn wir die zum
Erfolg führen wollen, müssen wir die Wende in der Wärmeversorgung mit
denken und vorantreiben. Ein Drittel der Energie wird für die Beheizung
von Gebäuden verbraucht. Quartiere wie Potsdam-Drewitz ermöglichen
gebäudeübergreifende technische Lösungen der Wärmeversorgung, die häufig
effizienter, preiswerter und umweltschonender sind, als die Beheizung
einzelner Häuser. Der energetische Umbau im Quartier bezieht sich nicht
nur auf die Gebäudesanierung. In Drewitz haben wir den Umbau der
Verkehrsmagistrale Konrad-Wolf-Allee zu einem Stadtpark unterstützt.
Damit konnten die CO2-Emissionen des örtlichen Verkehrs verringert
werden. Langfristig sollen im Quartier auch Angebote zur Nutzung von
Miet-Fahrrädern gemacht werden“, sagte Ministerin Kathrin Schneider
heute.
Oberbürgermeister Jann Jakobs zeigte sich erfreut: „Im
vergangenen Jahr sind wir in der Landeshauptstadt für die Gartenstadt
Drewitz zweimal ausgezeichnet worden. Schon hier waren unsere
städtebaulichen Projektideen zur energetischen Sanierung und zum
Klimaschutz in Drewitz wesentliche Ursachen für die Preisvergabe. Jetzt
freuen wir uns, dass das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung
einen Förderbescheid zur energieeffizienten Sanierung von sechs Wohn-
und Geschäftshäusern in der Gartenstadt Drewitz übergibt. Das ist ein
weiterer Meilenstein auf dem Weg zur emissionsneutralen Gartenstadt. Die
entstehenden Mietpreis- und Belegungsbindungen ermöglichen außerdem
eine sozialverträgliche Umsetzung der energetischen Zielsetzungen.“
Ministerin
Schneider ergänzte, dass das Ministerium bereits zahlreiche Städte und
Kommunen bei der Erstellung von Konzepten zum energetischen Umbau im
Quartier unterstützt und beraten habe. „Beispiele für den energetischen
Umbau im Quartier finden sich nicht nur hier in Potsdam-Drewitz, sondern
auch in Wittstock ist ein ähnliches Projekt geplant, in Werder haben
wir kürzlich ein kleineres Wohnbauprojekt ausgezeichnet, das
entsprechend saniert worden ist. Bei diesen Maßnahmen greifen die
energetische Sanierung und generationsgerechte Modernisierung der
Wohnräume ineinander. Dabei ist es uns wichtig, dass die Mieten auch für
Menschen mit niedrigen Einkommen bezahlbar bleiben“, sagte Ministerin
Schneider.
Schneider übergab heute den Förderbescheid für das
Projekt in der Gartenstadt Potsdam-Drewitz. Sechs Wohn- und
Geschäftshäuser mit 148 Wohnungen werden saniert, darunter 44, die nach
Abschluss der Arbeiten u.a. durch Einbau von Aufzügen barrierefrei
erreichbar sind. Für 111 Wohnungen gibt es Mietpreis- und
Belegungsbindungen, 59 Wohnungen davon unmittelbar in dem geförderten
Bauvorhaben. Die Gebäude entsprechen nach Fertigstellung dem
Effizienzhausstandard 70 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Für
besondere Wohnformen (Wohnen und Arbeiten) und
Gemeinschaftseinrichtungen im Erdgeschoss stehen etwa 360m² zur
Verfügung. Die Förderung erfolgt über die soziale Wohnraumförderung mit
10,6 Mio. EUR, das KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“ mit 3,4 Mio.
EUR und das Programm „Soziale Stadt“ mit 1 Mio. EUR. Baubeginn ist
Mitte des Jahres.
Hintergrund zur Gartenstadt Potsdam-Drewitz
Das
Quartier Drewitz im Südosten der Stadt Potsdam repräsentiert den
Städtebau der DDR in den späten 80er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts. Die insgesamt 2.883 Wohnungen sind in industrieller
Bauweise überwiegend als fünfgeschossige Wohngebäude der
Wohnungsbauserie WBS 70 errichtet worden. Die Konrad-Wolf-Allee bildete
dabei das Stadtteilzentrum. In Drewitz leben zurzeit rund 5.900
Einwohner. Davon zählen 27% zur Altersgruppe jünger als 29 Jahre, mit
abnehmender Tendenz sind die Altersgruppen 30-39 Jahre bzw. über 60
Jahre in Drewitz zu Hause. In einem Drittel der Haushalte leben
Familien.. Nach der Wende sind kaum Sanierungen am Wohnungsbestand
durchgeführt worden. Baulich ist das Quartier durch ein Seniorenzentrum,
ein Hotel und das Havel-Nuthe-Center ergänzt worden. Weitere
Investitionen erfolgten zur Verbesserung der Infrastruktur unter anderem
in Kindertagesstätten und Schulen.
Das Kernprojekt für den Umbau
des Stadtteils Drewitz ist die Umgestaltung der Verkehrsmagistrale der
Konrad-Wolf-Allee zum Stadtteilpark bzw. zum Grünen Kreuz. Grundlage
dafür war eine im Jahr 2009 durch das Bundesbauministerium prämierte
Wettbewerbsidee. Durch eine intensive Beteiligung der Bürgerinnen und
Bürger am Planungsprozess konnte eine hohe Akzeptanz und Identifikation
mit dem Projekt erreicht werden. Das Projekt mit der Verknüpfung von
energetischer Sanierung, Freiraumentwicklung und Verkehrsplanung wurde
2014 mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet.
Für die
Finanzierung der Gesamtkosten von rund fünf Millionen Euro für die
Umgestaltung wurden Fördermittel in Höhe von 3,35 Millionen Euro aus dem
von der Europäischen Union (EFRE) finanzierten Programm der
nachhaltigen Stadtentwicklung zur Verfügung gestellt.
In einem
Pilotprojekt der Wohnraumförderung wurden die Wohnböcke
Konrad-Wolf-Allee 14-24, Guido-Seeber-Weg 2-8 sowie
Eduard-von-Winterstein-Straße 1-13 umgebaut. Die insgesamt 200 Wohnungen
des Bautyps WBS 70 verteilen sich auf 17 Aufgänge. Davon sind 116
Wohnungen mietpreis- und belegungsgebunden, die Nettokaltmiete beträgt
5,50 Euro. Durch verschiedene Wohnungstypen konnte ein möglichst breites
Angebot für Singles, Familien und Senioren entstehen. Die Gebäude haben
Aufzüge, die die Wohnungen barrierefrei erreichbar machen.
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