Umwelt-
und Verkehrsverbände fordern wirksame Maßnahmen bei
Benzin-Direkteinspritzern – Belastung des Herzens tritt bereits nach
wenigen
Minuten auf
Berlin, 27.4.2015:
Ultrafeine Partikel in der Umgebungsluft verändern schon nach wenigen
Minuten die
Herzvariabilität und führen so zu einem erhöhten Risiko insbesondere
für Menschen mit gesundheitlicher Vorbelastung. Zu diesem Ergebnis kommt
eine Studie des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum
München, die im März dieses Jahres veröffentlicht
wurde. Erhöhte Konzentrationen ultrafeiner Partikel kommen vor allem im
dichten Straßenverkehr vor und damit in den stark besiedelten
Innenstadtbereichen. Die Herzratenvariabilität beschreibt die
Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems an aktuelle Erfordernisse
und wird durch das autonome Nervensystem gesteuert.
„Wir
haben die speziellen Auswirkungen von ultrafeinen Partikeln auf das
Herz untersucht. Dazu statteten wir 64 Studienteilnehmer mit Messgeräten
aus, die während der alltäglichen
Aktivität sowohl die Partikelanzahlkonzentrationen als auch die
Herzaktivität aufzeichneten. Zusätzlich wurden Daten von
Feinstaub-Messstationen im städtischen Hintergrund herangezogen. Die
ausgewählten Probanden litten alle unter erhöhten Blutzuckerwerten
bzw. Typ-2-Diabetes“,
erläutert die Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz
Zentrum München und Leiterin des Forschungsbereiches Epidemiologie des
Deutschen Zentrums für
Diabetesforschung (DZD), Prof. Annette Peters. Die Studie
bestätigt bereits bekannte Effekte, wonach auch feine Partikel nach
kurzer Zeit eine eingeschränkte Herzfunktion auslösen können. Darüber
hinaus zeigt sie, dass die gegenwärtig gültigen Grenzwerte
kein hinreichendes Gegenmittel sind, um die Auswirkungen der feinen und
ultrafeinen Partikel zu mindern.
„Unsere Studie belegt den dringenden Handlungsbedarf“, so Peters weiter.
Während
bei modernen Dieselfahrzeugen mit geschlossenem Partikelfilter ab Werk
der Ausstoß gesundheitsgefährdender Partikel in der Regel so gut wie
vollständig vermieden wird,
ist das Problem bei Benzinfahrzeugen mit Direkteinspritzung nach wie
vor ungelöst. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) und die Deutsche
Umwelthilfe (DUH) fordern daher die umfassende Ausstattung dieser
Fahrzeuge mit wirksamer Minderungstechnik.
Die
Verbände verweisen auf aktuelle Messungen, die von Axel Friedrich,
ehemaliger Abteilungsleiter des Umweltbundesamtes, an insgesamt sieben
Fahrzeugen durchgeführt wurden.
Die Messungen erfassen den Ausstoß ultrafeiner Partikel im realen
Fahrbetrieb. Im Ergebnis stießen alle Fahrzeuge deutlich mehr ultrafeine
Partikel aus, als dies bei modernen Dieselfahrzeugen der Fall ist.
„Wir haben bereits vor Jahren auf die gesundheitlichen Gefahren durch
ultrafeine Partikel hingewiesen. Die neue Studie untermauert unsere
Einschätzung. Die Autoindustrie verdrängt wieder einmal das Problem; die
Politik unternimmt nichts, um wirksam Abhilfe
zu schaffen. Das Spiel auf Zeit mit der Gesundheit der Menschen ist
unwürdig“, so
Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD.
DUH
und VCD drängen nicht nur auf eine rasche Anpassung der Fahrzeuge an
den Stand der Technik. Ergänzend bedarf es Kontrollen des
Partikelausstoßes im Betrieb.
„Es ist unbedingt notwendig, dass eine Minderung des
Partikelausstoßes nicht nur im Labor im Rahmen der Zulassung erfolgt,
sondern auch auf der Straße. Zusätzliche Prüfverfahren bei der
Zulassung, aber auch in der regelmäßigen Abgasuntersuchung müssen auch
für Direkteinspritzer verbindlich werden“, betont Dorothee Saar, Leiterin des Bereiches Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH.
Bereits
in der Vergangenheit hatten DUH und VCD auf die hohen
Partikelemissionen bei Fahrzeugen mit Benzin-Direkteinspritzung
verwiesen und dazu Messungen vorgestellt, die die
Wirksamkeit eines Partikelfilters belegen. Nach Einbau eines Filters
konnten die Emissionen im Vergleich zu Messungen ohne
Minderungstechnologie nahezu vollständig verringert werden.
„Die Technik ist verfügbar und kosteneffizient. Die Kosten liegen pro Fahrzeug zwischen 20 und 50 Euro“, so
Axel Friedrich. „Die Automobilhersteller wollen diese geringen Kosten zu Lasten der Gesundheit der Menschen sparen.“ Aktuell sind Dieselfahrzeuge mit funktionsfähigem Partikelfilter deutlich sauberer als Benzin-Direkteinspritzer.
Die
Studie des Instituts für Epidemiologie sowie ein Hintergrundpapier mit
Links zu vorherigen Messergebnissen der Umwelt- und Verkehrsverbände
finden Sie unter:
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