4. November 2013

Strahlenschutzkommission plant Ausweitung der Evakuierungszonen nach Atomunfällen


Atomkraftwerke sind gefährlicher als bisher behauptet


Die Katastrophenschutzbehörden in Deutschland müssen demnächst um alle
Atomkraftwerke herum für viermal größere Gebiete als bisher
Evakuierungspläne ausarbeiten. Eine entsprechende Empfehlung will die
Strahlenschutzkommission des Bundes nach Informationen von .ausgestrahlt
demnächst verabschieden. Die Evakuierungzonen um die AKW sollen demnach
von 10 auf 20 Kilometer Radius ausgedehnt, Jodtabletten gar für das
gesamte Bundesgebiet vorgehalten werden. Damit zieht die Kommission eine
erste Konsequenz aus dem Super-GAU im japanischen AKW Fukushima.

Zudem hält die Strahlenschutzkommission den Grenzwert, ab dem ein Gebiet
dauerhaft geräumt werden muss, für viel zu hoch. Umgesiedelt werden soll
künftig die Bevölkerung aller Gebiete, in denen mit einer jährlichen
Strahlenbelastung von mehr als 50 Millisievert in Folge des radioaktiven
Fallouts zu rechnen ist. Bisher gelten 100 Millisievert pro Jahr als
zumutbar. Die Halbierung des bisherigen Grenzwerts hätte zur Folge, dass
bei einer Freisetzung radioaktiver Stoffe weit größere Gebiete dauerhaft
geräumt werden und weit mehr Menschen umsiedeln müssten als nach der
bisherigen Regelung.

Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt,
kommentiert:

„Atomkraftwerke sind viel gefährlicher, als Behörden und AKW-Betreiber
bisher behauptet haben. Das sollten vor allem die PolitikerInnen von
CDU/CSU und SPD bedenken, die derzeit über die künftige Energiepolitik
verhandeln. Die neun noch immer laufenden Atomkraftwerke müssen viel
schneller abgeschaltet werden, als es das Atomgesetz bisher vorsieht.
Das würde nicht nur das Atomrisiko deutlich senken, sondern auch der
Energiewende nützen. Denn jedes AKW, das vom Netz geht, verbessert die
Situation der Gaskraftwerke, die derzeit reihenweise stillgelegt werden,
obwohl wir sie als flexible Ergänzung der erneuerbaren Energien dringend
brauchen.

Die jetzt vorgesehenen Änderungen reichen noch nicht aus. In Japan liegt
der Grenzwert für Umsiedlungen bei 20 Millisievert im Jahr, in
Tschernobyl wurden sogar schon ab 5 Millisievert umgesiedelt. Nach einer
Untersuchung des Bundesamtes für Strahlenschutz müssten bei der
Anwendung des japanischen Grenzwertes die Menschen sogar noch in 170 km
Entfernung vom AKW umgesiedelt werden.

Eine Ausweitung der Evakuierungszonen und Absenkung der Grenzwerte ist
überfällig. Die Innenminister von Bund und Ländern müssen diese auf
ihrer Sitzung vom 4. bis 6. Dezember in Osnabrück beschließen. Dies darf
allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch der beste
Katastrophenschutz im Falle einer Atomkatastrophe so gut wie machtlos
ist. Wirklichen Schutz vor den Atomgefahren bietet nur die Stilllegung
der Reaktoren.“

Weitere Hintergrund-Informationen auf der Webseite von .ausgestrahlt:
http://bit.ly/1gguHuy

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