Der Landeselternausschuss übt scharfe Kritik am unangemessenen Einsatz von Auszubildenden in
Hamburger Kindertagesstätten und schulischen Nachmittagsangeboten. „Berufsfremde Azubis
werden vom ersten Tag an voll auf die Personalschlüssel angerechnet und wie vollwertige Erzieher
gewertet,“ kritisiert LEA-Vorstandsmitglied Björn Staschen. „Keine Bank stellt ihre neuen Azubis vom
ersten Tag an alleinverantwortlich an den Schalter. Aber unsere Kinder sollen von ungelernten
Kräften beaufsichtigt werden. Das ist inakzeptabel und gefährdet das Wohl unserer Kinder“, erklärt
Staschen.
Es geht dabei um mehrere hundert Auszubildende pro Jahr, die eine berufsbegleitende Ausbildung
an Hamburger Fachschulen absolvieren. Sie arbeiten mindestens 15 Stunden als Zweitkräfte in
Kindertagesstätten oder sogar als Erstkräfte im schulischen Ganztag. „Wir begrüßen diese
berufsbegleitende, praxisnahe Ausbildung ausdrücklich,“ sagt LEA-Vorstand Lili Gries. „Doch wer
ausgebildet wird, darf nicht wie eine vollwertige Arbeitskraft angerechnet werden, ganz im Gegenteil:
Er braucht die besondere Aufmerksamkeit der beschäftigten Fachkräfte, um einen anspruchsvollen
Beruf von der Pike auf zu lernen.“ Die volle Anrechnung der Azubis werde auch der beruflichen
Stellung der voll ausgebildeten Erzieher nicht gerecht. „Hier zählt ein Azubi soviel wie sein Ausbilder.
Das ist absurd“, sagt Staschen.
Nach Auffassung des LEA wird die volle Anrechnung der Auszubildenden auf die Personalschlüssel
weder den betreuten Kindern, noch den Bedürfnissen der Auszubildenden gerecht. „Hier wird auf
Kosten der Kinder und der jungen Azubis Geld gespart,“ kritisiert Staschen. Die berufsbegleitende
Ausbildung war im vergangenen Jahr ausgebaut worden, um dem Fachkräftemangel in Kitas und
dem schulischen Ganztag zu begegnen. „Wer ausbilden will, muss investieren. Hier sind die Kita-
Träger und die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) gefragt – sie müssen
jetzt kurzfristig einen Weg finden, die Ausbildung auch angemessen zu finanzieren. Auf dem Rücken
unserer Kinder darf das nicht geschehen,“ so der LEA.
Sozialsenator Scheele hatte dem LEA Anfang des Jahres zugesagt, die Auszubildenden ab 2014
nur noch anteilig auf die Personalschlüssen anzurechnen. Die BASFI hatte im Sommer
vorgeschlagen, die Azubis im ersten Jahr zu 30 Prozent, im zweiten zu 60 und im dritten zu 90
Prozent anzurechnen. In anderen Branchen, beispielsweise in der Pflege, wird ähnlich verfahren.
Der LEA hatte dem Vorschlag daher zugestimmt.
„Seitdem hat die Behörde das Thema aber verschleppt. Die Kita-Träger haben bis Ende Oktober
Verträge mit neuen Azubis geschlossen, die ab Januar ihre Ausbildung beginnen. Für sie muss nun
dringend eine Finanzierung auf die Beine gestellt werden, damit sie nicht voll auf die
Personalschlüssel angerechnet werden,“ so Staschen.
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