• Französischer Konzern schließt Kohlefirmen von Versicherungen aus
• Betroffen sind Unternehmen mit einem Kohle-Anteil über 50 Prozent
• Studie: Allianz trotz Divestment großer Unterstützer fossiler Energien
Paris/München, 27.4.2017
Der Versicherungskonzern Axa hat auf seiner Hauptversammlung am
Mittwoch verkündet, Geschäfte mit der klimaschädlichen Kohleindustrie
weiter einzuschränken. Der wichtigste europäische Konkurrent der
deutschen Allianz will demnach als erster in seiner Branche keine
Versicherungen mehr für Unternehmen anbieten, die mehr als 50 Prozent
ihres Umsatzes mit Kohle machen. „Ohne umfangreiche Versicherungspolicen
kann kein Kohlekraftwerk gebaut werden. Wir begrüßen es, dass Axa hier
den ersten Schritt tut“, sagt Heffa Schücking von urgewald.
Im
Mai 2015 hatte Axa bereits ein Kohle-Divestment verkündet: Der Konzern
schließt demnach Investitionen in Bergbaukonzerne und Energieversorger
aus, die mehr als die Hälfte ihres Umsatzes im Kohlesektor
erwirtschaften. Ende 2015 reagierte der Konkurrent Allianz mit einem
ambitionierteren Divestment und versprach, Kohlefirmen bereits ab einem
Schwellenwert von 30 Prozent auszuschließen. „Axa zieht mit seiner neuen
Entscheidung zu Kohle-Versicherungen wieder an der Allianz vorbei.
Konnte sich der Münchener Versicherungsriese Ende 2015 noch als
Divestment-Vorbild feiern lassen, muss er nun wieder den Anschluss
suchen. Er sollte nun ebenfalls Kohleversicherungen stoppen“, sagt
Schücking. Kommenden Mittwoch hält die Allianz ihre Hauptversammlung in
München ab.
Lucie
Pinson von der französischen Umweltorgansation Les Amis de la Terre
begrüßt Axas Entscheidung, fordert aber mehr Konsequenz: „Es ist gut,
dass Axa bei Kohle-Versicherungen vorweg geht, aber auch bei einem
Schwellenwert von 50 Prozent bleiben noch zahlreiche große Kohlekonzerne
als Geschäftspartner übrig. So wären weiterhin etwa Geschäfte mit dem
südkoreanischen Konzern KEPCO möglich, der weltweit Kohlekraftwerke
baut. Deshalb muss Axa konsequenter sein. Das bedeutet, kein Geld und
keine Versicherungen mehr für Minenbetreiber und Kohleverbrenner ab
einem Schwellenwert von 30 Prozent. Geschäfte mit Firmen, die neue
Kohlekraftwerke bauen, sollte Axa sofort einstellen.“
Dass
das längst überfällig ist, belegt eine neue Studie, die urgewald am
Mittwoch zusammen mit sechs weiteren Umweltorganisationen veröffentlicht
hat. Sie zeigt eine intensive Verstrickung europäischer
Versicherungskonzerne mit fossilen Industrien – trotz aller
Klimaschutzzusagen. Neben Axa, Generali und Zurich sind demnach unter
anderem auch die deutschen Konzerne Munich Re, Talanx und Allianz auf
dem Versicherungsmarkt für fossile Unternehmen sehr aktiv. Das belegt
unter anderem ein drohender Rechtsstreit der Allianz mit dem
US-Stromkonzern Duke Energy: Der Kohlekonzern fordert von
Allianz-Töchtern und weiteren Versicherern aktuell eine Kostenübernahme
bei der Sanierung von Lagerstätten für hochgiftige Kohleasche, einem
Restprodukt der Kohle-Verbrennung.
Weitere Informationen:
Neue Axa-Kohle-Richtlinie (pdf)
Neue Studie "Underwriting Climate Chaos"
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