Zuständigkeitsdesaster beim Fracking in Schleswig-Holstein muss Folgen haben – BBU fordert die Landesregierung auf, alle Genehmigungen des LBEG zur Erdgasförderung aufzuheben

(Bonn, Kiel, 08.11.2013) Als
großen Schritt in der Debatte über die Rechtsmäßigkeit von
Bergbauberechtigungen in Schleswig-Holstein, die Voraussetzung für die
Anwendung von Fracking sind, sieht der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) die Veröffentlichung eines Gutachten des
Wissenschaftlichen Dienstes des Landtags. Darin wird festgestellt, dass
das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) für erteilte und
derzeit beantragte Erlaubnisse und Bewilligungen sachlich nicht
zuständig ist. Diese fehlende Zuständigkeit hat zur Folge, dass alle vom
LBEG erteilten Genehmigungen in Schleswig-Holstein rechtswidrig sind.
Nach Auffassung des BBU sind sie wegen der Offensichtlichkeit der
Rechtsverletzung sogar nichtig. Der BBU fordert die Landesregierung
daher auf, alle vom LBEG erlassenen Verwaltungsakte, die mit der
Gasförderung in Zusammenhang stehen können, als nichtig zu erklären bzw.
zurückzunehmen.
Mit Befremden sieht der BBU dabei das
beschwichtigende Verhalten der Landesregierung und des GRÜNEN
Umweltministers Dr. Habeck. Oliver Kalusch, Mitglied des
Geschäftsführenden Vorstands des BBU erklärt hierzu: „SPD, SSW und GRÜNE
sprechen von Formalismus, wenn rechtsstaatliche Grundsätze außer Kraft
gesetzt werden. Wenn eine niedersächsische Behörde ohne Rechtsgrundlage
über höchst umstrittene Bergbauberechtigungen in Schleswig-Holstein
entscheidet, ist das ein Skandal von erheblichem Ausmaß. Die so
erteilten Bergbauberechtigungen sind genauso wenig rechtmäßig wie es
eine Abrissgenehmigung einer österreichischen Behörde für den Kieler
Landtag wäre. Wer dies herunterspielt und sich weiterhin uneingeschränkt
hinter die von den Bürgerinitiativen scharf kritisierten
LBEG-Genehmigungen stellt, muss sich fragen lassen, welche Position er
zu den Strukturen des Rechtsstaats einnimmt.“
Auf Kritik des
BBU stößt auch die Strategie des GRÜNEN Umweltministers Dr. Habeck und
der rot-grün-blauen Koalitionsfraktionen, die Diskussionsebene zu
wechseln. Oliver Kalusch führt aus: „Wer jetzt über den rein politischen
Kampf gegen Fracking philosophiert oder versucht, den Fokus auf die
Fracking-Debatte im Bund sowie auf die Änderung des Bundes-Berggesetzes
zu lenken, flüchtet vor der eigenen Verantwortung. Charakteristisch für
den Stillstand in Schleswig-Holstein ist, dass der Umweltminister den
Bürgerinitiativen trotz seiner öffentlichen Ankündigung vor über einem
Monat immer noch keinen Erlass präsentieren konnte, der die zwingende
Beteiligung der Gemeinden in Erlaubnis- und Bewilligungsverfahren
festlegt. Eine konsequente Politik der Ablehnung von Fracking sieht
anders aus.“
Der BBU fordert das Umweltministerium und die
Landesregierung auf, sich vom LBEG endgültig zu trennen und eine eigene,
kritische Bergbehörde in Schleswig-Holstein aufzubauen. Eine zukünftige
Wahrnehmung von Behördenaufgaben durch das LBEG würde den Interessen
der Umwelt und der Bevölkerung diametral gegenüberstehen.
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