23. November 2013

Nürnberg stellt Weichen nachhaltig: Organisch wachsende Fassaden, Hauskauf nur in Verbindung mit einem E-Auto und ganze Quartiere, die energieautark sind Was klingt wie eine Utopie, ist schon Realität

Nürnberg (ots) - Ein Blick auf Nürnberg zeigt, die Metropolregion und ihre Bewohner stecken schon mittendrin in der Welt von morgen. Die Herausforderungen der Zukunft sind klar definiert: Demografischer Wandel, Energiewende, neue Arbeitswelten und zunehmende Verstädterung - aber mit welchen Möglichkeiten lässt sich darauf reagieren. Welche Konzepte braucht die Stadt? Interessante Perspektiven für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadtentwicklung eröffnete eine Podiumsdiskussion vor rund 100 Besuchern, die auf Einladung der KIB Gruppe am Mittwoch in das "Greenbuilding" FrankenCampus 148 kamen.

Einen tiefgreifenden Strukturwandel hat die Stadt Nürnberg bereits hinter sich - sichtbares Zeichen sind etwa die Auflösung von Quelle und Umstrukturierungen bei AEG und MAN. Möglichkeiten städtischer Spielräume zeigte Dr. Michael Fraas, Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg, auf. Er verwies auf das kommunale Energiemanagement und vor allem auf integrierte Stadtentwicklungskonzepte. Hier seien in Nürnberg spannende Projekte angeschoben und auf den Weg gebracht worden - vor allem auch im intensiven Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern. Know-how und Expertise seien längst da und es gelte diese in die Stadtentwicklung einzubeziehen. Dazu gehören die aktive Bürgerbeteiligung ebenso wie das Engagement innovativer Wirtschaftsunternehmen.

Die äußeren Faktoren sind gut, stimmte der Geschäftsführer der KIB Gruppe, Dr. Sebastian Greim zu. Er betonte die gute Infrastruktur, die Lebensqualität, die Arbeitsplätze und auch den zur Verfügung stehenden bezahlbaren Wohnraum. Eine Vorbildfunktion hat beispielsweise der FrankenCampus 148, ein nachhaltiges Gebäude mit Modellcharakter, den die KIB Gruppe realisiert. Der Neubau ist eingebunden in den Businesspark FrankenCampus auf dem ehemaligen Gelände der MAN-Verwaltung. Hier stehen bald 5.000 Quadratmeter zur Verfügung, die unter klaren Vorgaben errichtet werden: nachhaltig, ressourcenschonend und energieeffizient. Maßgeblich sind die strengen Nachhaltigkeitskriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB. Besonders wichtig ist dabei das Energiekonzept des Gebäudes: Etwa 90 Prozent des bilanziellen Wärmebedarfs wird mit regenerativen Energien abgedeckt. Die gebäudeintegrierte Photovoltaik-Anlage erzeugt über 30 Prozent des Strombedarfs selbst. Dies verspricht hohen Komfort für die künftigen Nutzer. Dazu kommen flexibel gestaltbare Grundrisse sowie ein gesundes Raumklima, die den Ansprüchen für neue Arbeitswelten gerecht werden.

Engagierte Unternehmen sind unerlässlich für eine Kommune, bekräftigte Dr. Michael Fraas. Die Stadt könne hier für gute Rahmenbedingungen sorgen - für Wirtschaft und Bevölkerung. So laufe derzeit ein Pilotprojekt für eine sogenannte Konzeptausschreibung. Hierbei werde ein städtisches Wohnbaugrundstück nicht zum höchsten Gebot verkauft, sondern zu einem vorher fixierten Festpreis - den Zuschlag erhalte das inhaltlich beste Konzept. Ebenso fördere die Kommune gemeinschaftliches Wohnen wie Genossenschaften, Baugruppen und Baugemeinschaften.

Langfristig zukunftsfähige Entwicklungen sind nur in Zusammenspiel von Kommune, Wirtschaft, Bevölkerung und auch Forschung möglich. Die Praxis bestätigt hier die Theorie, erkannte Alanus von Radecki, Projektmanager des Innovationsnetzwerks von Industrie, Forschung und Kommunen zur nachhaltigen Stadtentwicklung "Morgenstadt - City Insights". Das Projekt "Stadt der Zukunft" ist mit insgesamt 560 Millionen Euro budgetiert und erforscht Erfolgsfaktoren für die Städte der Zukunft. Ziel ist es, einen Einblick in die aktuell ablaufenden Veränderungsprozesse ausgewählter Städte zu erhalten und Erfolgsfaktoren für den Wandel zu nachhaltigen und zukunftsweisenden Städten zu identifizieren. Einige anschauliche Beispiele hatte Alanus von Radecki für das Nürnberger Publikum mitgebracht. Er zeigte unter anderem wie in einer Modellsiedlung in Norderstedt eine dezentrale Energieversorgung funktionieren kann: Vor jedem Haus steht ein Elektroauto, das je nach Bedarf Energie aus der Solaranlage des Hauses zieht oder selbst zur Energieversorgung beiträgt. Er sprach sich dafür aus, Prinzipien eines "grünen" Gebäudes, eines Quartiers oder einer Stadt zu entwickeln, die sich späteren Veränderungen und Entwicklungen anpassen.

Zukunftsaufgaben lassen sich also nur gemeinsam meistern, so ein Fazit der Diskussion unter der Leitung von Martin Prösler. Um nachhaltige Konzepte jedoch über Generationen zu erhalten, wäre es zudem wichtig beispielsweise auf kommunaler Ebene eine zentrale Anlaufstelle zu etablieren, die verschiedene Prozesse koordiniert und bei der die wesentlichen Fäden zusammenlaufen.

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