Essen, 26.4.2017
Zur morgigen Hauptversammlung des Energiekonzerns RWE weisen die
Organisationen urgewald und PAX auf die Untätigkeit des Konzerns bei
Blutkohle-Importen aus Kolumbien hin. „Während sich bei den
Konkurrenten Enel in Italien und Vattenfall in Schweden ein Sinneswandel
abzeichnet, ignoriert der deutsche Kohleriese die sich zuspitzende
Situation in der kolumbianischen Kohleregion Cesar“, kritisiert
Sebastian Rötters, Kohleexperte bei urgewald. RWE importiert große
Mengen Steinkohle von den in Cesar aktiven Bergbaukonzernen Drummond und
Prodeco/Glencore. Täter und Zeugen haben unter Eid ausgesagt, wie die
Unternehmen paramilitärische Einheiten unterstützt haben. Diese leugnen
jede Beteiligung, während die Opfer der Paramilitärs nach wie vor
bedroht werden.
In den vergangenen Monaten wurden weitere Menschen in Cesar ermordet.
Im Januar wurde Aldemar Parra García, dreifacher Familienvater aus der
Gemeinde El Hatillo, auf offener Straße erschossen. Die Gemeinde kämpft
seit Jahren für faire Umsiedlungsbedingungen, denn El Hatillo muss den
nahen Kohleminen weichen. Vier Monate zuvor war in der gleichen Region
Néstor Martínez vor seinem Haus erschossen worden. Er hatte sich gegen
Minenexpansionspläne von Drummond ausgesprochen und Vertriebene bei
ihrem Kampf um Landrückgabe unterstützt.
„Wir sehen die aktuelle
Entwicklung in der Region Cesar mit großer Sorge“, sagt Wouter Kolk von
der niederländischen Friedensorganisation PAX. „Die gezielten Morde und
die steigende Zahl an Drohungen gegen zivilgesellschaftliche Akteure
schüchtern Kohlekritiker zunehmend ein und gefährden jegliche
Friedensbemühungen vor Ort. RWE als einer der wichtigsten Abnehmer der
Kohle aus der Region Cesar muss von den Bergbaukonzernen einen
Aktionsplan einfordern, der konkrete Maßnahmen gegen die aktuelle Gewalt
und für eine Wiedergutmachung für Opfer schwerer
Menschenrechtsverletzungen beinhaltet.“ urgewald und PAX
fordern: So lange Prodeco/Glencore und Drummond dies nicht umsetzen,
muss RWE die Geschäftsbeziehungen mit ihnen unterbrechen.
Die Verantwortungslosigkeit des Essener Konzerns zeigt sich auch bei weiteren Kohle-Geschäften. Er
ist weiterhin an dem US-Konzern Blackhawk Mining beteiligt, der
Mountaintop Removal (MTR) in den USA vorantreibt, ein extrem
zerstörerisches Kohlebergbauverfahren. RWE hält auch am
Braunkohlebergbau im Rheinland und Umsiedlungen von Anwohnern fest –
obwohl feststeht, dass Deutschland schnell aus der Braunkohle aussteigen
muss, will es seine Klimaverpflichtungen erfüllen.
Weitere Informationen:
Aktuelle Infos zu Blutkohle aus Kolumbien (PAX, Englisch)
Aktuelle urgewald-Kampagne gegen Blutkohle
Informationen zum Kohlebergbauverfahren MTR
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