Zum internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai erklären Tabea Rößner, Sprecherin für Medienpolitik, und Omid Nouripour, Sprecher für Außenpolitik:
Freie
Presse und Meinungsäußerung spielen eine zentrale Rolle für die offene
Gesellschaft. Noch immer stellen Kriege und Konflikte deren größten
Feinde dar, doch es sind vor allem auch die erstarkenden autoritären
Tendenzen weltweit, die uns heute Sorgen bereiten. Die Bundesregierung
muss sich deutlicher gegen diese Entwicklungen stemmen und für die
Pressefreiheit eintreten.
Deniz
Yücel, der seit nunmehr elf Wochen in einem türkischen Gefängnis in
Untersuchungshaft sitzt, steht dabei exemplarisch für die über 200
Journalistinnen und Journalisten, die derzeit laut Reporter ohne Grenzen
weltweit in Haft sind. Die Türkei hat dabei eine besonders
besorgniserregende Entwicklung genommen, allein 150 Journalistinnen und
Journalisten wurden seit dem Putschversuch inhaftiert, 150 Medien
geschlossen. Der Fall Yücel unterstreicht dabei wie kein anderer die
internationale Verantwortung der Bundesregierung. Doch anstatt ihrer
Verantwortung gerecht zu werden, setzt Merkel weiter auf
Kuschelkurs. Leider steht die Türkei nicht alleine: Die schrumpfenden
Räume für Zivilgesellschaft und NGOs in zahlreichen Ländern trifft in
jedem Fall auch die Freiheit der Presse, seien es Russland, China,
Indien, Pakistan oder Ungarn.
Auch
in Deutschland haben vor allem die Bedrohungen und Angriffe gegen
Journalistinnen und Journalisten einen besorgniserregenden Eindruck
hinterlassen. Mit dem BND-Gesetz greift die Bundesregierung die
Pressefreiheit an und legalisiert nicht nur die Massenüberwachung von
Bürgerinnen und Bürgern, sondern bringt auch verbriefte Rechte von in-
und ausländischen Journalistinnen und Journalisten, wie den
Quellenschutz, in Bedrängnis. Auch ein gesetzliches Presseauskunftsrecht
gegenüber Bundesbehörden hat sie erfolgreich unter den Teppich gekehrt.
Das wird der Bedeutung der Pressefreiheit und der Menschen, die sich
teilweise unter lebensbedrohlichen Bedingungen dafür einsetzen, nicht
gerecht.
Meinungs-
und Pressefreiheit sind kein Luxus, sondern ein Gradmesser für die
Freiheit des Zusammenlebens in einer Gesellschaft und daher unbedingt zu
verteidigen. Die Bundesregierung muss endlich deutlich Farbe bekennen
und für den Schutz von Journalistinnen und Whistleblower eintreten.
Mehr dazu finden Sie auch in unserem Positionspapier „Keine Freiheit ohne Pressefreiheit“.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen