Nachdem
die meisten Dieselmotoren einen Partikelfilter haben, sind nun
Kaminöfen und Co. Hauptquelle von Feinstaub und Ruß – Temporäre Verbote
wie derzeit in der deutschen Feinstaubhauptstadt
Stuttgart geplant, sind ungeeignet und kaum zu kontrollieren – DUH
fordert wirkungsvollen Vollzug durch Behörden und stellt auf ihrer
Kampagnenwebsite „Clean Heat“ Informationen zum richtigen Heizen mit
Holz bereit
Berlin, 26.10.2016:
Kaminöfen und andere so genannte Kleinfeuerungsanlagen gehören in
vielen Ballungsräumen in Deutschland und Europa
zu den Hauptquellen von Feinstaub- und Rußpartikeln. Besonders in der
Heizsaison belasten die Feuerungsanlagen nicht nur die Luft außerhalb
des Hauses, sondern auch im Wohnraum und gefährden dadurch die
Gesundheit der Stadtbewohner. Die Deutsche Umwelthilfe
(DUH) fordert die Besitzer solcher Kaminöfen zur richtigen Bedienung
der Anlagen auf. Zudem sollte vor allem in Gebieten mit hoher
Luftbelastung komplett auf den Betrieb der 'Komfortfeuerstätten'
verzichtet werden.
In
Deutschland gibt es etwa elf Millionen Öfen und Heizkessel, die nahezu
ausschließlich mit Holz befeuert werden. Kleinfeuerungsanlagen stoßen
mittlerweile mehr feine Partikel aus als der Straßenverkehr,
denn die meisten Dieselmotoren sind mittlerweile mit einem
Partikelfilter ausgestattet. Für die meisten Emissionen sind mit
Scheitholz betriebene Kaminöfen verantwortlich.
Im
europäischen Vergleich sind die gesetzlichen Vorgaben für neue Öfen und
Heizkessel in Deutschland zwar relativ streng. Allerdings werden diese
durch eine lasche Typprüfung, beziehungsweise
im Falle von Kesselanlagen durch hohe Messtoleranzwerte, entkräftet.
Dies führt dazu, dass auch neue Öfen kein Garant für saubere Wärme sind.
Noch problematischer ist die Situation im Hinblick auf die vielen
Millionen Altanlagen. Deren Betrieb wird wegen zu
hoher Schadstoffemissionen schrittweise verboten. Jedoch ist der
Gesetzesvollzug mangelhaft, da die Stilllegung der Anlagen zu langsam
umgesetzt wird.
Dazu Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH:
„Der aktuell geltende Zulassungstest für Kaminöfen gaukelt eine in
Wirklichkeit nicht existierende Idealsituation vor. In der Realität sind
die Anlagen erheblich schmutziger als angegeben. Auch weil
beispielsweise die Anheizphase nicht berücksichtigt wird,
bei der besonders viele Schadstoffe entstehen.“ Saar weiter: „Verbraucher
sollten daher zweimal überlegen, ob ein Kaminofen wirklich notwendig
ist – vor allem wenn dieser lediglich als Zusatzheizung oder der
Behaglichkeit dienen soll. In Ballungsräumen
mit hoher Luftbelastung müssen solche Öfen komplett verboten werden –
und zwar nicht nur temporär, wie es in der deutschen Feinstaubhauptstadt
Stuttgart derzeit nur halbherzig geplant ist.“ Ausnahmen dürfe es
lediglich für Öfen geben, die nachweislich
sauber und mit entsprechender Abgasreinigungstechnik, zum Beispiel
Partikelfilter, ausgestattet sind. Zumal die Partikel aus der
Holzverbrennung nicht nur aus gesundheitlicher Sicht problematisch sind:
„Holzofennutzer glauben, etwas Gutes für das Klima zu tun, aber die Rußemissionen tragen stark zur Erderwärmung bei“, betont
Axel Friedrich, internationaler Experte für Luftreinhaltung.
In
den kalten Monaten trägt das Heizen mit Holz in zahlreichen Regionen
und Städten wie etwa Stuttgart dazu bei, dass die Luftbelastung deutlich
über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) liegt. Das Problem verschärft sich, wenn der Ofen falsch
betrieben wird. Hierdurch können Staubmengen entstehen, die den
aktuellen Grenzwert um das Hundertfache übertreffen, wie Untersuchungen
aus der Schweiz zeigen. Der durch Fehlbedienung verursachte
Rauch und Gestank führt überdies häufig zu Nachbarschaftskonflikten.
„Ein
typischer Kaminofen fordert seine Besitzer: Das Scheitholz sollte
trocken und sauber gelagert werden. Die optimale Menge Holz muss
regelmäßig nachgelegt und die Luftzufuhr richtig eingestellt
werden. Technische Lösungen wie eine Ofensteuerung oder ein
Partikelabscheider unterstützen eine emissionsarme Verbrennung. Solange
diese aber nicht zum Standard gehören, hat es alleinig der Betreiber in
der Hand, den Ofen so zu nutzen, dass möglichst wenige
Emissionen entstehen“, erklärt
Patrick Huth, Projektmanager Clean Heat. „Vielen Ofenbesitzern
ist zudem nicht bewusst, dass das Heizen mit Holz auch in den eigenen
vier Wänden die Luft belasten kann, beispielsweise beim Öffnen der Tür
zum Nachlegen der Holzscheite oder durch undichte
Anlagen aus qualitativ minderwertigem Material.“
Die DUH stellt auf der Webseite
www.clean-heat.eu die wichtigsten
Tipps zum Umgang mit dem eigenen Kaminofen zur Verfügung. Dort finden
Verbraucher außerdem weitere Hintergrundinformationen und einen
Überblick über aktuelle Aktivitäten der EU-geförderten
Kampagne „Clean Heat“ der DUH. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit,
eine mobile Ausstellung auszuleihen und verschiedene Publikationen zu
beziehen.
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