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Hendricks: Sandoz-Katastrophe hat Umdenken in Politik und Wirtschaft bewirkt |
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Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt legen neuen Gewässerbericht vor |
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Der
Zustand der deutschen Flüsse hat sich weiter verbessert. Im Rhein und
vielen weiteren Flüssen lassen sich deutlich mehr Fischarten als vor 30
Jahren beobachten. Lachse, die zwischenzeitlich fast ausgestorben waren,
fühlen sich in deutschen Gewässern wieder heimisch. Die Donau weist in
Teilen des Flusslaufes einen guten bis sehr guten ökologischen Zustand
auf und schneidet unter allen deutschen Flüssen am besten ab. Bei Weser
und Ems gibt es nach wie vor Handlungsbedarf, hier wie auch in anderen
Flussgebieten kommt es dauerhaft zu hohen Nitrateinträgen in das
Grundwasser. Vielfach belasten Quecksilber-Altlasten die
Gewässerqualität. Alle Details zum Zustand der deutschen Flussgebiete
enthält der neue Gewässerbericht zur Wasserrahmenrichtlinie, den
Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt heute veröffentlicht haben.
Laut dieser Richtlin
ie sollen alle Flüsse und Seen, Küstengewässer und das Grundwasser bis
spätestens zum Jahr 2027 in einem „guten Zustand“ sein.
Bundesumweltministerin Hendricks: „Grundwasser, Seen, Flüsse sind unsere
Lebensadern. Ihr Schutz hat oberste Priorität. Es gibt erste Erfolge:
Wir haben heute viel mehr Kläranlagen. Hunderte Uferkilometer sind
wieder naturnah und es gibt weniger Hindernisse für wandernde
Fischarten. Am Ziel sind wir aber noch lange nicht. Jahrhundertelange
Belastungen können wir nicht in kurzen Zeiträumen beseitigen. In den
kommenden Jahren werden daher weitere Maßnahmen folgen müssen, zum
Beispiel strengere Regeln für die Düngung.“
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Die Ergebnisse zum chemischen Zustand der Flüsse sind zweigeteilt: 86
Prozent der Oberflächenwasserkörper (Flüsse und Seen) erreichen einen
allgemein guten chemischen Zustand. Das bedeutet: die Flüsse weisen
derzeit keine neuen Schadstoffbelastungen auf. Bezieht man jedoch Stoffe
ein, die seit sehr langer Zeit die Umwelt belasten und quasi
allgegenwärtig sind - z. B. Quecksilber aus der jahrhundertelangen
Verbrennung von Kohle oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
aus Weichmachern von Kunststoffen - fällt die Bewertung deutlich
schlechter aus. Wegen dieser andauernden Belastungen ist kein
„Oberflächenwasserkörper“, womit Seen, Flüsse, Flussmündungen und
Küstengewässer gemeint sind, in einem guten chemischen Zustand. Die
selbe Problematik trifft auch für viele Gewässer in anderen EU-Mitgliedsstaaten zu.
Beim Grundwasser erreichen 96 Prozent der Grundwasserkörper einen „guten
mengenmäßigen Zustand“ und 64 Prozent einen „guten chemischen Zustand“.
Dort, wo der der chemische Zustand als „schlecht“ bewertet wird, gibt
es meistens zu hohe Nitratkonzentrationen. Maria Krautzberger,
Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA):
„Die zu hohen Nitrateinträge, die unser Grundwasser belasten, stammen
überwiegend aus der Landwirtschaft. Diese muss ihrer Verantwortung für
sauberes Wasser gerecht werden. Wir brauchen daher dringend bessere
rechtliche Vorgaben zur Düngung, um unser Grundwasser wirksam zu
schützen.“ Wichtig wären beispielsweise die obligatorische Einführung
einer betrieblichen Gesamtnährstoffbilanzierung und ein verbesserter
Vollzug der zu novellierenden Düngeverordnung.
Der chemische Zustand der Gewässer wird in Deutschland anhand von
europaweit einheitlich geregelten Anforderungen bewertet. Sie umfassen
Umweltqualitätsnormen für 33 prioritäre Stoffe, wie Atrazin oder Benzol
sowie für bestimmte andere Schadstoffe, z. B. DDT
sowie den Aktionswert für Nitrat nach der Nitratrichtlinie. Die
Grundlage für die Anforderungen bildet die im Oktober 2000 in Kraft
getretene europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Sie gilt als großer
Meilenstein in der Wasserpolitik. Ihre Umsetzung trägt dazu bei, dass
z. B. der Zustand des Rheins heute deutlich besser ist als
beispielsweise zu Zeiten des Sandoz-Unglücks. Damals wurden 30 Tonnen
Chemikalien freigesetzt. Nachdem es in der Nacht vom 31.10. auf den
01.11.1986 bei der Schweizer Chemiefirma Sandoz gebrannt hatte,
gelangten etwa 10 Tonnen zum Teil hochgiftiger Pestizide
über das Löschwasser in den Oberrhein. In dem rot gefärbten Fluss
starben auf einer Strecke von etwa 400 Kilometern Fische und
Kleinlebewesen. Sogar die Trinkwasserversorgung am Rhein war betroffen
und musste in einigen Regionen zeitweilig umgestellt werden.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: “Die damalige Katastrophe
bewirkte ein Umdenken in Politik und Industrie. Die schon im Dezember
1986 beschlossenen Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der
Rheinwasserqualität und zur Störfallvorsorge sowie das ein Jahr später
verabschiedete Aktionsprogramm Rhein führten zu einer deutlichen
Verbesserung der Wasserqualität. Der Rhein hat sich heute wieder sehr
gut erholt.“
Weitere Informationen:
Die Grundlage für die Bewertung der Gewässerzustände in Deutschland
bilden heute umfangreiche Überwachungsprogramme. Die Überwachung der
Oberflächengewässer und des Grundwassers hat zum Ziel, schlüssige
Ergebnisse für die Bewertung des Gewässerzustands und einen Überblick
über die Belastungen zu erhalten. Sie dient weiterhin als Grundlage für
die Maßnahmenplanung und als Erfolgskontrolle, um zu sehen, ob die
umgesetzten Maßnahmen auch die entsprechende Wirkung zeigen. Für die
Überblicksüberwachung haben die Bundesländer in den Oberflächengewässern
knapp 600 Messstellen festgelegt. Dazu kommen 14.000 Messstellen, die
der operativen Überwachung der Oberflächengewässer dienen.
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