Veröffentlicht am 15.10.2016
Politik oder Wirtschaft: Wer hat eigentlich die Macht? Darüber spricht Richard Precht mit Marcel Fratzscher, dem Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).
Die Anforderungen der Globalisierung und das Aufblühen des Neoliberalismus wirken wie die Vertreibung aus dem Paradies der sozialen Markwirtschaft. Während die Wirtschaft sich in Stellung bringt, taumelt die Politik zwischen Anspruch und Wirklichkeit, so Richard David Precht. Über Macht und Ohnmacht der Politik, über die Absurditäten einer heiß gelaufenen Finanzwelt, über Moral und Unmoral diskutiert er mit Prof. Marcel Fatzscher, dem Chef des "Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung“ (DIW), einem der renommiertesten und streitbarsten Ökonomen in der Bundesrepublik.
Hat Karl Marx doch recht?
Schon immer waren sich die Ökonomen uneins, wieviel Steuerung die Wirtschaft braucht. Die großen Schulen Neoliberalismus und Keynesianismus etwa stehen sich unvereinbar gegenüber. Während die einen unbeirrt an den selbstregulierenden Markt glauben, fürchten andere, dass der Wettbewerb sich selbst abzuschaffen droht, wie es Karl Marx einst prophezeite. Schon heute machen in Deutschland ein Prozent der Unternehmen 65 Prozent des Umsatzes, betreiben Megakonzerne wie Amazon, Google, Starbucks oder Ikea trickreiche Steuervermeidung am Rande der Legalität.
Devisenspekulationen und Hedgefonds sind längst als eindeutiges Übel der Finanzwirtschaft identifiziert, doch die dringend überfällige globale Transaktionssteuer etwa will niemand einführen. Irland macht Apple Steuergeschenke von 13 Milliarden Euro, um den Konzern im Land zu halten, und in Deutschland wird die Politik wohl bald genötigt sein, die Deutsche Bank zu retten, meint Precht.
Soziale Ungerechtigkeit Gefahr für Deutschland
Noch geht es uns allgemein recht gut in Deutschland, sagt Marcel Fratzscher, doch wenn wir den Anschluss im Freihandel verpassten, siehe die umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und CETA, schlössen die USA solche Abkommen mit China oder Südamerika und die Deutschen würden wirtschaftlich das Nachsehen haben. Fratzscher empfiehlt außerdem große Milliardeninvestitionen in Verkehr und Bildung, damit der Standort Deutschland attraktiv bleibt und warnt zugleich vor zunehmender sozialer Ungerechtigkeit.
Wie gut oder wie schädlich bilaterale Absprachen zwischen USA und Europa für die Dritte-Welt oder Schwellenländer sind, diese Frage stellt sich weder ein deutscher Unternehmer, noch einer um Konjunktur und Entwicklung ringender Politiker. Hauptsache, unserer westlichen Welt geht es weiter gut. Und auch wir Arbeitnehmer und Konsumenten wollen doch nicht wirklich auf wirtschaftlichen Aufschwung verzichten, so Precht, um die Dritte Welt voranzubringen.
Regiert tatsächlich das Geld die Welt? Beherrschen uns die Computer und Technokraten? Wo ist sie, eine Ökonomie, die sich politisch versteht. Die auf den Interessenskonflikt zwischen Politik, Moral und Ökonomie schaut? Homo oeconomicus und homo sociologicus – noch nie erschien es notwendiger, beides zu sein, und noch nie schien beides weniger vereinbar zu sein als heute.
Die Anforderungen der Globalisierung und das Aufblühen des Neoliberalismus wirken wie die Vertreibung aus dem Paradies der sozialen Markwirtschaft. Während die Wirtschaft sich in Stellung bringt, taumelt die Politik zwischen Anspruch und Wirklichkeit, so Richard David Precht. Über Macht und Ohnmacht der Politik, über die Absurditäten einer heiß gelaufenen Finanzwelt, über Moral und Unmoral diskutiert er mit Prof. Marcel Fatzscher, dem Chef des "Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung“ (DIW), einem der renommiertesten und streitbarsten Ökonomen in der Bundesrepublik.
Hat Karl Marx doch recht?
Schon immer waren sich die Ökonomen uneins, wieviel Steuerung die Wirtschaft braucht. Die großen Schulen Neoliberalismus und Keynesianismus etwa stehen sich unvereinbar gegenüber. Während die einen unbeirrt an den selbstregulierenden Markt glauben, fürchten andere, dass der Wettbewerb sich selbst abzuschaffen droht, wie es Karl Marx einst prophezeite. Schon heute machen in Deutschland ein Prozent der Unternehmen 65 Prozent des Umsatzes, betreiben Megakonzerne wie Amazon, Google, Starbucks oder Ikea trickreiche Steuervermeidung am Rande der Legalität.
Devisenspekulationen und Hedgefonds sind längst als eindeutiges Übel der Finanzwirtschaft identifiziert, doch die dringend überfällige globale Transaktionssteuer etwa will niemand einführen. Irland macht Apple Steuergeschenke von 13 Milliarden Euro, um den Konzern im Land zu halten, und in Deutschland wird die Politik wohl bald genötigt sein, die Deutsche Bank zu retten, meint Precht.
Soziale Ungerechtigkeit Gefahr für Deutschland
Noch geht es uns allgemein recht gut in Deutschland, sagt Marcel Fratzscher, doch wenn wir den Anschluss im Freihandel verpassten, siehe die umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und CETA, schlössen die USA solche Abkommen mit China oder Südamerika und die Deutschen würden wirtschaftlich das Nachsehen haben. Fratzscher empfiehlt außerdem große Milliardeninvestitionen in Verkehr und Bildung, damit der Standort Deutschland attraktiv bleibt und warnt zugleich vor zunehmender sozialer Ungerechtigkeit.
Wie gut oder wie schädlich bilaterale Absprachen zwischen USA und Europa für die Dritte-Welt oder Schwellenländer sind, diese Frage stellt sich weder ein deutscher Unternehmer, noch einer um Konjunktur und Entwicklung ringender Politiker. Hauptsache, unserer westlichen Welt geht es weiter gut. Und auch wir Arbeitnehmer und Konsumenten wollen doch nicht wirklich auf wirtschaftlichen Aufschwung verzichten, so Precht, um die Dritte Welt voranzubringen.
Regiert tatsächlich das Geld die Welt? Beherrschen uns die Computer und Technokraten? Wo ist sie, eine Ökonomie, die sich politisch versteht. Die auf den Interessenskonflikt zwischen Politik, Moral und Ökonomie schaut? Homo oeconomicus und homo sociologicus – noch nie erschien es notwendiger, beides zu sein, und noch nie schien beides weniger vereinbar zu sein als heute.
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