Umweltverbände lehnen künstliche Phosphatdüngung ab – Fischerei muss sich an natürliche Bedingungen anpassen
Radolfzell/Berlin, 16.04.2015:
Von der stinkenden, überdüngten Brühe der Siebzigerjahre ist im
Bodensee
heute nichts mehr zu sehen. Das Wasser ist glasklar und lockt jährlich
Millionen Touristen an. Einigen Fischern ist das Wasser jedoch zu
sauber. Sie fordern die Zuführung von Nährstoffen, um die Netze wieder
zu füllen, wie der „Spiegel“ in Ausgabe 16/2015
berichtet. Die Umweltverbände Bodensee-Stiftung, Global Nature Fund
(GNF) und Deutsche Umwelthilfe (DUH) betonen die beispielhafte
nachhaltige Entwicklung des Bodensees und sprechen sich gegen die
Zuführung künstlicher Düngemittel zu Zwecken der Fischzucht
aus.
„Das
saubere Wasser des Bodensees ist einer der wichtigsten und sichtbarsten
Erfolge im oft mühsamen Schutz der Gewässer der letzten Jahrzehnte in
Deutschland, der Schweiz,
Österreich und ganz Europa“, erklärt
Jörg Dürr-Pucher, Präsident der Bodensee-Stiftung, und
unterstreicht die Bedeutung der guten Wasserqualität und der hohen
Biodiversität des trinationalen Naturjuwels.
„Viele Partner des weltweiten Seennetzwerkes „Living Lakes“, das der
GNF organisiert, beneiden uns um ein sauberes Badeparadies für Menschen,
das Lebensraum seltener Tier-, und Pflanzenarten ist und zugleich 4,5
Millionen Menschen mit bestem Trinkwasser
versorgt“, ergänzt Marion Hammerl, Präsidentin des GNF.
Wasserschutz,
Naturschutz und wirtschaftlicher Wohlstand werden durch den sauberen
Bodensee in bester Weise ermöglicht und miteinander verbunden. Der See
ist ein Beispiel für
nachhaltige Entwicklung mit gegenseitiger positiver Beeinflussung, wie
man sie selten findet: Eine Belohnung für Milliardeninvestitionen von
Staat und Kommunen, Zurückhaltung in der Düngung der Landwirtschaft,
Aufklärung durch Umweltverbände und Verwendung
umweltschonender Produkte durch die Verbraucher. Aktuell gibt es nur
eine Folge dieser Erfolge im Gewässerschutz, über die man
unterschiedlicher Ansicht sein kann. Die Tonnage der gefangenen Fische
am Bodensee sinkt deutlich und die gefangenen Fische scheinen
auch als einzelne Individuen an Gewicht zu verlieren. Eine Ursache
könnte der Rückgang des Phosphatgehalts im Bodenseewasser sein –
sicherlich aber nicht die einzige. Aus Sicht der Umweltverbände bietet
der saubere Bodensee für die heimischen Berufsfischer
ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber Fisch aus anderen Regionen und
Aquakulturen. Wenn Bodenseefisch künftig eine knapper werdende
Delikatesse wird, dann könnten die Fischer auf der Basis einer
zertifizierten Herkunftsangabe einen Mehrwert erzielen.
Der
Bodensee entwickelt sich in Richtung seines natürlichen Zustandes und
die Fischerei in natürlichen Gewässern muss sich mit den natürlichen
Bedingungen arrangieren. Die Fischerei
gehört zum Bodensee, aber Bioengineering, das über die bewährten
Fischbrutanstalten hinausgeht, kann keine Lösung sein. Fischzucht und
Fischfütterung darf es nur in künstlich angelegten Gewässern geben.
„Wir lehnen es entschieden ab, in ein gesundes Ökosystem wie dem
Bodensee durch die Erhöhung des Phosphateintrags künstlich einzugreifen.
Die Interessen der Fischer müssen an dieser Stelle eindeutig hinter die
des Naturschutzes treten“, sagt Sascha Müller-Kraenner,
Bundesgeschäftsführer der DUH. „Das gilt gerade auch für den
Bodensee, der als Leuchtturm auch bei anderen Wasserschutzthemen wie dem
bundesweiten Kampf gegen Fracking eine wichtige Rolle spielt.“
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