Vattenfall-Anlage gehört zu den fünf schädlichsten Europas
Jänschwalde/Cottbus,
7. 8. 2015 – Gegen die massive Klimazerstörung und die drohenden
Gesundheitsschäden durch Verbrennung von Braunkohle protestieren am
morgigen Samstag (8.8.) mehrere Hundert Klimaschützer aus Deutschland,
Polen und Tschechien mit Betroffenen aus der Lausitz vor dem
Kohlekraftwerk Jänschwalde. Die Aktivisten formen den Schriftzug „Coal
Kills“ und einen etwa 60 mal 55 Meter großen Totenschädel. Jänschwalde
gehört zu den fünf klimaschädlichsten Kraftwerken Europas. Laut einer Studie der Universität Stuttgart
aus dem Jahr 2013 stößt das vom schwedischen Energiekonzern Vattenfall
betriebene Kraftwerk so viel Feinstaub, Stickoxide, Quecksilber und
weitere Schadstoffe aus, dass dadurch pro Jahr knapp 4000 Lebensjahre
verloren gehen. Statistisch entspricht das 373 vorzeitigen Todesfällen.
„Mit Jänschwalde bleibt eine riesige Dreckschleuder am Netz während
Deutschland mehr und mehr Kohlestrom ins Ausland exportiert. Wenn
Klimaschutz für Vattenfall mehr als ein billiger PR-Gag ist, muss der
Konzern dieses Kraftwerk schnellstens vom Netz nehmen“, fordert Marvin
Kracheel vom Lausitzer Klima- und Energiecamp.
Der
schwedische Staatskonzern Vattenfall will sein ostdeutsches
Braunkohlegeschäft auch aus Klimaschutzgründen verkaufen. Die drei
Kohlekraftwerke des Unternehmens in der Lausitz, Jänschwalde, Schwarze
Pumpe und Boxberg stoßen pro Jahr gut 50 Millionen Tonnen CO2 aus – so
viel wie ganz Schweden. Inzwischen fordert jedoch eine immer breitere
Koalition vom schwedischen Rechnungshof bis zu den Mitgliedern der
schwedischen Grünen und Linken sowie zahlreichen Umweltverbänden, dass
Vattenfall die Sparte behält und ohne weitere Tagebaue schrittweise
herunterfährt. Bislang hält der Energieversorger jedoch an seinen
Verkaufsplänen fest. „Ein schmutziges Geschäft wird durch einen Verkauf
nicht sauber. Der neue Eigner wird Vattenfalls Pläne für weitere
Tagebaue umsetzen, er wird Hunderte von Menschen aus ihren Häusern
vertreiben und hektarweise Felder und Wälder zerstören. Vattenfall muss
endlich Verantwortung übernehmen und den Verkauf abblasen“, fordert
Susanne Neubronner, Energieexpertin von Greenpeace.
Unsichere Aussichten für Braunkohle in Deutschland
Der
Verkaufsprozess ist ins Stocken geraten, da die künftige Rolle der
klimaschädlichen Braunkohle für Deutschlands Energieversorgung unklar
ist. Schon mit Blick auf das deutsche Klimaschutzziel von 40 Prozent
weniger CO2 bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990 wurde zuletzt breit über
einen nötigen Kohleausstieg diskutiert. Diese Diskussion wird sich in
Zukunft verstärken, so wie sich auch Deutschlands Klimaschutzziele über
2020 hinaus verschärfen. „Konsequenter Klimaschutz heißt Kohleausstieg.
Wer davor die Augen verschließt wie es Vattenfall und die
Landesregierung Brandenburgs versuchen, schadet nicht nur der Umwelt und
den Tagebaubetroffenen, sondern auch den Bergleuten“, so Susanne Timm
von der Umwelt-Radtour Tour de Natur.
Im
Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember haben
Wissenschaftler wiederholt betont, ein Großteil der Kohle-, Öl- und
Gasvorräte dürfe nicht verbrannt werden, um den menschengemachten
Temperaturanstieg unter zwei Grad zu halten. Ließe Vattenfall die
Braunkohle im Boden, könnten Schweden und Deutschland so ein wichtiges
Signal für den Klimaschutz senden.

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