Sehr geehrte Damen und Herren,
diesen August begeht die Welt die 70. Jahrestage der atomaren Zerstörung
von Hiroshima und Nagasaki. Auch in Fukushima wird dieser beiden
Katastrophen gedacht. Genau am heutigen Tag wird im äußersten Süden
Japans zudem das erste Atomkraftwerk wieder hochgefahren, nachdem das Land
die letzten zwei Jahre komplett ohne Atomkraft ausgekommen war. Viele
Japaner fragen sich in diesen Tagen, wie ein Land, das die zerstörerische
Kraft des Atoms auf so brutale Weise vor Augen geführt bekam, sich so
blind auf die gefährliche Atomenergie einlassen kann. Auch wir haben uns
die Frage gestellt und einige unserer japanischen Kontakte damit
konfrontiert. Die Antworten finden Sie, liebe LeserInnen, in diesem
Newsletter. Außerdem berichten wir über die aktuellen Vorhaben der
japanischen Behörden, die Strahlenhöchstwerte von Nukleararbeitern zu
erhöhen und über die Einschätzungen der deutschen Gesellschaft für
Reaktorsicherheit (GRS) zur aktuellen Strahlenfreisetzung in Fukushima.
Wir hoffen, Ihnen damit erneut einen guten Einblick in die aktuellen
Geschehnisse in Japan bieten zu können und freuen uns wie immer über ihr
regelmäßiges Interesse an unserem Newsletter.
Mit freundlichen Grüßen
Henrik Paulitz und Dr. Alex Rosen
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JAPAN KEHRT GEGEN DEN WILLEN DER BEVÖLKERUNG ZUR ATOMKRAFT ZURÜCK
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Die Ärzteorganisation IPPNW sieht mit großer Sorge, dass heute in Japan -
mehr als vier Jahre nach Beginn der Atomkatastrophe von Fukushima - der
erste Atomreaktor wieder ans Netz geht. Eine Energiewende hin zu
erneuerbaren Energieformen wäre für den sonnen- und windreichen
Inselstaat naheliegend, zumal einige der führenden Wind- und
Solarenergieunternehmen der Welt in Japan sitzen. Auch Geothermie- und
Energieeffizienzmaßnahmen sind in Japan relativ unkompliziert umzusetzen,
wie Studien immer wieder gezeigt haben. Doch auch in Japan hat die
Atomindustrie, das sogenannte "Nukleare Dorf", großen politischen
Einfluss bis hin in die Regierung und so verfolgt Ministerpräsident
Shinzo Abe allen Umfragen und Empfehlungen zum Trotz unbeirrbar die
Rückkehr zur Atomkraft und bremst so die japanische Energiewende aus.
IPPNW-Pressemitteilung vom 11. August 2015 (Link:
http://www.ippnw.de/presse/artikel/de/wider-besseren-wissens-japan-kehr.html
)Neustart in Fukushima: ''Tragische Entwicklung zurück''
(Link:
http://sr-mediathek.sr-online.de/index.php?seite=7&id=34768 ), Interview
mit Dr. Alex Rosen auf SR2
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/Sendai.jpg
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NEUE EMPFEHLUNGEN ZU STRAHLENHÖCHSTWERTEN BEI ARBEITERN
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Die japanische Atomaufsichtsbehörde NRA und das japanische
Gesundheitsministeriums haben vorgeschlagen, die maximale
Strahlenbelastung für Nukleararbeiter für eine Notfallsituation von 100
Millisievert (mSv) auf 250 mSv anzuheben. Mit ihrer neuen Empfehlung
passen sich die Behörden offenbar den Realitäten an, da die
Strahlenbelastung von Arbeitern auf dem Gelände des havarierten
Atomkraftwerks Fukushima Dai-Ichi in Einzelfällen 250 mSv erreicht habe.
Inzwischen liege die Belastung im Bereich von 100 mSv. Auch jenseits von
Katastrophensituationen sollen Nukleararbeiter einer höheren
Strahlenbelastung ausgesetzt werden dürfen. In fünf Jahren soll eine
kumulierte Strahlenbelastung von 100 mSv zulässig werden.
Weiterlesen (Link:
http://www.fukushima-disaster.de/deutsche-information/super-gau/artikel/1f35e8601ba18730cb18676a9b941dc3/neue-empfehlungen-zu-strahlenhoechst.html
)Health ministry proposes more than doubling radiation exposure limit
(Link:
http://ajw.asahi.com/article/0311disaster/fukushima/AJ201504180025 )250
mSv: temporary increase in the emergency exposure dose limit in response
to the TEPCO Fukushima Daiichi NPP accident and its decision making
process (Link: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25436995 )
The Lancet Haematology: “Ionising radiation and risk of death from
leukaemia and lymphoma in radiation-monitored workers (INWORKS): an
international cohort study.” (Link:
http://www.thelancet.com/journals/lanhae/article/PIIS2352-3026%2815%2900094-0/abstract
)
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/fukushima_ruine_arbeiter_04.jpg
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AKTUELLE RADIOAKTIVE FREISETZUNGEN IN FUKUSHIMA
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Mehr als vier Jahre nach Beginn der Atomkatastrophe von Fukushima müssen
die Behörden in Japan feststellen, dass die Dekontaminationsbemühungen
in Teilen der verstrahlten Gebieten weit hinter den ursprünglichen
Zeitplänen hinterherhinken oder immer wieder zurückgeworfen werden.
Während Straßen und Plätze durch Abtragung von oberflächlichen
Erdschichten und Säuberungsaktionen relativ gut von strahlenden Partikeln
zu befreien waren und auch Wohngebiete durch ein massives Aufgebot an
Personal und mühsame Kleinstarbeit zumindest temporär dekontaminiert
werden konnten, stellen Felder, Waldgebiete und wildes Terrain
unsanierbare Reservoirs an radioaktiven Stoffen dar und tragen immer
wieder zur Rekontamination ehemals gereinigten Areale bei. Hinzu kommt,
dass auf dem Gelände des havarierten Atomkraftwerks kontinuierlich neue
Strahlung in die Umgebung frei gesetzt wird.
Weiterlesen (Link:
http://www.fukushima-disaster.de/deutsche-information/super-gau/artikel/8da72cb1b63832b0df954f380fd3712f/-0744648146.html
)GRS: Fukushima Daiichi, 11. März 2011. Unfallablauf, Radiologische
Folgen. 4. Auflage 2015, GRS-S-55 (Link:
http://www.grs.de/sites/default/files/pdf/fukushima_2015_s-55_0.pdf )
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/decontamination_japan_01.jpg
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YIN UND YANG – WESHALB JAPAN SICH TROTZ HIROSHIMA UND NAGASAKI AUF ATOMENERGIE EINLIESS
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Am 6. August 1945 detonierte über Hiroshima die Atombombe „Little Boy“
und verwandelte die Stadt in ein brennendes Inferno. Drei Tage später, am
9. August 1945, erlitt Nagasaki das selbe Schicksal. Zehntausende Menschen
starben noch am Tag der Explosionen, knapp 200.000 bis Ende des Jahres.
Weitere Hunderttausende Menschen blieben ihr Leben lang gezeichnet –
durch Verletzungen, Verbrennungen, den Folgen der Strahlenexposition, dem
Verlust von Familienmitgliedern und Heimat, dem Trauma und der
Stigmatisierung. Die Bombardierungen von Hiroshima und Nagasaki, deren 70.
Jahrestag wir diesen August begehen, haben sich wie kein anderes Ereignis
in das kollektive Gedächtnis Japans eingebrannt.
Umso erstaunlicher ist es, dass Japan heute eine der größten und
mächtigsten Atomindustrien der Welt hat. Das sogenannte Nuclear Village
(Nukleares Dorf), wie die japanische Atomlobby auch genannt wird, übt in
Japan seit vielen Jahrzehnten maßgeblichen Einfluss auf Politik und
Gesellschaft aus, ist eng verbandelt mit der regierenden Partei und die
wohl einflussreichste wirtschaftliche Lobbygruppe im Land. Wie es dazu
kommen konnte, dass sich ein Land, das so massiv unter den Folgen der
militärischen Atomindustrie gelitten hat, dazu entscheidet, die zivile
Atomindustrie zum Rückgrat seiner Wirtschaft zu machen, ist eine Frage,
die wir diesen Monat mehrere unserer japanischen Kontakte gestellt haben.
Weiterlesen (Link:
http://www.ippnw.de/atomwaffen/humanitaere-folgen/artikel/de/yin-und-yang-weshalb-japan-sich.html
)Robert Jacobs: „How Nuclear Power Followed Nuclear Weaponry into Japan"
(Link:
http://news.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Fukushima/HiroshimaNagasakiFukushima_Robert_Jacobs.pdf
)Noriko Kubota: „Hiroshima and Fukushima“ (Link:
http://news.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Fukushima/HiroshimaNagasakiFukushima_Norika_Kubota.pdf
)Hibakusha Worldwide: „Tokai-mura“ (Link:
http://www.nuclear-risks.org/de/hibakusha-weltweit/tokai-mura.htmlhibakusha-worldwide/tokai-mura.html
)
IMAGES:
http://news.ippnw.de/uploads/pics/tokai_mura.jpg
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11. August 2015
FUKUSHIMA-NEWSLETTER VOM 11.08.2015
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