Reserveantibiotika
haben in unseren Ställen nichts zu suchen – sie sollten der Humanmedizin
vorbehalten werden.
Die
neuen Zahlen zeigen, dass die Antibiotika-Strategie der Bundesregierung
gescheitert ist: Der generelle Rückgang verschleiert nur, dass jetzt mehr
sogenannte Reserveantibiotika eingesetzt werden, die eine bis zu 40 mal höhere
Wirksamkeit aufweisen. Eigentlich gelten Reserveantibiotika laut
Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „Wirkstoffe mit höchster Priorität“, die
der Behandlung spezifischer Infektionen beim Menschen vorbehalten werden
sollten. Diese Medikamente werden jedoch vor allem in der Tiermast
breitenwirksam eingesetzt, um strukturelle und hygienische Mängel zu
kompensieren. Stattdessen sollten die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse
der Tiere angepasst werden. Zudem fordern wir angesichts einer alarmierenden
Anzahl antibiotikaresistenter Bakterien ein Verbot von Reserveantibiotika in
der Tierhaltung.
Der
Antibiotikaverbrauch muss sowohl im Stall als auch in der Arztpraxis reduziert
werden. Im Gesundheitswesen brauchen wir zudem einen Dreiklang aus mehr Wissen,
besseren Strukturen und stärkerer Prävention. Die bisherigen Bestrebungen der
Bundesregierung gingen über Lippenbekenntnisse nicht hinaus. Trotz der Deutschen
Antibiotikaresistenzen-Strategie (DART) breiten sich die Resistenzen weiter
aus. Wir brauchen verbindliche Reduzierungsziele für den Antibiotikaeinsatz im
Human- und Tierbereich, eine feste Zeitschiene zur Umsetzung der angekündigten
Maßnahmen im ambulanten und stationären Bereich und stärkere Kontrollen. Wenn
wir nicht endlich entschieden gegen die Resistenzbildung vorgehen, werden die
Auswirkungen gravierend sein: Bis 2050 könnten weltweit zehn Millionen Menschen
an Infektionen durch multiresistente Erreger sterben. Das muss verhindert
werden.
Hintergrund:
Laut der Datenerhebung des BVL ist der Antibiotikaverbrauch im vergangenen Jahr
weiter gesunken, jedoch der Einsatz von Reserveantibiotika gestiegen. Insgesamt
wurden an in Deutschland ansässige Tierärzte 1238 t Antibiotika abgegeben.
Damit zählt Deutschland EU-weit zu den Topverbrauchern beim Einsatz von
Antibiotika in der Tierhaltung.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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