(BUP) Dr. Jana Pinka, Sprecherin für Umwelt- und Ressourcenpolitik der
Fraktion DIE LINKE, erklärt zu den durch den Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND) durchgeführten Schadstoffmessungen am Riesaer
Stahlwerk Feralpi:
Seit 2009 werden die Immissionen ins Riesaer
Stadtgebiet nicht mehr öffentlich überwacht. Die damaligen behördlichen
Messungen waren unter ungeeigneten Bedingungen durchgeführt worden. Die
Fraktion DIE LINKE im Stadtrat der Großen Kreisstadt Riesa hatte im März
2015 mit einem Antrag den Oberbürgermeister beauftragen wollen, sich
für eine erneute Messung an einer geeigneten Stelle einzusetzen. Leider
wurde dieser Antrag abgeschmettert.
Nun hat der BUND Sachsen
Messungen in Auftrag gegeben, die endlich belastbare Daten liefern
sollen. Die Erfüllung behördlicher Auflagen mit Terminsetzung hat
Feralpi Stahl nicht nachgewiesen. Auf Anfrage im Stadtrat informierte
Geschäftsführer Frank Schaefer, dass nach erfolgter
Kapazitätserweiterung erneute Messungen beauflagt würden. Welche
möglichen Belastungen für die Menschen im Betrieb, für die Anwohner und
die Umwelt bestehen, wäre also ohne die Messungen durch den BUND Sachsen
bis zu diesem Zeitpunkt keiner öffentlichen Kontrolle unterworfen.
Offen
ist, wie sehr sich das Umweltministerium selbst ernstnimmt, wenn es
Termine setzt und Auflagen erlässt. Erwiesenermaßen ging es Anwohnern
und Stadträten stets um die Einhaltung geforderter Grenzwerte und nie um
eine mögliche komplette oder teilweise Schließung des Werkes. Die
Gesundheit der Menschen stand immer an erster Stelle. Sollte durch die
Versäumnisse der letzten Jahre und den jetzt möglicherweise entstehenden
öffentlichen Druck eine Schließung von Bereichen der Produktion drohen,
liegt die Ursache vor allem beim Verursacher der möglichen
Grenzwertüberschreitungen.
Hier sind Parallelen zum Geschehen um
die SDR Biotec in Pohritzsch erkennbar. Erst nach jahrelangen
Bürgerbeschwerden und dem Einschalten eines Umweltverbandes führten die
Behörden Messungen durch. Schließlich wurde genauer hingesehen, wurden
Auflagen erteilt. Die gesamte Abfallanlage musste schließlich
geschlossen werden, als ein nicht genehmigungskonformer Betrieb nicht
abgestellt werden konnte (vgl. ausführlich das Minderheitenvotum der
LINKEN zum 1. Untersuchungsausschuss der 5. Wahlperiode, Seiten 19f.,
30f.).
Eine zentrale Lehre aus dem Abfall-Untersuchungsausschuss
muss beherzigt werden: Frühe Bürgerbeschwerden sind ein ernstzunehmender
Hinweis. Behörden müssen sofort den Anlagenbetreibern auf die Finger
sehen und konsequent handeln. Diese Aufgabe sollte nicht von
Umweltverbänden übernommen werden müssen.
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