Die
Stärkung von Unrechtsregimen ist kein Beitrag zur Lösung von Fluchtursachen,
sondern verschärft sie weiter. Menschen begeben sich nur dann auf die Flucht,
wenn ihre Lebenssituation unerträglich wird. Politische Repression, Korruption
und die daraus entstehende politische und wirtschaftliche Ungerechtigkeit tragen
erheblich dazu bei.
In
Wahrheit geht es der EU offensichtlich nicht darum, Fluchtursachen zu
verringern, sondern kurzfristig Flüchtlinge zu bekämpfen. Ausgerechnet solche
Staaten zu unterstützen, deren katastrophales Politikversagen für schlimmste Menschenrechtsverletzungen
und entgrenzte Gewalt verantwortlich ist, führt die
Idee einer menschenrechtsbasierten Außen- und Entwicklungspolitik ad absurdum.
Das ist eine Rolle zurück in die finstere Vergangenheit, in der die EU mit
Millionenmitteln Diktator Gaddafi dabei unterstützte, Flüchtlinge vom
Mittelmeer fernzuhalten.
Die
kürzlich erst geplante und dann plötzlich abgesagte Reise von Minister Müller
zum eritreischen Diktator Isaias Afewerki
ist ein Beispiel für die Orientierungslosigkeit der Bundesregierung beim Umgang
mit autoritären Regimen, die ihre eigenen Bürgerinnen und Bürger in die Flucht
schlagen. Sie wurde geplant, nachdem ein Untersuchungsbericht der Vereinten
Nationen die menschenverachtenden Regierungspraktiken wie Folter, willkürliche
Verhaftungen, Zwangsarbeit und extralegale Hinrichtungen in Eritrea offengelegt
hatte. Der vom Entwicklungsminister schlagzeilenträchtig verkündete
"Paradigmenwechsel" in der Afrikapolitik mit der effekthascherischen
Strategie zur Bekämpfung von Fluchtursachen entpuppt sich damit endgültig als
hohle Fassade.
Eine
wirksame Bekämpfung von Fluchtursachen setzt eine langfristig geplante und an
der Einhaltung menschenrechtlicher Standards ausgerichtete Außen- und
Entwicklungspolitik voraus. An beiden Fronten versagen die EU und die
Bundesregierung. Auch die ungerechte Handels-, Fischerei- und Agrarpolitik der
EU verschärft Fluchtursachen, statt sie zu mindern. Hier hätte die EU einen
wirksamen Hebel, um ihre vollmundigen Versprechen zu erfüllen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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