(BUP) Die Windenergie hat es im braunkohledominierten Sachsen nicht
leicht. Immer noch werden 75 Prozent der sächsischen Stromproduktion
durch die Braunkohleverfeuerung gedeckt. Dennoch wuchs der Windmarkt
2014 auch in Sachsen weiter, wenn auch in gewohnt kleinen Schritten. So
gingen im vergangenen Jahr im gesamten Freistaat lediglich 14 neue
Windenergieanlagen (WEA) mit einer Gesamtleistung von rund 36 MW ans
Netz. Im Jahr 2013 waren es auch nur 15 neue WEA mit 35,5 MW. Nach
Zahlen von Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Schlegel vom BWE kommt Sachsen damit
aktuell auf 850 Windräder mit einer installierten Leistung von 1.081 MW.
Die Gesamtzahl der WEA hat sich im Vergleich zu 2013 sogar um neun
Windräder verringert, da mehrere alte und deutlich leistungsschwächere
Anlagen im Rahmen des Repowering durch wenige, aber erheblich modernere
und leistungsstärkere Anlagen ersetzt wurden. Damit zählt Sachsen bei
der Windstromproduktion deutschlandweit weiterhin zu den
Schlusslichtern. Hans-Jürgen Schlegel, langjähriger Experte auf dem
Fachgebiet der Erneuerbaren Energien in Sachsen, prognostiziert für das
vergangene Jahr einen Stromertrag durch die sächsischen WEA von rund
1.800 GWh, nach etwa 1.690 GWh im Jahr 2013. Das entspricht einem
Windstromanteil am Gesamtstromverbrauch von mageren 9,2 Prozent in
Sachsen.
„Das Wachstum der Stromerzeugung aus Windenergie in
Sachsen bleibt ein mühsames Geschäft, wie man an den kümmerlichen 14
neuen Windrädern sieht“, betont auch Prof. Martin Maslaton,
Landesvorsitzender beim Bundesverband Windenergie (BWE) in Sachsen.
„Mehr Flächen für Windräder sind dringend erforderlich, will man mit der
Energiewende im Freistaat vorankommen. Hier ist die neue
Staatsregierung in der Pflicht. Schließlich bekennt sie sich im
Koalitionsvertrag zum weiteren Ausbau der Windenergie.“
Insgesamt
lag der Anteil der Erneuerbaren Energien am Nettostromverbrauch 2014 in
Sachsen bei 24,8 Prozent. Bei der Windenergie werden vermehrt die
leistungsstarken WEA mit einer Nennleistung von 3 MW und einer Nabenhöhe
von mindestens 135 Metern errichtet. „Bereits im Jahr 2016 erwarten die
Betreiber der sächsischen Windenergie, dass die Schwelle der
Stromerträge von 2.000 GWh pro Jahr erstmalig überschritten wird“, so
Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Schlegel. Gerade diese Anlagen eignen sich
hervorragend für das Repowering. Der vielbeschworene Ersatz zahlreicher
alter und niedrigerer Anlagen durch wenige hohe Windräder mit größerer
Leistung kommt in Sachsen derzeit langsam in Gang. So wurden zum
Beispiel im Windpark Riesa-Mautitz fünf alte Anlagen mit einer Leistung
von je 600 kW durch nur noch vier neue 3-MW-Anlagen ersetzt. Im Windpark
Streumen (Gemeinde Wülknitz, Landkreis Meißen) wurden vier alte
600-kW-Anlagen durch vier 2-MW-Windräder ersetzt. Zwei weitere Alt
anlagen werden dort in diesem Jahr repowered. Ebenfalls zurückgebaut
wurden die drei kleinen 100-kW-Anlagen des Windparks Bernsbach bei
Schwarzenberg. Dafür ging im Windpark Mark-Sahnau bei Crimmitschau eine
3-MW-Windenergieanlage ans Netz. „Dass das Repowering ganz langsam Fahrt
aufnimmt, freut uns natürlich“, erklärt Prof. Maslaton, der nebenbei
auch das Recht der erneuerbaren Energien an der TU Chemnitz und
Umweltrecht an der TU Bergakademie Freiberg lehrt. „Doch da liegt noch
ein langer Weg vor uns, da die Mehrzahl der alten WEA außerhalb der
Vorrang- und Eignungsgebiete stehen und schlicht die Flächen für neue
Anlagen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgewiesen sind.“
Ob
es in Sachen Windenergie in Sachsen tatsächlich zu einem Kurswechsel
kommt und sich die Lage der Windenergie verbessert, bleibt abzuwarten.
„In diesem Jahr wird sich zeigen, ob die Regionalen Planungsverbände
wirklich neue zusätzliche Flächen für Windräder ausweisen“, so der
BWE-Landesvorsitzende. „Auch Flächen in Gewerbe- und Industriegebieten
wären eine Überlegung wert, etwa zur Windstrom-Eigenversorgung
ansässiger Betriebe. Wenn man sich schon als Staatsregierung wieder in
die bundesweiten Ziele bei der Reduzierung der CO2-Emissionen einklinken
möchte, dann müssen den Worten auch Taten folgen.“ Vorwärts käme man,
wenn das Innenministerium den fortschrittlichen Kurs von
Wirtschaftsminister Dulig mitträgt. Internet: www.wind-energie.de,
www.verlag-energierecht.de, www.maslaton.de
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