(BUP) Die Hamburger Schulen werden kaum noch dabei unterstützt, Energie,
Wasser und Müll einzusparen. Bisher galt: Die Hälfte des eingesparten
Geldes können die Schulen als direkte Zuweisung für eigene Projekte
bekommen. Der Senat lässt das erfolgreiche und seit 20 Jahren etablierte
Umweltprojekt fifty/fifty am ausgestreckten Arm verhungern: Newsletter
und Homepage wurden eingestellt, die Verwaltung verkompliziert.
Ergebnis: Immer weniger Schulen machen bei dem Programm mit. Die
Bürgerschaft debattiert heute über einen Grünen Antrag zur Rettung des
fifty/fifty-Programms.
Dr. Stefanie von Berg, bildungspolitische
Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion, erklärt dazu: „Das Projekt
fifty/fifty ließ sich mal hervorragend mit pädagogischen Zielen in
Einklang bringen. Beides lag in einer Hand und geschah am selben Ort:
der Schule. Fifty/fifty war ein voller Erfolg und brachte zahlreiche
positive Reaktionen von Umweltverbänden. Allein für das Jahr 2010
errechnete man rund 3,77 Millionen Euro Einsparungen für Energie, Müll
und Wasser und eine Verringerung der CO2-Emission von 10.760 Tonnen.
Dass der Senat dieses Projekt systematisch zugrunde gehen lässt, ist ein
plakatives Beispiel dafür, wie egal die Umweltpolitik dem SPD-Senat
ist. In Sachen Nachhaltigkeit hat die SPD nichts verstanden. Dabei
entstehen bei diesem Projekt noch nicht einmal Kosten. Im Gegenteil:
Jahrelang hat der Senat durch die Einsparungen an den Schulen sogar viel
Geld gespart.
Wir fordern in unserem Antrag den Senat auf,
fifty/fifty wieder zum Leben zu erwecken. Hierzu bedarf es folgender
Maßnahmen, die wir in unserem Antrag fordern: Die Schulen müssen wieder
beraten und unterstützt werden. Das Landesinstitut für Lehrerbildung und
Schulentwicklung muss diese Arbeit wieder explizit für fifty/fifty
aufnehmen können. Außerdem muss die Homepage des Projekts wieder
aktiviert werden, der Newsletter regelmäßig verschickt werden und die
Verleihung des Klimabären für besonders erfolgreiche Schulen muss wieder
stattfinden.“
Olaf Duge, stadtentwicklungspolitischer Sprecher
der Fraktion, ergänzt: „Der Senat hat die Zeichen der Zeit nicht
verstanden. Es ist völlig unverständlich, dass dieses erfolgreiche
Projekt ausgehungert wird. Klimaschutz an Schulgebäuden ist praktischer
Unterricht und Zukunftssicherung. Man hat den Eindruck, dass
Umweltpolitik bei der SPD komplett abgeschafft werden soll. Es finden
keine Aktionen mehr statt, wo die Kinder, Lehrkräfte und Hausmeister mit
so viel Engagement und Herz für das Energiesparen zusammengeführt
wurden.“
Hintergrund
Seit 1994 hat die Stadt folgende
Vereinbarung mit den teilnehmenden Schulen: Alle Energie-, Wasser und
Abfalleinsparungen, die die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräften
zusammenbringen, werden zur Hälfte der Schule und zur Hälfte der Stadt
ausgezahlt. Da das Abrechnungssystem komplex ist, werden den Schulen
noch fünf Prozent für die Verwaltungskosten abgezogen. Dennoch erhielten
die Schulen teilweise Rückzahlungen von jeweils mehr als 10.000 Euro
pro Jahr, über die sie frei verfügen dürfen. So sparten die
teilnehmenden Hamburger Schulen alleine vom 1. Juli 1994 bis zum 31.
Dezember 2011 94 Millionen kWh Strom, 660 Millionen kWh Heizenergie,
1.061.000 m³ Wasser sowie 191.000 Tonnen Kohlendioxid. Damit sparten sie
42,4 Millionen Euro bei Energie und Wasser sowie 6,6 Millionen Euro an
Abfallgebühren. Die Einsparungen entsprechen im Elektrobereich dem
Jahresverbrauch von 34.000 Haushalten, im Heizenergiebereich dem
Jahresverbrauch von 44.000 Haushalten und mehr als dem dreifachen
Wasserinhalt der Binnenalster (ca. 300.000 m³).
Der SPD-Senat hat sabotiert das Projekt an vier Stellen:
•
Er hat die Leitung des Projekts (Abrechnung/Einbindung der
Schulhausmeister und Pädagogik) auf die Finanzbehörde einerseits und das
Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung andererseits
aufgeteilt. Dadurch sind die Abrechnung und die pädagogische Einbindung
in den Unterricht völlig entkoppelt. Synergieeffekte können nicht mehr
genutzt werden.
• Die Verleihung des „Klimabären“, eine Siegprämie
in einem Wettbewerb für besonders vorbildliche fifty/fifty-Schulen,
findet seit dem Frühjahr 2012 nicht mehr statt.
• Zeitgleich (im
Frühjahr 2012) wird ebenfalls der regelmäßige Newsletter eingestellt.
Erschien er bislang noch drei Mal jährlich, um alle teilnehmenden
Schulen über ihre Erfolge zu informieren, Energiespartipps zu geben und
zur Teilnahme zu motivieren, hält man das nun für nicht mehr
erforderlich.
• Und als wäre das nicht genug, wird zu guter Letzt
auch noch die Webseite eingestellt – die ehemals sehr informative Seite
www.fiftyfifty-hamburg.de führt ins Leere.
Das Ergebnis dieser
Politik: Seit 2010 machen immer weniger Schulstandorte mit – waren es
2010 noch 412 Standorte, 2012 waren es nur noch 348.
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