(BUP) In einem dringenden Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel hat
der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(BUND), Hubert Weiger, im Vorfeld der Kabinettsentscheidung zum
„Aktionsprogramm Klimaschutz 2020“ Nachbesserungen am geplanten
Maßnahmenpaket gefordert. „Entweder leisten alle Bereiche mehr für die
Treibhausgasminderung oder wir werden das eigene Klimaziel nicht
erreichen und dadurch auch, was den Klimaschutz betrifft, international
zunehmend unglaubwürdig“, schreibt Weiger in einem Brief an Merkel. Es
komme darauf an, die Voraussetzungen für ein glaubwürdiges
internationales Engagement der Bundesregierung beim in dieser Woche
beginnenden Weltklimagipfel in Lima zu schaffen und die 2015 anstehende
deutsche G7-Präsidentschaft für ein weitreichendes internationales
Klimaschutzabkommen in Paris zu nutzen. „Es bietet sich jetzt die große
Chance zu zeigen, dass konsequenter Klimaschutz und die schrittweise
Abkehr von den fossilen Energien in einem hochindustrialisierten Land
möglich sind“, so Weiger in seinem Brief, den er in Kopie auch
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Bundesumweltministerin
Barbara Hendricks zukommen ließ.
Die bisher vorgeschlagenen
Klimaschutz-Maßnahmen genügten noch nicht, um die beschlossenen
Klimaschutzziele zu erreichen. Die durch die Reduktion der
Kohleverstromung angestrebte Minderung von „mindestens 22 Mio. Tonnen
CO2“ bis 2020 müsse verdreifacht werden. Die Klimaziele seien nur zu
erreichen, wenn ältere und ineffiziente Kohlekraftwerke in einem Umfang
von 10 Gigawatt stillgelegt würden. „Ein weiteres Schonen der größten
Klimaverschmutzer Deutschlands ist nicht akzeptabel“, schreibt der
BUND-Vorsitzende. Bei der geplanten Energieeinsparung lobte Weiger
„eine ganze Reihe sinnvoller Einzelmaßnahmen“, wie z. B. die steuerliche
Förderung energetischer Sanierungsmaßnahmen. Er kritisierte jedoch,
dass die Einspar-Vorschläge im Gebäudebereich zu vage seien und ein
gesetzlicher Rahmen mit verbindlich festgelegten Zielen fehle. Um die
Energiesparpläne tatsächlich umzusetzen sei zudem eine stabile und
ausreichende Finanzierung nötig, forderte der BUND-Vorsitzende.
Auch
im Verkehrssektor müsse die Bundesregierung noch nachbessern. Die
jährlichen Subventionen für Dieselfahrzeuge in Höhe von mehr als sechs
Milliarden Euro müssten gestrichen und Lkw wie Pkw auf allen Straßen
über eine entfernungs- und emissionsabhängige Maut an der Finanzierung
der Infrastruktur- und der Umweltkosten beteiligt werden. Ungenutzte
Potentiale für mehr Klimaschutz gebe es auch in der Landwirtschaft. Für
den Schutz von Mooren, kohlenstoffreichen Böden und Grünland reichten
die Maßnahmen im Aktionsprogramm, beispielsweise die vorgesehenen 5 bis
10 Prozent Wiedervernässung von Moorböden bis 2025, bei weitem nicht
aus. Darüber hinaus müsse die Flächenbindung der Tierhaltung wieder in
Kraft gesetzt werden.
„Jedes Ausbremsen von nötigen und möglichen
Klimaschutzmaßnahmen muss der Vergangenheit angehören“, appellierte der
BUND-Vorsitzende an Kanzlerin Merkel. „Viele besorgte Menschen auf
dieser Welt schauen derzeit nach Berlin. Die anstehende
Kabinettsentscheidung zum Aktionsprogramm könnte ein weltweites
Hoffnungszeichen für den Klimaschutz sein und damit der internationalen
Klimapolitik, die in wenigen Tagen in Lima verhandelt wird, neuen
Auftrieb geben“, so der BUND-Vorsitzende.
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