100.000 Hamburger: Leben im Gefahrengebiet unter Generalverdacht › Piratenpartei Deutschland
100.000 Hamburger Bürger stehen unter Generalverdacht: Seit Freitag Morgen gelten weite Teile der Hamburger Innenstadt als Gefahrengebiet.
Damit können jederzeit verdachtsunabhängige Personen- und
Taschenkontrollen durchgeführt und Aufenthaltsverbote ausgesprochen
werden.
Die Piratenpartei fordert die Aufhebung aller bestehenden
Gefahrengebiete und der damit verbundenen, völlig unangemessenen
Einschränkung von Grundrechten für Anwohner und Besucher in den
betroffenen Stadtteilen. In den vergangenen neun Jahren gab es bereits
mehr als 40mal Gefahrengebiete in Hamburg.
»Die Schaffung von Gefahrengebieten ist ein nicht hinzunehmender Eingriff in die Grundrechte der Bürger«, sagt Sebastian Seeger, Landesvorsitzender der Piratenpartei Hamburg. »Ein
demokratischer Rechtsstaat ist verpflichtet, Freiheit und Rechte der
Menschen, die in ihm leben, zu schützen. Wir müssen uns klar machen,
dass dieses neue Gefahrengebiet nicht der inneren Sicherheit dient oder
Polizeibeamte schützt, sondern ein Instrument der politischen
Auseinandersetzung ist.«
Begründet wurde die Einführung mit einem vermeintlichen Angriff auf die Davidwache. Die Polizei musste allerdings inzwischen eine teilweise falsche Darstellung
eingestehen. Die Begründung ist auch deshalb nicht plausibel, weil die
Davidwache in einem bereits bestehenden Gefahrengebiet liegt.
»Als St.Paulianer lebe ich seit Jahren in einem Gefahrengebiet«, erklärt Andreas Gerhold, Fraktionsvorsitzender der PIRATEN-Fraktion in Hamburg Mitte, »egal
ob ich in die Landesgeschäftsstelle der PIRATEN fahre oder als
Abgeordneter an Ausschuss- oder Plenarsitzungen der Bezirksversammlung
teilnehme, immer bewege ich mich in Gefahrengebieten. Jederzeit darf die
Polizei mich ohne Anlass und Verdacht stoppen, die Personalien
kontrollieren, in meine Taschen schauen, und wenn es ihnen gefällt,
dürfen sie mich des Gebietes verweisen oder anordnen, dass ich mich auf
direktem Weg zu meiner Wohnung begeben muss. Grundrechtseinschränkungen
sind für mich keine Ausnahmesituation, sondern Alltag.«
Seit der Einführung des aktuellen Gefahrengebietes sind mehrere
Polizei-Hundertschaften im Dauereinsatz. Weit mehr als 400 Personen sind
bisher anlasslos kontrolliert und mehr als 100 Platzverweise erteilt
worden. Die Hamburger Polizei geht aktuell gegen jede Form des Protestes
innerhalb des Gefahrengebietes vor.
Die Piratenpartei setzt sich für die Wahrung der Grundrechte und eine
freie Gesellschaft ein, in der Menschen sich ohne Angst vor ständiger
Überwachung und Kontrolle frei entfalten können. Die Wahrung der
Unschuldsvermutung, Privatsphäre und Bewegungsfreiheit sind dafür
unverzichtbare Bausteine. Diese werden durch Gefahrengebiete stark
eingeschränkt.
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