Berlin (ots)
Umfrage der Deutschen Umwelthilfe belegt Boykott der gesetzlichen Mehrwegquote von 70 Prozent durch Marktakteure wie Aldi, Lidl, Danone, Nestlé oder Lekkerland - Bundesregierung muss absehbares Unterschreiten der Mehrwegquote durch eine Abgabe auf Einweg sanktionieren - Kennzeichnung von Einweg und Mehrweg auf dem Produkt notwendig - Umwelt-, Verbraucher- und Wirtschaftsverbände antworten mit Neuauflage der Verbraucherkampagne "Mehrweg ist Klimaschutz" auf Angriffe der Einwegindustrie auf das Mehrwegsystem
Scheinbar sind Umweltgesetze dazu da, um ignoriert zu werden. Nach diesem Motto verfahren zumindest die Harddiscounter Aldi und Lidl, welche das größte Getränkesegment Mineralwasser mit ihren Produkten in Einwegplastikflaschen zu Dumpingpreisen dominieren. Die beiden Unternehmen teilten der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegenüber schriftlich mit, ausschließlich auf Einweggetränkeverpackungen setzen zu wollen. Die Einwegstrategie der Harddiscounter deckt sich mit dem Handeln vieler weiterer Marktakteure, wie z.B. Danone, Pepsi, Nestlé oder Lekkerland. Sie boykottieren laut DUH die seit dem 1. Januar 2019 gültige Quote für klimafreundliche Mehrweggetränkeverpackungen von 70 Prozent aus dem Verpackungsgesetz.
Als Gegenreaktion auf den von Aldi, Lidl & Co. mitgeteilten Boykott der gesetzlichen Mehrwegquote fordert die "Mehrweg-Allianz" von der Bundesregierung die Einführung einer Abgabe auf Einwegplastikflaschen und Dosen in Höhe von mindestens 20 Cent zusätzlich zum bestehenden Pfand. Die aufwendige Kennzeichnung von Getränkeverpackungen in der Nähe des Produktes sollte zudem verbessert werden und zukünftig zusätzlich direkt auf der Verpackung erfolgen. Die "Mehrweg-Allianz" besteht aus der Deutschen Umwelthilfe (DUH), der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM), dem Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels (BV GFGH), dem Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels (VDGE), dem Verband Private Brauereien Deutschland und dem Verband Pro Mehrweg.
Um Verbraucher beim umweltbewussten Getränkekauf zusätzlich zu unterstützen, legt die "Mehrweg-Allianz" gemeinsam mit 5.000 Getränkehändlern, Brauereien, Mineralbrunnen und Fruchtsaftabfüllern die größte Informationskampagne im Getränkebereich "Mehrweg ist Klimaschutz" neu auf. Durch Informationen zum Klimaschutzbeitrag wiederverwendbarer Mehrwegflaschen sollen Verbraucher zum Verzicht auf umweltschädliche Getränkedosen und Einwegplastikflaschen angeregt werden. Die Wiederbefüllung von Mehrwegflaschen spart im Vergleich zur ständigen Neuherstellung von Einwegverpackungen erhebliche Mengen an Ressourcen, Energie und Treibhausgasemissionen ein. Händler, Unternehmen, Abfallberater, Kommunen und gesellschaftliche Gruppen werden aufgerufen, das kostenlose Informationsmaterial zu nutzen und Verbraucher zu informieren.
Allein in Deutschland werden jährlich rund 16,4 Milliarden Einwegplastikflaschen mit einem Gewicht von mehr als 470.000 Tonnen hergestellt und auch die Getränkedose ist mit zweistelligen Wachstumsraten weiter auf dem Vormarsch. Wenn bereits jetzt erkennbar ist, dass klimafreundliche Mehrwegflaschen bis 2021 den Marktanteil von 70 Prozent nicht erreichen werden, muss die Bundesregierung gemäß einem Entschließungsantrag des Bundestages vom 28. März 2017 "weitergehende rechtliche Maßnahmen" entwickeln. Eine solche weitergehende Maßnahme muss nach Einschätzung der "Mehrweg-Allianz" die Einführung einer Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen in Höhe von 20 Cent (zusätzlich zum Pfand) sein, wie sie bei Alkopops seit Jahren besteht.
Für eine selbstbestimmte Entscheidung am Verkaufsregal ist es notwendig, dass Verbraucher Mehrweg und Einweg eindeutig unterscheiden können. Deshalb hat die Bundesregierung im Verpackungsgesetz eine Kennzeichnung am Verkaufsort festgelegt. Aktuelle Tests der DUH belegen jedoch erhebliche Probleme bei der Umsetzung in großen Supermärkten. Neben fehlenden Hinweisen und zu kleinen Schildern, ist insbesondere die falsche Kennzeichnung von Einweg als Mehrweg problematisch. Daher fordert die "Mehrweg-Allianz" die Einführung einer zusätzlichen Kennzeichnung direkt auf der Verpackung. Ministerin Schulze muss schnellstmöglich nachbessern.
Nach dem Willen von Umweltministerin Svenja Schulze sollen die unverständlichen und kontraproduktiven Ausnahmen von Säften und Nektaren aus der Einwegpfandregelung weiterhin fortbestehen. Die "Mehrweg-Allianz" fordert hingegen eine Vereinfachung der Einwegpfandpflicht, die anhand der Getränkeverpackung festgelegt werden muss. Es ist nicht nachvollziehbar, warum dieselbe Einwegplastikflasche mit Cola bepfandet, aber mit Saft unbepfandet ist. Auch Getränkekartons sind unökologische Einwegverpackungen und sollten künftig mit einem Einwegpfand belegt werden.
Hintergrund Kampagne Mehrweg ist Klimaschutz:
Seit 2007 informieren Umwelt-, Verbraucher und Wirtschaftsverbände Bürger über die Umweltfreundlichkeit von Getränkeverpackungen. Verbraucher sollen so bei einer selbstbestimmten Kaufentscheidung unterstützt werden. Das diesjährige Kampagnenmotiv zeigt eine Weltkugel in der Perlenflasche - sie ist die bekannteste Mehrwegflasche der Welt und feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Das Motiv verdeutlicht den Beitrag wiederverwendbarer Mehrwegflaschen zum Schutz unseres Planeten und des Klimas.
Links:
- Frei verwendbare Druckvorlagen für Flyer und Poster der Kampagne
"Mehrweg ist Klimaschutz" finden Sie unter:
https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/
- Forderungspapier zum Mehrwegschutz: http://l.duh.de/p190429
- Vorteile von Mehrwegflaschen:
https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/vorteile-von-mehrweg/
- Probleme durch Einweg-Plastikflaschen:
https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/einweg-plastikflaschen/
- Fakten zu Ökobilanzen von Getränkeverpackungen:
http://l.duh.de/p190429
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