Hamburg,
31. März 2017 – Viele Versorger stellen ihre Stromlieferung sauberer
dar, als sie ist. Die Anbieter behaupten in ihrer Öffentlichkeitsarbeit,
der von ihnen gelieferte
Strom enthalte einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien als der
bundesweite Durchschnitt. Das ist jedoch nicht der Fall. Dies geht aus
einer Untersuchung hervor, die ein Bündnis aus Deutscher Umwelthilfe,
Robin Wood, Greenpeace Energy, EWS Schönau, NATURSTROM
und LichtBlick vorgelegt hat.
Wie
das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe berichtet, haben
Verbraucherschützer bereits Energieversorger wegen "Irreführung der
Kunden" abgemahnt.
„Verbraucher werden getäuscht, um das angeblich grüne Image der Versorger aufzupolieren“, sagt
Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft von LichtBlick.
Für den „Faktencheck Strommix“ wurden 40 von 1.100 Anbietern in
Deutschland unter die Lupe genommen. Jeder vierte untersuchte Versorger
erweckt den Eindruck, er beschaffe mehr Grünstrom
für seine Kunden, als er es tatsächlich tut. „Wir sehen hier nur die Spitze des Eisberges“, so Lücking.
So
schreiben zum Beispiel die Stadtwerke Kiel auf ihrer Website zu ihrem
Strommix 2015: „Über 47 Prozent unseres Stromes stammte aus
regenerativen Quellen“. Zudem „nutzten“ die
Stadtwerke angeblich mehr Ökostrom als der Bundesdurchschnitt, der bei
32 Prozent liegt. Tatsächlich kaufen die Kieler nach den Berechnungen in
der Untersuchung jedoch nur etwa sechs Prozent grünen Strom für Ihre
Kunden ein.
Auch
die Stadtwerke Schweinfurt behaupten in einer Pressemitteilung, sie
lägen „in Bezug auf den Grünstrom über dem bundesweiten Durchschnitt“.
Tatsächlich kauften die Stadtwerke
jedoch weniger als 5 Prozent erneuerbare Energie ein. Vergleichbare
Darstellungen fanden sich zum Zeitpunkt der Untersuchung auch bei den
Stadtwerken Bochum, Düsseldorf, Leipzig, Unna, Dortmund (DEW 21), Fulda
(Rhön Energie) und Frankfurt (Mainova) sowie beim
Anbieter Energiegut.
Hintergrund
ist die gesetzliche Stromkennzeichnung. Sie verpflichtet Versorger
dazu, in ihrem Strommix einen Pflichtanteil von bis zu 46 Prozent
EEG-Strom auszuweisen. Das Problem:
Dieser EEG-Strom wird nicht von den Versorgern eingekauft. Der Strommix
der Versorger erscheint also umweltfreundlicher, als er ist. Im
Gegenzug wird der Anteil von Kohle- und Atomstrom in den Stromtarifen
künstlich kleingerechnet.
„Der
Gesetzgeber nimmt bewusst in Kauf, dass die Kennzeichnung von
Stromtarifen nicht die Strom-Einkaufspolitik der Anbieter abbildet. Sie
können sich auf diese Weise umweltfreundlicher
darstellen, als sie sind. Das ist unseriös“, erläutert
Dr. Peter Ahmels, Bereichsleiter Energie und Klimaschutz der Deutschen Umwelthilfe.
Um
dem Missbrauch einen Riegel vorzuschieben, fordert das Bündnis eine
Reform der Stromkennzeichnung. Sie müsse künftig wieder zu 100 Prozent
den Stromeinkauf der Versorger abbilden.
„Auch für Strom muss gelten: Es darf nur das draufstehen, was drin ist“, so
Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei
Greenpeace Energy. Zusätzlich sollen Stromkunden künftig genauer darüber
informiert werden, wie sie unabhängig von der Stromlieferung ihres
Versorgers durch die Zahlung der EEG-Umlage den Ausbau
der erneuerbaren Energie fördern.
Den „Faktencheck Strommix“ finden Sie unter: http://l.duh.de/p300317
Den „Faktencheck Strommix“ finden Sie unter: http://l.duh.de/p300317
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