(BUP) Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, fordert Sachsens
CDU-Landtagsfraktion auf, ihren Worten zu besserem Umwelt- und
Naturschutz endlich Taten folgen zu lassen.
"Erst während der
Verhandlungen des aktuellen Doppelhaushalts, zeigte sich, dass ein
besserer Umwelt- und Naturschutz für Sachsens CDU-Landtagsfraktion kaum
mehr als ein Lippenbekenntnis ist. Biologische Vielfalt ist der
Regierung Sachsens nur sehr wenig Geld wert. Die Naturschutzbehörden
wurden in den vergangenen Jahren bis über die Grenzen ihrer
Arbeitsfähigkeit reduziert. Obwohl Naturschutzstationen im
Koalitionsvertrag erwähnt werden, findet sich für sie kein Geld im
aktuellen Haushalt. Maßnahmen zum verstärkten Naturschutz sucht man im
Einzelplan des Umweltministeriums vergeblich, obwohl das Artensterben
und der Lebensraumverlust unaufhörlich weiter voranschreitet. Auf die
249 Förderrichtlinien, für die im Jahr 2013 insgesamt 2,7 Milliarden
Euro in Sachsen zur Verfügung standen, entfielen auf die Richtlinie
"Natürliches Erbe" knapp 10 Millionen Euro für eine wichtige
Daseinsvorsorge."
Auch an weiteren Stellen sieht der Umweltpolitiker dringenden Handlungsbedarf:
"Einen
landesweiten Biotopverbund gibt es bis heute nicht, obwohl dieser bis
2015 verwirklicht sein soll. Bisher existieren lediglich "grüne Striche"
auf Sachsens Landkarte. Flächenzerschneidung behindert den
Artenaustausch enorm, Schutzgebiete werden zu isolierten Inseln,
Wanderkorridore fehlen."
"Wer ernsthaft Naturschutz betreiben
will, braucht ein Konzept für den Stopp der Flächenneuversiegelung.
Dieser politische Wille fehlt der CDU in Sachsen völlig.
2009 haben
Sachsens Innen- sowie Umwelt- und Landwirtschaftsministerium in einem
gemeinsamen Handlungsprogramm verkündet, die Flächeninanspruchnahme bis
2020 auf unter zwei Hektar pro Tag reduzieren zu wollen. Konkrete
Programme, wie das erreicht werden soll, sind aber weder im aktuellen
Doppelhaushalt noch im Landesentwicklungsplan oder im Landesverkehrsplan
zu finden."
"Baumschutz war und ist Sachsens CDU-geführter
Staatsregierungen völlig egal. Das Wort 'Baumschutz' kommt im
Koalitionsvertrag überhaupt nicht vor. Dabei wäre es dringend an der
Zeit, das 2010 unter Schwarz-Gelb beschlossene 'Baum-Ab-Gesetz' endlich
zu kassieren. Den Städten und Gemeinden wurde hier per Landesdiktat die
Möglichkeit genommen, selbst über die Ausgestaltung der eigenen
Baumschutzsatzungen abzustimmen. Nach 4 Jahren ist klar: Das damals
verabschiedete Gesetz zur Vereinfachung des Umweltrechts war nicht nur
ein unzulässiger Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung. Es hat auch
die kommunalen Baumschutzsatzungen verheerend geschwächt. Der
Baumbestand in Kommunen verringert sich spürbar. Ersatzpflanzungen
finden kaum noch statt."
"Wir GRÜNEN wollen die kommunale
Selbstverwaltung beim Baumschutz wieder herstellen und das Gesetz zur
Vereinfachung des Umweltrechts zurücknehmen. Die Städte und Gemeinden
sollen die Bäume grundsätzlich über eigene Baumschutzsatzungen schützen.
Da die Koalition hier beim Umweltschutz versagt, werden wir das Thema
erneut ins Parlament einbringen müssen", kündigt Günther an.
"Wir
GRÜNEN wollen darüber hinaus erreichen, dass der Freistaat auf den
Schutz der Gehölze und Altbäume in vorbildlicher Art und Weise achtet –
insbesondere bei seinen eigenen Bauvorhaben. Zur Neuanpflanzung von
öffentlichem Grün müssen regelmäßig ausreichende Mittel in den
Staatshaushalt eingestellt werden."
Hintergrund:
In den Roten
Listen des Freistaates Sachsen sind fast 40 Prozent der Arten als
"gefährdet", "stark gefährdet" oder "vom Aussterben bedroht" gelistet.
Besonders
dramatisch ist die Situation in den hiesigen Agrarlandschaften. Einst
häufige Tiere, wie Feldhamster, Rebhuhn und Steinkauz, sind aus den
meisten Gebieten des Freistaates verschwunden. In Sachsen leben
bundesweit die wenigsten Feldhasen.
Die 2013 beschlossene Neufassung
des Sächsischen Naturschutzgesetzes brachte zahlreiche
Verschlechterungen: Die Beschränkung des kommunalen Baumschutzes wurde
zementiert, das Vorkaufsrecht aus Naturschutzgründen abgeschafft, die
Rechte der Umweltverbände wurden weiter eingeschränkt.
Nach den
letzten offiziellen Aussagen der Staatsregierung wurden in Sachsen
immer noch 8,2 Hektar Fläche täglich neu in Anspruch genommen. (Quelle:
Landesentwicklungsplan 2012 - Umweltbericht mit Klimacheck) Das
entspricht der Größe von ca. 11 Fußballfeldern. Der weitaus größte Teil
besteht aus Verkehrs-, Baugebiets,- und Gewerbegebietsflächen.
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