- Diskussion um neue politische Rahmenbedingungen beim Branchentreffen in St.
Peter-Ording
Husum (iwr-pressedienst) - Rettung aus der Luft und schneller Transport von
Technikern und Ersatzteilen, selbst bei Windstärken, die einen Einsatz von
Schiffen nicht mehr zulassen – Hubschrauber sind ein wichtiger Teil der
Rettungs- und Versorgungskette für Windparks auf See geworden. In den letzten
Jahren entstanden Helikopter-Service-Firmen oder wurden erweitert und bilden
inzwischen eine wichtige Säule der Offshore-Branche.
Während eines Treffens von schleswig-holsteinischen Windkraft-Firmen beim 8.
Stammtisch ihres Vereins windcomm schleswig-holstein e. V. wurde deutlich,
dass Schleswig-Holstein von der Erweiterung des Firmenspektrums profitiert.
Gastgeber der Veranstaltung war das Unternehmen Northern HeliCopter GmbH, das
auf dem Flugplatz von St. Peter-Ording einen Hubschrauber vom Typ
„Dauphin“ für Offshore-Rettungseinsätze in Bereitschaft hält. Nach der
Besichtigung des Hangars und der Firmenpräsentation ging es während einer
Podiumsdiskussion um die Frage, wie es mit der Offshore-Branche weitergeht und
welche Potenziale für Schleswig-Holsteins Wirtschaft noch erschlossen werden
können. Prominenter Podiumsgast war der Hamburger Anwalt Jörg Kuhbier,
Vorsitzender der Stiftung Offshore Windenergie.
„Man kann von der Offshore-Branche keine weitreichenden Kostenreduzierungen
und technische Innovationen erwarten, wenn die Ausbauziele halbiert werden“,
sagte Kuhbier zu den Plänen der Bundesregierung, die
Offshore-Windenergie-Leistung bis 2030 auf 15 Gigawatt (GW) auszubauen – vor
wenigen Jahren lag das Ziel noch bei 30 GW. Offshore-Verbände fordern
mindestens 20 GW, um die Produktionskapazitäten für
Offshore-Windenergieanlagen und Fundamente sowie die Flotten der Errichter-
und Service-Schiffe mit allen damit verbundenen Arbeitsplätzen zu erhalten.
Aktuell sind in der deutschen Nord- und Ostsee 3,5 GW installiert.
Nach dem kürzlich novellierten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017) müssen
sich die Betreiber der Offshore-Windparks in Ausschreibungen um neue Projekte
bewerben. Den Zuschlag erhält, wer angibt, den Strom am günstigsten
produzieren zu können. Vorher gab es eine festgelegte Vergütung. Auf die
Frage, ob sich dies auch auf die Luftrettung auswirken werde, sagte Frank
Zabell, Geschäftsführer der Northern HeliCopter GmbH: „Wir spüren den
Kostendruck. Wir stehen vor der Herausforderung, eine hochwertige
Rettungskette mit weniger Mitteln zu gewährleisten. Wichtig ist dabei, dass
der Bund nicht noch künstlichen Wettbewerb in den Markt bringt, indem
öffentlich-rechtliche Institutionen hier aktiv werden. Hier brauchen wir eine
klare Abgrenzung der Aufgaben.“
Ebenfalls vorgestellt wurde die Firma WINDEA Offshore, die ein breites
Portfolio an technischen und logistischen Services, insbesondere
Schiffslogistik für die Offshore-Windindustrie anbietet. Caspar Spreter von
Kreudenstein von WINDEA Offshore betonte: „Das größte
Kostensenkungspotential bei der Errichtung und dem Betrieb von
Offshore-Windparks sehe ich in der Logistik. Hier kommt es darauf an,
ganzheitliche Lösungen inklusive dem passenden Hafenstandort,
Warehousemanagement und Schiffslogistik zusammen mit den Betreibern der
Windparks zu entwickeln und denkbare Cluster-Lösungen zu forcieren.
Schleswig-Holstein könnte für die Offshore-Branche wesentlich attraktiver
sein, wenn die dafür erforderliche Infrastruktur, insbesondere die Häfen,
besser ausgebaut wären.“
Gemeinsam appellierten die Firmenvertreter an die Landesregierung, nach der
Landtags- und Bundestagswahl den gesetzlichen Rahmen für Erneuerbare Energien
noch einmal anzupassen. „Um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommen zu
erreichen, benötigen wir deutlich mehr Ausbau an Wind- und Solarenergie als
die im Moment für jede der Technologien vorgesehenen 2,5 Gigawatt pro Jahr
nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Mit den verhaltenen Ausbauzielen laut
EEG 2017 verspielen wir sowohl klima- als auch wirtschaftspolitisch eine
große Chance auch für Schleswig-Holstein“, betonte Volker Köhne,
Vorsitzender des windcomm schleswig-holstein e. V.
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4. November 2016
Offshore in Schleswig-Holstein: Kostendruck gefährdet Mittelständler
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