Auch
2016 wird der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid (NO2) in
Deutschland vielerorts überschritten. Schadstoffquelle Nummer eins
ist der motorisierte Straßenverkehr. Da die Bundesregierung auch nach
dem Abgasskandal in Sachen Luftreinhaltung weiter auf der Bremse steht,
fordern Umweltverbände nun die Umweltminister der Länder auf, sich für
ambitionierte Maßnahmen im Verkehrssektor einzusetzen.
Die Weiterentwicklung der Umweltzonenregelung durch eine Blaue Plakette
ist dringend erforderlich.
Berlin, 06. April 2016
– Die Umwelt- und Verkehrsverbände Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland
(BUND), Deutsche Umwelthilfe (DUH), Naturschutzbund Deutschland (NABU)
und der ökologische Verkehrsclub (VCD) fordern im Vorfeld der morgen
stattfindenden Sondersitzung der Umweltministerkonferenz ein Umdenken in
Sachen Luftreinhaltung in Städten ein. Insbesondere
die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) liege aufgrund des hohen
Anteils von Dieselmotoren in der Pkw-Flotte weiterhin deutlich über den
gesetzlichen Grenzwerten und schädige so Tag für Tag die Gesundheit
hunderttausender Menschen. Nach Angaben der Europäischen
Umweltbehörde (EEA) gehen allein in Deutschland jährlich mehr als
10.000 vorzeitige Todesfälle auf die Belastung der Luft mit
Stickstoffdioxid zurück.
Die
Verbände fordern die Umweltminister der Länder auf, sich bei der
Bundesregierung für wirksame Instrumente zum Schutz der Bürgerinnen und
Bürger vor gesundheitsschädlichen
Autoabgasen einzusetzen und die für die Luftreinhaltung zuständigen
Behörden hierzu besser auszustatten. Insbesondere eine Weiterentwicklung
der Umweltzonenregelung sei überfällig. Bereits 2015 hatten die
Verbände ein Konzept für eine Blaue Plakette für die
Kennzeichnung emissionsarmer Fahrzeuge vorgestellt und in einem
Hintergrundpapier zusammengefasst. Kommunen hätten dadurch die
Möglichkeit, gezielt Fahrzeuge mit hohen Emissionen aus den belasteten
Gebieten auszuschließen und so die Stickoxidbelastung signifikant
zu mindern. Aufgrund der bekanntgewordenen Manipulationen von
Abgaswerten sieht das Konzept der Umweltverbände vor, dass nur solche
Fahrzeuge eine Blaue Plakette erhalten, welche die Emissionswerte für
Dieselfahrzeuge der Euro 6-Norm auch im Realbetrieb einhalten.
Die
Länder müssten nun auch darauf drängen, dass der Abgasskandal lückenlos
aufgeklärt werde, fordern die Verbände. Derzeit lasse die
Bundesregierung Länder und Kommunen mit
dem Problem überhöhter Schadstoffwerte weitgehend allein. Trotz
vielfach erhöhter Abgaswerte von Pkw im realen Straßenverkehr stelle
sich die Bundesregierung und insbesondere der zuständige
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bislang schützend vor die
Automobilindustrie und vernachlässige durch Untätigkeit den
Gesundheits- und Verbraucherschutz. Ohne sofortige Maßnahmen seien auch
künftig massive Überschreitungen der gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte
zu erwarten.
Die
Umwelt- und Verkehrsverbände fordern die Länder zugleich auf, nicht
allein auf Maßnahmen des Bundes zu warten, sondern bereits bestehende
Möglichkeiten zur Verbesserung der
Luftqualität wie etwa die Stärkung des Umweltverbundes oder
Parkraumbewirtschaftung aktiv zu nutzen. Ein attraktiver ÖPNV sowie der
Ausbau von Radwegen und -abstellmöglichkeiten leisten einen wesentlichen
Beitrag zur Luftreinhaltung.
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