Handelsabkommen gefährden europäische Umwelt- und Verbraucherschutzstandards
Hamburg,
28. 4. 2016 – Hornlose Rinder, Gen-Lachs sowie gentechnisch veränderte
Nahrungspflanzen könnten mit TTIP und CETA auch nach Europa kommen. Denn
die umstrittenen Handelsabkommen zwischen der EU und den USA und Kanada
bedrohen die strengen europäischen Regeln zum Umgang mit gentechnisch
veränderten Organismen. Zu diesem Ergebnis kommt der heute von
Greenpeace veröffentlichte Report „Wer CETA und TTIP sät, wird
Gentechnik ernten“. Er vergleicht die Standards, Regularien und die
Bedeutung der Gentechnik in der Landwirtschaft auf beiden Seiten des
Atlantiks. „Unterschiedlicher könnten die Standards gar nicht sein. Kein
Wunder, dass die USA und Kanada gemeinsam mit den Gentechnik-Konzernen
den Schutz von Umwelt- und Verbrauchern in Europa aushebeln wollen“,
sagt Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven. „Die EU-Kommission muss
am Vorsorgeprinzip festhalten. Nur so können unsere Standards und unsere
Wahlfreiheit gesichert werden.“
In
den USA und Kanada sind die wichtigen Anbauprodukte Soja, Mais,
Baumwolle, und Raps zu mehr als 90 Prozent gentechnisch verändert. 2015
wuchsen Gen-Pflanzen auf 43 Prozent der US- und 24 Prozent der
kanadischen Ackerflächen. In Europa ist hingegen nur eine Gen-Pflanze
zum Anbau zugelassen. Auf 0,07 Prozent der EU-Agrarfläche wuchs 2015 der Gen-Mais „Mon810“.
Fundamental unterscheidet sich auch die Regulierung: In den USA und
Kanada müssen die meisten Gen-Pflanzen weder für den Anbau noch für die
Verwendung als Lebensmittel auf Risiken geprüft werden und landen
ungekennzeichnet im Handel. Die EU hat sich strenge Regeln für den
Umgang mit Gentechnik auferlegt. In Europa greift das Vorsorgeprinzip
und schützt den Verbraucher, indem alle Stoffe vor der Markteinführung
ihre Unbedenklichkeit nachweisen müssen und bei Unsicherheiten Zulassungen verweigert werden.
Unkontrollierter Marktzugang für neue Gentechnik-Verfahren
Die
Anzahl gentechnisch veränderter Pflanzen und Tiere, die mit neuen
Gentechnik-Verfahren hergestellt wurden, steigt rasant. Während diese in
den USA und Kanada nicht als Gentechnik gekennzeichnet sind, wird in
Europa derzeit über den rechtlichen Status diskutiert. Vergangene Woche hatte Greenpeace aufgedeckt, dass die EU-Kommission auf Druck der USA eine Regulierung neuer Gentechnik-Verfahren aufgeschoben hat (gpurl.de/ie142). Sollte die Kommission in den TTIP-Verhandlungen den Forderungen folgen, gibt sie das Vorsorgeprinzip auf. Pflanzen und Tiere, hergestellt aus neuen gentechnischen Verfahren, könnten sich ohne Regulierung und Kennzeichnung unkontrolliert in Europa ausbreiten.
Anbauverbote
für Gen-Pflanzen in Europa drohen ebenfalls mit TTIP und CETA
aufgehoben zu werden. „TTIP und CETA liefern der Industrie eine
Steilvorlage für Klagen gegen die europäischen Anbauverbote für
Gen-Pflanzen und die Kennzeichnung von Gentechnik in Lebensmitteln. Mit
TTIP und CETA landet Gen-Food unerkannt und ungeprüft auf unseren
Feldern und Tellern“, so von Lieven.
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