Zum heute stattfindenden EU-Afrika-Gipfel in Valetta erklären Claudia Roth MdB und Luise Amtsberg, Sprecherin für Flüchtlingspolitik:
Es
ist unverantwortlich, dass die Regierungschefs der EU die Abschottung
der Europäischen Union noch weiter vorantreiben wollen. Weil die
Mitgliedsstaaten der EU sich weiterhin nicht auf eine solidarische
Verteilung und Aufnahme von Flüchtlingen einigen können, wird auf dem
Gipfel in Valletta weiter an einer unsichtbaren Mauer um Europa
gearbeitet. Um wirklich Schlepper zu bekämpfen und Menschenleben zu
retten, braucht es legale Zugangswege und stärkere Bemühungen zur
Seenotrettung. Das Sterben im Mittelmeer wird man nur so beenden können.
Es braucht endlich eine solidarische Verteilung von Verantwortung
innerhalb Europas und viel mehr Solidarität mit Italien und
Griechenland, statt des gescheiterten Dublin Systems.
In
Valetta diskutieren die Regierungschefs der EU stattdessen, an ihren
nationalen Parlamenten vorbei, wie sie nach dem Vorbild des
Flüchtlings-Deals mit der Türkei weitere Abkommen mit nordafrikanischen
Staaten abschließen können. Dabei geht es um Grenzsicherung und die
Drohung, Staaten die Entwicklungsgelder zu entziehen, wenn sie
Flüchtlinge nicht zurücknehmen. Künftig soll also mit Staaten, die eine
höchst problematische Menschenrechtslage aufweisen und selbst jeden Tag
neue Fluchtgründe schaffen, bei der Fluchtabwehr kooperiert werden. Dazu
gehören neben Libyen auch der Sudan, Äthiopien oder sogar Weißrussland,
wo Internierungslager für Flüchtlinge entstehen sollen.
Es
ist undemokratisch, solch einen weitreichenden Paradigmenwechsel in der
EU-Flüchtlingspolitik vorbei an Europaparlament und den nationalen
Parlamenten zu beschließen. Vor allem ist es aber eine Bankrotterklärung
gegenüber den humanistischen Werten, denen man sich zusammen als EU
verpflichtet fühlen sollte. Anstatt durch fairen Handel und einer
nachhaltigen Landwirtschaft die schädlichen Strukturen zu verändern, die
Menschen in die Flucht zwingen, sollen Geflüchtete schlicht daran
gehindert werden, auf der Suche nach Sicherheit für Leib und Leben den
europäischen Kontinent zu erreichen, nach dem Motto: Aus den Augen, aus
dem Sinn.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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