Marrakesch, 14.11.16 In den vergangenen Monaten hat eine Reihe von Großbanken weltweit neue Richtlinien zur Finanzierung der klimaschädlichen Kohle
beschlossen, darunter die Deutsche Bank, Société Générale und
Citigroup. Sie wollten vor und nach dem Weltklimagipfel von Paris
Politik und Öffentlichkeit überzeugen, dass sie ihre Klima-Verantwortung
ernst nehmen. Zum Anlass der laufenden Klimaverhandlungen in Marrakesch
haben die NGOs Banktrack, Les Amis de la Terre, Market Forces,
Rainforest Action Network und urgewald die Kohle-Richtlinien von 22
Banken aus Australien, Europa und den USA bewertet.
Zentrales Ergebnis des heute veröffentlichten Berichts: Entgegen teilweise wohlklingenden Klimaversprechen bleiben die globalen Bankenriesen wichtige Geldgeber des Klimawandels.
Ihre Kohle-Geschäfte verhindern, dass das Klimaziel von Paris erreicht
werden kann, die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten.
Die untersuchten Banken finanzieren weiter extrem zerstörerische
Kohle-Projekte und -Unternehmen.
„Die Ambitionen der Deutschen Bank, sich auf den Weg Richtung Klimaschutz zu machen, sind minimal.
Dass sie sich selbst ‚Klima-Botschafter‘ nennt, ist eine Frechheit“,
kritisiert Regine Richter, Bankenexpertin bei urgewald. Zwar habe die
Bank - nach jahrelangem Druck von urgewald - im Mai einen umfangreichen
Ausstieg aus der Finanzierung der besonders zerstörerischen
Bergbautechnologie Mountaintop Removal verkündet. „Der Sinneswandel bei
Mountaintop Removal steht aber nicht für einen Sinneswandel bei der
Kohlefinanzierung allgemein. In der Dominikanischen Republik etwa ist
die Deutsche Bank aktuell an einem Kredit für das besonders ineffiziente
Kohlekraftwerk Punta Catalina beteiligt.“
Im Gegensatz dazu
haben unter anderem die französischen Banken Natixis, Crédit Agricole
und Société Générale einen Ausschluss von Geldern für neue Kohleminen
und –kraftwerke beschlossen. Lucie Pinson, Finanz-Kampaignerin bei
Friends of the Earth Frankreich, kritisiert allerdings: „Sogar einige Banken, die mit ihren Kohle-Richtlinien vorangegangen sind, finanzieren nach wie vor gewaltige Kohle-Projekte, Crédit Agricole und Société Générale beispielsweise die Kraftwerke Cirebon 2 und TJB2 in Indonesien.“
Yann
Louvel, Klima- und Energie-Koordinator bei Banktrack, ergänzt: „Manche
internationale Großbanken ruhen sich auf ihren Kohle-Richtlinien aus und
finanzieren weiter die Kohle-Industrie. Das Klimaabkommen von Paris und
das kippende Weltklima sollten ein dringender Weckruf für die Banken
sein. Sie müssen sämtliche Finanzgeschäfte beenden, die zu einer weiteren Expansion der Kohle-Industrie führen.“
Die
Organisationen fordern darüber hinaus: Die Banken müssen sämtliche
Beziehungen zu Kohle-Unternehmen bis zum Jahr 2020 einstellen, um eine
rasche und geordnete Abwicklung der Kohle-Infrastruktur zu
gewährleisten.
Weitere Informationen:
Bericht: Still Coughing Up for Coal: Big Banks after the Paris Agreement (Englisch)
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