Greenpeace Aktivisten protestieren vor Berliner Reichstag
Berlin, 6. 11. 2016 – Vor einem Scheitern
der deutschen Klimapolitik warnen rund 50 Greenpeace Aktivisten heute
Morgen vor dem Berliner Reichstag. Auf die Reichstagswiese haben sie ein
35 Meter langes Symbol eines Thermometers gelegt. Dessen
Quecksilbersäule wird durch einen Feuerring illuminiert. Auf einem
Banner steht „Klimaschutz: In Paris versprochen. In Berlin gebrochen“.
Deutschlands Klimaschutzbemühungen bleiben weit hinter dem auf der
Weltklimakonferenz 2015 in Paris vereinbarten Ziel zurück, die
Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Auch der jüngste, am Wochenende
bekannt gewordene Entwurf zum Klimaschutzplan 2050 wird den deutschen
Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase nicht ausreichend verringern -
selbst wenn sich alle beteiligten Ministerien noch einigen. „Kanzlerin
Merkel darf den Klimaschutz nicht einigen trägen Industriebranchen
opfern“, fordert Karsten Smid, Klimaexperte von Greenpeace. „Ohne einen
festgeschriebenen Kohleausstieg ist die Unterschrift unter dem Pariser
Klimaschutzabkommen wertlos.“
Das am
vergangenen Freitag in Kraft getretene Klimaschutzabkommen fordert von
allen Staaten nationale Maßnahmenkataloge dafür wie sie den Klimawandel
begrenzen wollen. Deutschland hat es sich als ersten Schritt zum Ziel
gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Ausstoß von Treibhausgasen um 40 Prozent
im Vergleich zu 1990 zu verringern. Doch bereits diesen Vorsatz wird die
Bundesregierung nach Berechnungen des Umweltministeriums deutlich
verfehlen. In den vergangenen zehn Jahren sind die deutschen
Treibhausgasemissionen nur um durchschnittlich 8,6 Millionen Tonnen pro
Jahr gesunken. Um die 40 Prozent also noch zu erreichen, muss
Deutschland ab sofort seine Anstrengungen auf 31,8 Millionen Tonnen
vervierfachen. Nach Greenpeace Berechnungen müssten dafür in den
kommenden drei Jahren 19 Braunkohleblöcke mit einer Kapazität von sechs
Gigawatt zusätzlich abgeschaltet und so der Kohleausstieg eingeleitet
werden.
Kohleausstieg, Verkehrswende und weniger Fleischkonsum wichtig für Klimaschutz
Unter Merkel ist der Klimaschutz zwischen
2009 und 2015 praktisch zum Stillstand gekommen. Industrielobbyisten
und der Wirtschaftsflügel der CDU torpedieren jegliche Ansätze,
Deutschlands Wirtschaft klimaverträglich umzubauen. Den
aktuellen Entwurf des Klimaschutzplans 2050 blockieren konservative
Kräfte in CDU und CSU genauso wie Wirtschaftsminister und Vizekanzler
Sigmar Gabriel (SPD). Für den Klimaschutz notwendig sind aber neben dem
schrittweisen Kohleausstieg bis 2030 auch grundlegende Veränderungen
unter anderem im Verkehrssektor und in der Landwirtschaft. Bis
zum Jahr 2025 muss die Produktion von Kraftfahrzeugen mit
Verbrennungsmotoren beendet werden. Auch der Fleischkonsum muss deutlich
verringert und Wälder wieder aufgeforstet werden. Nur so kann die
Bundesregierung, einen klimaverträglichen Pfad einschlagen, der dem
Pariser Abkommen entspricht.
Während Deutschland untätig zusieht,
stiegen die Temperaturen auch im Jahr 2016 in neue Rekordhöhen. Die
Erderwärmung liegt bereits jetzt bei mehr als einem Grad Celsius über
dem vorindustriellen Niveau. „Deutschland blamiert sich beim Klimaschutz
derzeit nicht nur vor der internationalen Weltgemeinschaft, wir leisten
vor allem einen Offenbarungseid den kommenden Generationen gegenüber“,
so Smid.

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