Das
Rechercheteam aus SPIEGEL, Monitor und Deutsche Umwelthilfe
veröffentlicht weitere Belege für eine illegale Abschalteinrichtung bei
der Abgasreinigung des Opel Zafira-Diesel
– Adam Opel AG versuchte erfolglos, die für den 10. Juni 2016
terminierte Verhandlung vor dem Landgericht Darmstadt über den Antrag
auf einstweilige Verfügung wegen Verbrauchertäuschung zu verschieben –
DUH bewertet heutige Sperrung von sechs strittigen
Opel-Pressemitteilungen
als Bestätigung der Rechtmäßigkeit der DUH-Klage wegen
Verbrauchertäuschung im anhängigen einstweiligen Verfügungsverfahrens
Berlin, 3. Juni 2016:
Neue Untersuchungen des IT-Spezialisten Felix Domke, der für das
Rechercheteam
bestehend aus dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, dem ARD-Magazin
„Monitor" und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) die Motorsteuersoftware
des Opel Zafira 1,6 CDTi untersucht, legen den dringenden Verdacht nahe,
dass Opel eine ähnliche Abgasstrategie wie Volkswagen
hat. Die Motorsoftware des Wagens erkennt offensichtlich, ob es sich in
einer Fahrsituation befindet, wie sie im standardisierten europäischen
Abgastest NEFZ vorkommt. Bei geringfügigen Abweichungen wie stärkerer
Beschleunigung oder höherer Motordrehzahl als
im Prüfzyklus wird hingegen die Abgasreinigung drastisch reduziert, der
Opel Zafira stößt deutlich mehr giftige Stickoxide aus.
Für
Opel Chef Karl-Thomas Neumann wird es unterdessen eng. Obwohl Neumann
eingesteht, dass beim Zafira 1.6 CDTI das Abgasnachbehandlungssystem bei
unter plus 17 Grad Celsius
zurückgefahren wird, weigert sich das Unternehmen, den Verbraucher
täuschende Werbeversprechen wie „vorbildliche Abgasreinigung mit
niedrigstem Stickoxid-Ausstoß“, „Dieselspaß ohne Reue“, „Abgasbestwerte
auf Benziner-Niveau“ sowie „Kältetest bei minus 30 Grad“
zu beenden.
Das
Landgericht Darmstadt hat den am 25. Mai 2016 eingereichten Antrag auf
Erlass einer Einstweiligen Verfügung gegen die Adam Opel AG angenommen
und die mündliche Verhandlung
für den 10. Juni 2016 angesetzt. Opel versuchte am gestrigen 2. Juni
2016 erfolglos, den Termin aufzuheben und auf einen späteren Zeitpunkt
verlegen zu lassen. Das Landgericht Darmstadt wies diesen Antrag zurück
und teilte den Opel-Anwälten am heutigen 3.
Juni mit, dass das Gericht für eine Verlegung des anberaumten Termins
„keine Veranlassung“ sehe.
Nach
betriebsinternen Opel-Mitteilungen richtet sich das Unternehmen
offensichtlich auf eine Niederlage ein. Am heutigen 3. Juni forderte die
Opel Unternehmenskommunikation in
einer internen Mitteilung mit der Überschrift „Bitte löschen Sie die
genannten Pressemitteilungen von Ihren Websites“ dazu auf, aus
rechtlichen Gründen sechs Pressemitteilungen von Opel- oder
Mehrmarken-Websites zu entfernen. Dabei handelt es sich ausnahmslos
um Pressetexte, mit den von der DUH vor Gericht im einstweiligen
Verfügungsantrag gebrachten falschen Werbeversprechen.
Hintergrund:
Am
25. Mai 2016 stellte die DUH vor dem Landgericht Darmstadt – Kammer für
Handelssachen – einen Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung
gegen die Adam Opel AG. Das Gericht
soll dem Autobauer untersagen, mit folgenden Äußerungen für das
Pkw-Modell Opel Zafira Tourer 1.6 CDTI zu werben, ohne darauf
hinzuweisen, dass das Abgasnachbehandlungssystem u.a. bei
Außentemperaturen von unter plus 17 Grad Celsius zurückgefahren wird:
•
„BLUEINJECTION FÜR 70 % WENIGER NOx“,
•
„Kältetest
bei minus 30 Grad. Auch wenn er im sonnigen Italien entwickelt wurde –
den Härtetest musste der neue 1.6 CDTI Ecotec in Nordschweden bestehen.
[…] Der Testfokus
lag auf Aspekten wie […] Funktionalität der Abgasnachbehandlung.“,
•
„Vorbildliche
Abgasreinigung mit niedrigstem Stickstoffoxid-Ausstoß […] Viel
Dieselspaß ohne Reue, denn die neue Dieselgeneration von Opel erzielt
Abgasbestwerte auf
Benziner-Niveau.“,
•
„Die
Opel-Ingenieure erreichten dies durch das hochmoderne
Abgasnachbehandlungssystem BlueInjection SCR (selektive katalytische
Reduktion), das den Diesel in Sachen
Schadstoff-Emissionen so sauber wie einen Benziner werden lässt.“,
•
„In
Sachen Schadstoff-Emissionen ist der neue 1.6 CDTI dank BlueInjection
SCR-System (selektive katalytische Reduktion) so sauber wie ein
Benziner“.
Mit
dem Versprechen, die ‚Funktionalität der Abgasnachbehandlung‘ auch bei
minus 30 Grad sicherzustellen und ‚Abgasbestwerte auf Benziner-Niveau‘
zu erzielen, täuscht Opel-Chef
Neumann nach Ansicht der DUH gezielt die an sauberen und gleichzeitig
klimafreundlichen Fahrzeugen interessierten Verbraucher. Doch anstatt
den Verkauf und die Auslieferung dieser Betrugsdiesel-Zafiras
einzustellen, weigert er sich auf diese falschen Qualitätsversprechen
zukünftig zu verzichten.
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