(BUP) „Schade um das Papier – das fällt mir zum Aktionsplan der
Landesregierung von Ministerpräsident Reiner Haseloff zum Erhalt der
Artenvielfalt ein.“ Ohne viele Worte kritisiert so der umweltpolitische
Sprecher der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Dietmar Weihrich,
die Arbeit der Landesregierung, wenn es um die Biodiversität geht.
„Natur- und Artenschutz ist wichtig für unsere kulturelle Identität. Die
Artenvielfalt müssen wir von daher als gesellschaftliche Aufgabe
begreifen. Mit einer reinen Auflistung bisheriger Aktivitäten will die
Landesregierung diese Aufgabe als erledigt abstempeln. Das aber bringt
uns da keinen Millimeter weiter.“
Die Landesregierung müsse umsteuern
und ihren Aktionsplan vom Kopf auf die Füße stellen, fordert der
bündnisgrüne Politiker Weihrich. „Wenn dieses Umdenken bei der
Landesregierung nicht jetzt einsetzt, nimmt sie das Aussterben vieler
Tierarten billigend in Kauf.“ Mit der Großtrappe und dem Rotmilan greift
Weihrich zwei Tierarten exemplarisch heraus. „Von einer aktiven und
vorsorgenden Naturschutzpolitik durch die Landesregierung kann hier
keine Rede sein.“
Im Fiener Bruch ist der Bestand der Großtrappen
seit 2011 zwar von 17 auf 43 gestiegen. Ausgewildert wurden aber seit
2011 etwa 17 Großtrappen pro Jahr. Die Anzahl der Jungvögel hingegen
sank nach einem kurzen Anstieg von drei auf fünf wieder auf nur einen
Jungvogel in 2013. „Diese Zahlen belegen, dass die Population im Fiener
Bruch noch nicht überlebensfähig ist. Dafür hätten im Fiener Bruch im
Jahr 2013 elf Jungvögel flügge werden müssen“, erklärt Weihrich.
Die
zweite Vogelart, die Weihrich in Gefahr sieht, ist der Rotmilan. Seit
Mitte der ´90er Jahre ist der Bestand dieser Greifvogelart in
Sachsen-Anhalt um 50 Prozent zurückgegangen. Weihrich: „Sachsen-Anhalt
hat eine besondere Verantwortung für den Schutz des Rotmilans. Aus
diesem Grund müssen wir jetzt in Sachsen-Anhalt seinen Bestand schützen
und stärker fördern. „Es geht nicht nur darum, dass der Rotmilan ein
Symbol für Sachsen-Anhalt ist, sondern es geht um das ökologische Gefüge
in unserer Kulturlandschaft insgesamt. Denn dieser Greifvogel der
Agrarlandschaft steht wie kein anderes Tier für die ökologischen
Zusammenhänge von Landschaften.“
Vom Feldhamster über die
Rotbauchunke bis hin zum Mausohr, vom zierlichen Brillenschötchen über
das Zwerg-Zypergras bis hin zum stängellosen Tragant - überall besteht
großer Handlungsbedarf, um die Artenvielfalt zu erhalten. „Bei allen
Maßnahmen wird es darauf ankommen, dass der amtliche und der
ehrenamtliche Naturschutz wie Zahnräder ineinandergreifen“, meint
Weihrich. „Nur so wird der Naturschutz wieder ein positives Image
gewinnen.“
Weihrich kündigt an, dass die Landtagsfraktion BÜNDNIS
90/DIE GRÜNEN auch 2015 die Tatenlosigkeit der Landesregierung von
Ministerpräsident Reiner Haseloff im Naturschutz thematisieren werde.
Der Schwerpunkt solle dabei auf den Arten liegen, für deren Erhaltung
die Landesregierung eine besondere Verantwortung trägt sowie auf der
Umsetzung der europäischen Naturschutzrichtlinien, die von der
Landesregierung ebenfalls seit Jahren verzögert würde.
„Es ist an
der Zeit, dass die Landesregierung bei der Naturschutzpolitik insgesamt
umsteuert. Sie muss die Bedeutung der Arten für unsere kulturelle
Identität und unsere ethische Verantwortung für den Erhalt der Schöpfung
betonen.“
Dietmar Weihrich, umweltpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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