Hamburg, 26.7.2018 – Das
brutale Geschäft mit einer gefährdeten Tierart: Bei einer
großangelegten Razzia in Tschechien fanden Ermittler einen getöteten
Tiger sowie Tigerprodukte und Equipment zur Herstellung Traditioneller
Chinesischer Medizin. Damit steht fest, dass die Europäische Union auch
ein Marktplatz für skrupellose Tigerhändler ist. VIER PFOTEN Recherchen
zeigen auf, dass auch Tiger aus Deutschland über Tschechien in Asien
landen. Zudem liegen VIER PFOTEN Daten vor, die belegen, dass
Deutschland eines der TOP 5 EU Länder im Bereich des illegalen Handels
mit Tigerprodukten ist.
„Die
Welt hat bereits mehr als 90 Prozent ihrer Tiger verloren. Es gibt nur
noch rund 3.900 Tiger in freier Wildbahn. Die neuen Erkenntnisse und das
Ausmaß des Tigerhandels in Europa sind deshalb umso schockierender. Wir
fordern die Europäische Kommission dazu auf, die gefährdeten Tiger zu
schützen und den kommerziellen Handel zu verbieten. Tigerhändler und
ihre grausamen Geschäfte dürfen keinen Platz mehr in der EU haben“, sagt
Kieran Harkin, Leiter der Wildtierkampagnen bei VIER PFOTEN.
„Made in Germany“: Deutsche Tiger enden in Asien
Laut
offiziellen Berichten der zuständigen Tschechischen Behörde sind in den
vergangenen Jahren auch Tiger aus Deutschland über das Nachbarland nach
Asien transportiert worden. Weitere Recherchen in Vietnam ergaben, dass
vermutlich mindestens zwei der Tiger in die Hände eines mehrfach
verurteilten Wildtierschmugglers gelangten.
In
der Bundesrepublik wurden zwischen 1999 und 2016 wenigstens 36 Fälle
von illegalem Handel mit Tigerprodukten registriert, bei denen 892
Tigerprodukte beschlagnahmt wurden – damit liegt Deutschland noch vor
Tschechien. Es ist von einer drastischen Dunkelziffer auszugehen. Auch
beim legalen Export lebender Tiger steht Deutschland innerhalb der EU
mit an der Spitze. Zwischen 1999 und 2016 wurden mindestens 194 Tiere
aus Deutschland in Länder außerhalb der EU verbracht. Wo die Tiere
letztendlich landen ist oftmals ungewiss. Der Handel mit der bedrohten
Großkatze und ihren Körperteilen ist lukrativ. Laut VIER PFOTEN
Recherchen bringt ein lebender Tiger bis zu 22.000 Euro. Den
tschechischen Behörden zufolge wird ein Kilo Tigerknochen für rund 1.700
Euro und ein Liter Knochenbrühe, sogenannter Tigerwein, für etwa 85
Euro verkauft.
Der
kommerzielle Handel mit lebenden Tigern und Tigerprodukten – ob aus
freier Wildbahn oder in Gefangenschaft geboren – muss gestoppt werden!
Legaler Handel befeuert illegalen Handel und stellt eine große Gefahr
für die letzten Tiger in freier Wildbahn dar.
Fehlende Transparenz in der EU
Der
Handel mit wilden Tigern ist zwar verboten, aber nicht der Handel mit
in Gefangenschaft gezüchteten Tieren. Doch hier mangelt es in der EU an
effektiven Vorschriften. Die genaue Anzahl an gefangenen und gehandelten
Tigern in Europa ist nicht bekannt, da Transporte innerhalb der EU
keine Import- oder Exportgenehmigungen von CITES (Convention on International Trade in Endangered Species)
brauchen. Deshalb gibt es nur wenige offizielle Dokumente, die belegen
wer, wann, an wen und zu welchem Zweck Tiger verkauft. VIER PFOTEN hat
deshalb eine Petition gestartet, durch die Unterstützer die Europäische
Kommission auffordern können, den kommerziellen Handel mit Tigern
endgültig zu verbieten, um die Tiere zu schützen: „EU Tigerhandel stoppen“.
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