Zur heutigen öffentlichen Anhörung zum geplanten „Entgelttransparenzgesetz“ erklären Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für ArbeitnehmerInnenrechte, und Ulle Schauws, Sprecherin für Frauenpolitik:
Die
Kritik der Sachverständigen ist deutlich: Ein wirkungsvolles Gesetz ist
dieser Entwurf aus dem Hause Schwesig nicht. Das geplante Gesetz will
angeblich das Gebot des gleichen Entgelts für Frauen und Männer bei
gleicher und gleichwertiger Arbeit durchsetzen. Doch dieses Ziel
erreicht es allein mithilfe von mehr Transparenz bei weitem nicht. Die
SPD ist vor der Union und Wirtschaft eingeknickt. Das neue
Entgelttransparenzgesetz schafft weder Transparenz noch
Lohngerechtigkeit.
Das
Gesetz, so wie es heute vorliegt, diskriminiert alle weiblichen
Beschäftigten in kleineren Betrieben. Denn die geplanten Regelungen
gelten längst nicht für alle Frauen. Auskunft über das Entgelt von
Kollegen erhalten nur Frauen, die in Betrieben mit mehr als 200
Beschäftigten arbeiten. Damit gilt der Gesetzesentwurf für mehr als 60
Prozent aller weiblichen Beschäftigten nicht.
Gleichzeitig
sollen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber künftig die Entgeltstrukturen
in ihrem Unternehmen auf Benachteiligungen hin überprüfen. Dazu sind sie
aber nicht verpflichtet. Dadurch bleibt der Vorstoß wirkungslos. Für
diese Farce einer Überprüfung dürfen sich Arbeitgeberinnen und
Arbeitgeber außerdem ein Prüfverfahren ganz nach eigenem Gusto
aussuchen. Ob das Prüfverfahren geeignet ist oder Entgeltgleichheit nur
vorgaukelt, ist der Bundesregierung anscheinend egal. Dabei macht nur
ein zweckmäßiges und zertifiziertes Prüfverfahren Benachteiligungen beim
Lohn tatsächlich sichtbar.
Das
geplante Gesetz lässt Frauen am Ende wieder allein, wenn sie
Diskriminierungen feststellen. Denn vor das Arbeitsgericht müssen sie
alleine ziehen. Ein wirklicher Schritt in die richtige Richtung wäre es,
wenn die Möglichkeit einer starken Verbandsklage gesetzlich geschaffen
wird. Nur so wird das Entgeltgleichheitsgebot tatsächlich durchgesetzt
und Frauen wirklich effektiv unterstützt.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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