30. Mai 2016

Verbot des Hormongifts Bisphenol A nicht weiter verzögern - Hersteller von Thermopapieren zum Rückruf belasteter Produkte aufgefordert


Düsseldorf/Berlin (ots) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat die Hersteller von Thermopapieren zum Rückruf Bisphenol-haltiger Produkte und zum freiwilligen Ersatz der riskanten Chemikalie aufgefordert. Die u.a. von den deutschen Firmen Koehler-Group und Kanzan, aber auch von der japanischen Mitsubishi-Konzerngruppe hergestellten Spezialpapiere für Kassenbons, Eintritts- und Fahrkarten, Kofferetiketten oder Automaten-Tickets gefährdeten die Gesundheit der Verbraucher, teilte der Umweltschutzverband zu Beginn der weltgrößten Messe der Druckindustrie (Drupa 2016) in Düsseldorf mit.

In vom BUND veranlassten Stichproben von Kassenbons, Eintrittskarten und Kofferetiketten sei mehrheitlich nicht nur der hormonelle Schadstoff Bisphenol A (BPA), sondern auch das ähnlich schädliche Bisphenol S (BPS) nachgewiesen worden. Getestet wurden Kassenbons von Tankstellen, großen Drogerie- bzw. Handelsunternehmen, Kinoeintrittskarten und Kofferetiketten von Lufthansa und Air Berlin. In 14 von 19 untersuchten Proben wurde BPA oder BPS nachgewiesen. Die höchsten BPA-Werte wurden bei Kassenbons von Shell- und Aral-Tankstellen, der Drogeriekette Rossmann und bei Eintrittskarten der Kinogruppe Cinestar gemessen.

"Die Menschen kommen täglich mit zahlreichen Artikeln in Kontakt, die Bisphenole enthalten. Diese Stoffe haben in verbrauchernahen Produkten nichts zu suchen. Ein Verbot darf nicht nur BPA betreffen, es muss auch chemisch verwandte Bisphenole wie BPS umfassen. Die Hersteller von Thermopapieren sollten Bisphenol-haltige Produkte zurückrufen und vorhandene gesundheitlich unbedenkliche Alternativen sofort einsetzen", forderte der BUND-Chemieexperte Manuel Fernández.

Bereits 2015 hatte der Risikoausschuss der Europäischen Chemikalienbehörde ECHA wegen nicht beherrschbarer Gesundheitsrisiken ein Verbot von BPA in Thermopapier empfohlen. Frühestens im kommenden Juli wird der Regelungsausschuss der EU-Kommission über ein solches Verbot abstimmen.

"Die EU-Kommission geht mit der Gesundheit der Menschen fahrlässig um. Der Zeitraum zwischen dem Erkennen der Bisphenol-Gefahren und den erforderlichen Gegenmaßnahmen ist einfach zu groß. Ein Verbot von BPA und ähnlich gefährlichen Bisphenolen in Thermopapier ist längst überfällig", so Fernández.

Negative Auswirkungen könnten hormonelle Schadstoffe bereits in sehr geringen Konzentrationen haben. "Vor allem Schwangere, die an ihren Arbeitsplätzen mit Kassenbons und anderen Bisphenol-belasteten Schriftstücken in Berührung kommen, sind inakzeptablen Risiken ausgesetzt. Besonders gefährdet sind auch Ungeborene und Kleinkinder", sagte Fernández.

Laut europäischer Lebensmittelbehörde (EFSA) ist Thermopapier nach Lebensmitteln die zweitwichtigste BPA-Belastungsquelle für den Menschen. Der als Farbentwickler fungierende Stoff gelangt bei Hautkontakt in den Körper. Er gilt als Mitauslöser für hormonell bedingte Erkrankungen wie Hoden-, Prostata- oder Brustkrebs, für Diabetes Typ 2, Übergewicht, Immunschwächen und Lebensmittelallergien. Bei über 90 Prozent der Einwohner von Industriestaaten ist Bisphenol A im Blut und im Urin nachweisbar. Bereits 2015 hatte Frankreich Bisphenol A in allen Materialien, die Kontakt zu Lebensmitteln haben, verboten. Auf EU-Ebene wurde die Verwendung von Bisphenol A bislang nur in Babyfläschchen untersagt.

Ein Hintergrundpapier zu "Bisphenole in Thermopapier" sowie die aktuellen Bisphenol-Tests des BUND finden Sie im Internet unter: www.bund.net/pdf/thermopapier_bisphenole

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