Atom- und Kohlemeiler verstopfen die Netze und treiben Strompreis
Hamburg,
31. 5. 2016 – Weil Atom- und Kohlekraftwerke ihre Leistung auch bei
viel Wind- und Sonnenenergie nicht drosseln, verursachen sie Engpässe
und hohe Kosten im Stromnetz. Allein in Schleswig-Holstein addierten
sich die zusätzlichen Netzkosten im Jahr 2015 auf bis zu 160 Millionen
Euro, so das Ergebnis einer Analyse des Beratungsinstituts Energy
Brainpool im Auftrag von Greenpeace. Von den Netzbetreibern werden diese
Kosten an die Stromkunden weitergereicht. „Die Energiekonzerne lassen
ihre unflexiblen Großkraftwerke auch dann mit hoher Auslastung laufen,
wenn genug Wind- und Sonnenstrom da sind. Das ist nicht nur schädlich
fürs Klima, sondern auch teuer für die Stromkunden“, sagt
Greenpeace-Energieexperte Tobias Austrup. „Statt Windräder muss die
Bundesregierung für die Energiewende mehr konventionelle Kraftwerke vom
Netz nehmen und Platz schaffen für die Erneuerbaren.“ Die Kurzstudie finden Sie unter https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/kurzanalyse_grosskraftwerke.pdf.
In
der jetzt geplanten Novelle des Erneuerbare Energien-Gesetzes will die
Bundesregierung den Zubau bei der Windenergie massiv bremsen. Ihr
Argument: Der Netzausbau kann angeblich mit dem Wachstum der
Erneuerbaren nicht mithalten. Die Greenpeace-Analyse belegt jedoch, dass
die Probleme von starren Großkraftwerken verursacht werden, die die
Netze verstopfen und teures Netzmanagement nötig machen. In Berlin
treffen sich heute Abend die Regierungschefs der Länder, um ein zweites
Mal mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die EEG-Reform zu
diskutieren. Ein erstes Treffen blieb ohne Ergebnis. Besonders
Energiewende-Gegner in der CDU fordern, den Ausbau der Erneuerbaren
Energien massiv zu bremsen. „Die Union will vor allem die Windenergie
zum Sündenbock für Netzengpässe machen. Das ist absurd. Auch die
Energiewende-Gegner sollten endlich anerkennen, dass die unflexiblen
Großkraftwerke Umweltprobleme verursachen und die eigentlichen
Strompreistreiber sind“, so Austrup.
Vorrang der Erneuerbaren im Stromnetz wird unterlaufen
Am
Beispiel des Stromnetzes in Schleswig-Holstein, wo deutschlandweit im
Jahr 2015 besonders häufig Erneuerbare Energien abgeregelt wurden,
untersucht die Kurzstudie das Einspeiseverhalten konventioneller
Kraftwerke am Beispiel des Atomkraftwerks Brokdorf und des
Steinkohlekraftwerks Moorburg. Fazit: Brokdorf und Moorburg drosselten
ihre Produktion auch dann kaum, wenn viel Erneuerbare Energien-Strom
verfügbar war. Insbesondere das Atomkraftwerk Brokdorf lief oft mit
voller Leistung, obwohl eine Drosselung technisch möglich gewesen wäre. Die
Analyse zeigt auch, dass Brokdorf und Moorburg jedoch dann weniger
Strom produzierten, wenn der Strompreis an der Börse unter null lag. „Nur
bei negativen Strompreisen drosseln die Großkraftwerke ihre Leistung,
während sie bei Netzengpässen stur weiterlaufen. Das darf nicht durch
eine Energiewende-Bremse belohnt werden“, fordert Austrup.
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