Zum Unesco-Weltfeiertag der Pressefreiheit erklären Tabea Rößner, Sprecherin für Medienpolitik, und Omid Nouripour, Sprecher für Außenpolitik:
Der
Tag der Pressefreiheit soll die Prinzipien der Pressefreiheit
zelebrieren und an deren Wahrung erinnern. Vor allem müssen wir uns an
diesem Tag vor Augen führen, wie sehr die Pressefreiheit immer wieder
unter Druck gerät. Im Jahr 2016 stellen wir fest, dass die
Pressefreiheit nicht nur weltweit, nicht nur in repressiven Regimen und
durch organisierte Kriminalität, sondern vor unserer Haustür in Europa
und bei uns in Deutschland zunehmend in Gefahr gerät. Die
Bundesregierung muss sich entschlossen dafür einsetzen, dass die
europäische und internationale Staatengemeinschaft dieser Entwicklung
mit allen Mitteln entgegentritt.
Laut
Reporter Ohne Grenzen ist die Arbeit von Journalistinnen und
Journalisten am gefährlichsten in Regionen, die zeitgleich mit Terror,
Kriegen und repressiven Regimes zu kämpfen haben. Aktuell beobachten wir
mit großer Sorge, dass sich der islamistische Terror gegen
Journalistinnen und Journalisten sowie Bloggerinnen und Bloggern auch
vermehrt in Bangladesch verbreitet. Gleichwohl nutzen autoritäre Staaten
die vermeintliche Terrorbekämpfung, um die Presse still zu legen. Wir
fordern deshalb ein starkes, internationales Engagement, diesen
Entwicklungen zu begegnen, um die Sicherheit und Meinungsfreiheit der
Journalistinnen und Journalisten überall zu stärken.
Irritierend
ist die Entwicklung, die die Türkei in Sachen Meinungs- und
Pressefreiheit einschlägt. Unter dem Deckmantel anti-terroristischer
Gesetze geht die Türkei vehement gegen kritische Medien vor,
Journalistinnen und Journalisten haben immense Haftstrafen zu
befürchten. Mittlerweile sind zudem mehr als 1800 Verfahren wegen
Präsidentenbeleidigung eröffnet. Immer mehr dehnt Ankara diese Politik
auch auf ausländische Journalistinnen und Journalisten aus. Oder
versucht, kulturelle Projekte, wie das Konzertprojekt „Aghet“ in Dresden
über den Völkermord an den Armeniern zu verhindern. Es ist zu
befürchten, dass Merkel hier mehr als nur ein Auge zudrückt. Die
Bundesregierung muss sich indes deutlich für die Pressefreiheit
positionieren – auch und gerade im Hinblick auf den EU-Beitritt oder
andere Fragen. Außenpolitische Interessen dürfen aber in keinem Fall zu
einem Ausverkauf unserer europäischen Werte führen.
In
Teilen Europas besteht eine offensichtliche Verbindung zwischen
zunehmendem Nationalismus und Übergriffen auf Journalistinnen und
Journalisten. Im aktuellen Bericht von ROG ist Deutschland in Sachen
Pressefreiheit ganze vier Plätze abgerutscht. Hierzulande bereitet vor
allem die Einschüchterung und Gewalt von Pegida und Co. große Sorgen.
Der Staat hat alle Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass
Journalistinnen und Journalisten frei berichten können.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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