Umwelt-
und Verkehrsverbände fordern nationales Aktionsprogramm für eine
bessere Luftqualität – Auf europäischer Ebene müssen Vorgaben
zur Luftreinhaltung weiterentwickelt werden – für das Recht auf saubere
Luft
Berlin, 6.7.2015:
Nach dem im Juni von der EU-Kommission eingeleiteten
Vertragsverletzungsverfahren
gegen Deutschland aufgrund anhaltender Überschreitungen der
Luftreinhaltegrenzwerte fordern die deutschen Umwelt- und
Verkehrsverbände von der Bundesregierung ein konkretes Aktionsprogramm
zur Verbesserung der Luftqualität. Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), Deutsche Umwelthilfe (DUH), Naturschutzbund
Deutschland (NABU) und Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisieren, dass
der Überschreitung der geltenden Grenzwerte für die Belastung mit
Feinstaub und Stickoxiden in zahlreichen Städten nach
wie vor nicht entschlossen genug begegnet wird. Und dies, obwohl
bekannt ist, dass in Folge schlechter Luft schwerwiegende Erkrankungen
und bis zu 70.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr zu beklagen sind. Mit
dem Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik
wird nun folgerichtig der Druck auf die Bundesregierung erhöht.
Die
Verbände haben im Rahmen ihres gemeinsamen Projektes Clean Air
zahlreiche Maßnahmen und Strategien präsentiert, wie die Luftqualität
spürbar verbessert werden kann. Dazu
zählen ordnungsrechtliche Maßnahmen wie die Einführung einer
Umweltzone, Auflagen zur Abgasreinigung von Baumaschinen und Schiffen
bis hin zu einer konsequenten Förderung und Ausweitung des
Umweltverbundes.
„Die andauernde Überschreitung der Grenzwerte für Luftschadstoffe
gefährdet die Gesundheit der Menschen ganz massiv. Umweltministerin
Hendricks muss endlich ein Aktionsprogramm Luftreinhaltung auf den Weg
bringen. Die konkreten Vorschläge liegen auf dem
Tisch, jetzt muss endlich entschlossen gehandelt werden“, so Heiko Balsmeyer, Koordinator des EU-Projektes und Verkehrsreferent beim VCD.
Der
Vorsitzende des Verkehrsausschusses im EU-Parlament, Michael Cramer,
unterstützt die Verbände mit ihrem Anliegen auf europäischer Ebene, den
Städten und Regionen im Kampf
um saubere Luft zu helfen. Wichtig sei, dass das Europäische Parlament
bei den anstehenden Abstimmungen zur NEC-Richtlinie für ambitionierte
und verbindliche Ziele zur Begrenzung von Luftschadstoffen stimme. Im
Verkehrsbereich sei ein deutliches Umsteuern
erforderlich, um die Gesundheit der Bevölkerung vor Luftschadstoffen zu
schützen.
„Es gibt einen weiten Bogen an Feldern der Verkehrspolitik, auf denen
die europäische Politik aktiv werden muss. Dieser reicht von der
Förderung des Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehrs, über Filterpflichten
für Schienenfahrzeuge bis zum sauberen Schiffsverkehr“,
so Michael Cramer.
Erst
in der vergangenen Woche unterlag das Land Hessen der DUH erneut in
einem Rechtsstreit, weil es nur unzureichende Maßnahmen zur Einhaltung
der Stickoxidgrenzwerte in den
hessischen Städten Limburg und Offenbach ergriffen hatte. „Wir legen
juristische Mittel ein, um zu verhindern, dass die seit Jahren
geltenden Grenzwerte auch in den kommenden Jahren noch überschritten
werden. Um zu wirksamen Lösungen zu kommen, ist nicht
nur auf kommunaler und Landesebene entschlossenes Handeln erforderlich.
Der Bund muss die Weichen stellen und auch die Hersteller in die
Pflicht nehmen. Im Bereich Stickoxide ist der Verursacher der Diesel. Er
muss verlässlich sauber und seine Bevorzugung
beendet werden. Die Alternative ist eine Verbannung aus den
Innenstädten“, betont
Dorothee Saar, Leiterin des Bereiches Verkehr und Luftreinhaltung der DUH.
Angesichts
der drohenden Strafzahlungen des Vertragsverletzungsverfahrens rufen
die Verbände nochmals gemeinsam dazu auf, sinnvolle und wirksame
Maßnahmen einzuleiten. Vor allem
die Einführung einer blauen Plakette und eine verbindliche
Filterpflicht für Baumaschinen in öffentlichen Ausschreibungen sind
dringend notwendig.
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