Greenpeace-Messungen: Radioaktivität weiter auf gefährlich hohem Niveau
Tokio, 21. 7.
2015 – Die japanische Regierung plant Tausende Menschen in die Umgebung
von Fukushima zurück zu zwingen, obwohl diese noch immer stark
verstrahlt ist. Die Radioaktivität im etwa 30 Kilometer von Fukushima
entfernten Distrikt Iitate ist auch vier Jahre nach der
Reaktorkatastrophe teilweise noch so hoch, dass eine Rückkehr der
Menschen in ihre Häuser nicht zu verantworten ist. Dies ergaben
Messungen der unabhängigen Umweltschutzorganisation Greenpeace. Zuvor
hatte die Regierung beschlossen, Kompensationszahlungen für die Opfer
des Atomunfalls bis 2018 auslaufenzulassen, wodurch viele gezwungen
wären, in ihre alten Häuser zurückzukehren. „Die Regierung verurteilt
Tausende von Menschen zu einem Leben auf gefährlich verstrahltem
Gebiet“, so Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital.
Greenpeace hat in den vergangenen Wochen
in Iitate mit einem Expertenteam Radioaktivitätsmessungen durchgeführt.
Dabei wurden nicht nur in den Wäldern der Region, sondern auch auf
angeblich bereits gesäuberten Flächen neben Häusern und Straßen
weiterhin gefährlich überhöhte Werte festgestellt. Auf dekontaminierten
Feldern hatte das Team Werte gemessen, die einer jährlichen Dosis von
mehr als 10mSv entsprechen. „Das ist das Zehnfache des international
zulässigen Grenzwerts“, so Smital. „Fünf Jahre nach der
Tschernobyl-Katastrophe galt für die 30-Kilometer-Zone die Hälfte des
Werts, den wir jetzt in Iitate gemessen haben - und in die Sperrzone
dürfen die Menschen noch immer nicht zurück.“
Dekontaminations-Politik der Regierung gescheitert
Japans
Regierung hatte Mitte Juni angekündigt, die Evakuierungsorder im März
2017 auslaufen zu lassen. Dies würde bedeuten, dass Tausende Opfer der
Fukushima-Katastrophe bis 2018 die ohnehin niedrigen
Kompensationszahlungen verlieren. Ohne Kompensation aber werden Menschen
mit begrenzten finanziellen Mitteln in ihre verseuchten Häuser
zurückziehen müssen. In den vergangenen Jahren hat Premierminister
Shinzo Abe Zehntausende Arbeiter eingesetzt, um die Region um Fukushima
mit aufwendigen Erdarbeiten zu dekontaminieren. Die jüngsten
Greenpeace-Messungen zeigen, dass dieser Versuch gescheitert ist. Die
weitläufigen Wälder und Hügel Iitates bergen noch immer große Mengen
Radioaktivität, die mit jedem Regen erneut auf die Felder und Wiesen der
Region ausgewaschen werden. „Diese Sisyphusarbeit wird auch in
Hunderten von Jahren noch nicht abgeschlossen sein“, so Smital. „Die
Wahrheit ist: Diese Gegend lässt sich nicht dekontaminieren.“
Die
Messungen belegen, dass die japanische Regierung außerstande ist, wieder
sichere Lebensbedingungen in den verseuchten Gebieten herzustellen.
Greenpeace fordert eine sofortige Rücknahme der Beschlüsse, mit denen
viele Menschen in stark radioaktiv-belastete Gebiete gezwungen werden.

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