Die im
Auftrag des DGB veröffentlichte Bildungsgipfel-Bilanz des Essener
Bildungsforschers Klaus Klemm zeigt: Bildungsungerechtigkeit ist weiterhin ein
zentrales Problem in Deutschland. Die Bundesregierung erreicht zahlreiche Ziele
des Bildungsgipfels 2008 nicht.
Die Quote
junger Erwachsener ohne Berufsausbildung ist nicht wie geplant von 17 auf 8,5
Prozent gesunken, sondern liegt bei 13,8 Prozent – das sind 1,4 Millionen
frustrierte junge Menschen, die ohne anschlussfähige Perspektive in eine
unsichere Zukunft blicken. Hier besteht kein Erkenntnis-, sondern ein
Handlungsdefizit. Gerade benachteiligte junge Menschen brauchen dringend
tragfähige Brücken in eine gute und vollqualifizierende Berufsausbildung.
Das Ziel, die
Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss von acht auf vier Prozent zu halbieren,
ist ebenfalls gescheitert: So sind noch immer 5,7 Prozent der SchulabgängerInnen ohne Abschluss. Auch scheinbar positive
Zahlen zeigen bei näherer Betrachtung, dass die soziale Schieflage wächst: Die
Steigerung der Weiterbildungsquote wie auch die Erhöhung der
Studienanfängerquote finden nur bei denen statt, die sowieso schon gute
Bildungsvoraussetzungen haben.
Wir fordern
die Bundesregierung auf, endlich eine Ausbildungsgarantie einzuführen und den
Übergangsbereich zwischen Schule und Ausbildung gemeinsam mit den Ländern, den
Sozialpartnern und der Bundesagentur für Arbeit zu reformieren. Das Bildungs-
und Teilhabepaket muss endlich vom Bürokratiemonster
zu einer echten sozio-kulturellen Existenzsicherung umgebaut werden, die echte
Teilhabechancen ermöglicht und Bildungsgerechtigkeit schafft. Um eine
flächendeckende Ganztagsversorgung, eine verstärkte individuelle Förderung
und den Rechtsanspruch auf Inklusive Bildung zu gewährleisten, ist es dringend
notwendig, dass sich der Bund stärker an den Investitionen für Bildung
beteiligt und seine Bildungsausgaben erhöht.
Wer eine
echte Bildungsrepublik will, muss endlich das Kooperationsverbot in Gänze
abschaffen. Bund, Länder und Kommunen müssen eine gemeinsame Bildungsstrategie
entwickeln - mit klaren Zielen und Zuständigkeiten. Es reicht nicht aus, auf
dem Papier Zielvorgaben zu machen, in der Lebenswelt der Kinder, Jugendlichen
und Familien aber weiterhin Hürden aufzubauen. Anstatt medienwirksam eine
Bildungsrepublik auszurufen, muss die Bundesregierung endlich Farbe bekennen
und in die Bildung investieren.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
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